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Der Schachspieler

Der Schachspieler

Titel: Der Schachspieler
Autoren: Jeffrey B. Burton
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Singapur machen –, dann würden sie vielleicht heute noch leben.«
    »Warum sind sie nach der Uni an der Ostküste geblieben?« , fragte Cady. »Warum sind sie nicht nach Hause gekommen?«
    »Dafür war ich verantwortlich. Ich hatte gehofft, dass sie mit der Zeit reifer würden, also ließ ich ihnen ein großzügiges monatliches Taschengeld zukommen, damit sie ihre eigenen Wege gehen können und ich nichts mit ihnen zu tun haben musste. Zwei neue Sportwagen hier, eine unausgegorene Investition dort: So vertrieben sie sich die Zeit.« Zalentine wischte sich mit dem Unterarm über die Stirn. »Sie wissen sicher, dass sie Princeton nicht abgeschlossen haben.«
    »Ich hab’s gehört.«
    »Sie bezahlten zwei schlaue Burschen dafür, für sie die Vorlesungen zu besuchen und ihre Arbeiten zu schreiben. Ein anderer Junge kriegte es mit und ging zu einem Professor. Drei Jahre Studiengebühren und großzügige Spenden, zweihunderttausend Dollar ins Klo gespült.«
    »Kennen Sie irgendjemanden, der Ihren Söhnen schaden wollte?«
    »Da sollten Sie sich vielleicht dort umhören, wo sie ihre Partydrogen gekauft haben. Sie wissen schon: Ecstasy, Vicodin oder was gerade sonst noch in ist.«
    »Auf ihrem Segelboot hat man hochwertiges Cannabis gefunden. Wir gehen der Sache nach, aber es ist eher unwahrscheinlich, dass ein Dealer wegen der Drogen so weit gehen würde.«
    »Geht es bei Gewalttaten nicht oft um Drogen?«
    »Schon, aber Ihre Söhne verfügten über große finanzielle Mittel, Mr. Zalentine. Schwer vorstellbar, dass sie ihre Drogen nicht bezahlen konnten, und die Dealer sie deshalb ermordet hätten.«
    »Ehrlich gesagt, will ich mir gar nicht vorstellen, auf was sich die beiden alles eingelassen haben könnten.« Zalentine nahm noch einen Schluck Mineralwasser. »Ich sag’s nicht gern, aber es könnte auch irgendeine abartige Sexgeschichte dahinterstecken. Ich hab von ziemlich schrägen Sachen gehört, die sie mit Mädchen angestellt haben sollen. Hat sich nicht schön angehört, und das ist schon ein paar Jahre her.«
    »Sie wollten Ihre Söhne nicht hier bei sich haben. Warum nicht?«
    »Ich verkaufe Diamantringe, Agent Cady. Eine Menge sogar. Ich weiß, wie die Leute ticken. Ihnen sehe ich zum Beispiel an, dass sie mich insgeheim verurteilen, mich für einen schlechten Vater halten.«
    »Sir, ich bin nur hier, um Ihnen ein paar Fragen …«
    »Scheiß drauf, spielt keine Rolle«, winkte Zalentine ab. »Jedenfalls kann ich die Leute innerhalb von dreißig Sekunden einschätzen, wenn sie meinen Laden betreten. Bei einem jungen Paar weiß ich sofort, welche Verlobungsringe sie nehmen werden, ob sie in fünf Jahren noch verheiratet sein werden, wer den anderen zuerst betrügt – und das alles innerhalb von dreißig Sekunden. Sie können sich vorstellen, dass ich auch meine Söhne ganz gut einschätzen konnte. Ich weiß, das spricht nicht gerade für mein eigenes Fleisch und Blut, Agent Cady, aber erinnern Sie sich noch an die Menendez-Brüder – Lyle und Erik?«
    Cady nickte.
    »Es hat also einen ganz bestimmten Grund, warum ich nicht mehr wollte, dass sie hier leben, nachdem sie die Hamster im Garten in die Luft gejagt hatten. Warum ich sie auf jedes Internat geschickt hab, das sie aufnahm, und später auf ein College an der Ostküste. Ich wollte nicht eines Morgens aufwachen und Adrien und Alain an meinem Bett stehen sehen, mit Skalpellen in der Hand, weil sie sich gerade ein neues Experiment ausgedacht hatten.«
     
    Es mag also keine allzu große Überraschung für Vance Zalentine gewesen sein, als er erfuhr, dass sein Sohn Alain in einer Raststätte am U. S. Highway 50 bei Queenstown, Maryland, erschossen worden war. Alain Zalentine war ein bisschen mit seinem Porsche Carrera GT herumgebrettert, hatte dort gehalten und war anschließend auf die Toilette gegangen. Er bekam nicht mit, dass ihm jemand folgte, etwa eine Minute wartete, ehe der Unbekannte die Tür zur Kabine auftrat und Alain mit einer Kugel mitten in die Stirn erschoss.
    Raub war nicht das Motiv. Alains Geldbörse aus Aalhaut mit sechshundert Dollar in bar und sechs Kreditkarten sowie der Schlüssel seines Porsches steckten noch in der Tasche seiner Dolce & Gabbana-Hose, die um seine Fußknöchel in einer Blutlache lag. Kein Raub also, ganz im Gegenteil. Der Grund, warum sich das FBI sofort um den Fall kümmerte, war, dass der Täter nichts mitgenommen, sondern etwas zurückgelassen hatte: in diesem Fall einen gläsernen Läufer, der in der
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