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Der Schachspieler

Der Schachspieler

Titel: Der Schachspieler
Autoren: Jeffrey B. Burton
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linken Seite trug, was auf einem gemeinsamen Foto, das Cady in der Disney-Bar sah, einen interessanten Effekt ergab. Die Jungen waren augenscheinlich ziemlich selbstverliebt.
    Der blondgelockte Adrien blieb weiter unauffindbar. Er befand sich weder in seiner Wohnung noch im Spielpalast. Auch an seinem Handy meldete er sich nicht, trotz der vielen dringenden Nachrichten, die ihm hinterlassen wurden. Ein absolutes Warnsignal. Cady begann ebenfalls zu glauben, dass sich Adrien auf der Flucht befand. Ein aus dem Ruder gelaufener Familienstreit, der schließlich mit einem Mord endete. Vielleicht hatte Alain seinem Bruder nicht den gerechten Anteil an Nintendo-Spielen oder irgendeinem anderen Zeitvertreib, den diese Megaspielhalle bot, zugestanden. Cady machte sich auch seine Gedanken über die Schachfiguren. Was hatte Sanfield mit all dem zu tun? Hatte er die Zwillinge gekannt? Hatte Sanfield einen der beiden in einem Rechtsstreit vertreten?
    Mit Hilfe der Hausverwaltung verschaffte sich Cady einen raschen Überblick über die fünf Sportwagen, die die Zwillinge besaßen. Abgesehen von Alains Porsche, mit dem er zu seinem tödlichen Toilettenstopp an der Raststätte gefahren war, fehlte ein Jaguar XKR. Sechs Stunden später wurde die Fahndung nach Adrien Zalentine und dem schwarzen Jaguar aufgenommen. Er wurde im Zusammenhang mit dem Mord an seinem Bruder gesucht.
    Die Polizei in Cambridge sprach mit Nachbarn aus den unteren Stockwerken der Dorchester Towers. Die Leute beschrieben die Zwillinge durchweg als abgehoben, hochnäsig und distanziert: Sie sprachen kaum ein Wort, grüßten nicht, wenn man sich im Aufzug begegnete. Nur peinliches Schweigen, sodass man froh war, wenn die Tür aufging und man aussteigen durfte. Die Zalentine-Zwillinge ließen sich nie bei den geselligen Zusammenkünften der Hausbewohner blicken.
    Eine Mieterin, eine attraktive alleinstehende Anwältin im siebten Stockwerk, berichtete, dass einer der Zwillinge – sie konnte sie einfach nicht auseinanderhalten – sie jedes Mal, wenn sie sich begegneten, fragte, wann sie endlich zur Segeltour auf seinem Boot mitkomme. »Er sieht ja ganz gut aus«, erzählte die Frau einem Polizisten, »und ich weiß auch, wie reich die Zalentines sind, aber ich hab mir trotzdem immer irgendeine Ausrede einfallen lassen, weil meine Alarmglocken klingelten, wenn ich ihn sah.«
    Die Zalentines besaßen also ein Segelboot.
    Wenig später wusste Cady mehr: Es handelte sich um eine zehn Meter lange Sydney 36CR im Yachthafen Bachelors Point in Oxford, Maryland, etwa vierzig Minuten von Cambridge entfernt. Der Yachthafen bot einen ausgezeichneten Zugang zur Chesapeake Bay.
    Cady telefonierte mit einem freundlichen Manager und fragte ihn, ob er Adrien Zalentine heute schon gesehen habe.
    »Ich hab keinen der beiden gesehen«, antwortete der Mann, »aber die Jungs tauchen auf und verschwinden wieder wie Geister. Ich schicke gern einen Mann runter, der nachsieht.«
    Fünf Minuten später berichtete der Manager, dass der Liegeplatz der Zalentines leer sei. Fünfundvierzig Minuten später unterhielt sich Cady mit dem nun ziemlich beunruhigten Yachthafenmanager von Angesicht zu Angesicht. Auf dem Weg zum Clubhaus entdeckten die Agenten Adriens schwarzen Jaguar im hintersten Winkel des Parkplatzes, schräg abgestellt, um andere Autos auf Abstand zu halten.
    Am Handy meldete sich Adrien immer noch nicht. Und im Büro des Yachthafens hatte man genauso wenig Erfolg damit, Zalentines Segelboot, die She-Killer , über VHF-Funk zu erreichen.
    Offenbar verhielten sich die Zwillinge in Bachelors Point genauso distanziert wie zu Hause in ihrem Wohnhaus. Sie hatten keine Freunde unter den Seglern. »Ich glaube, sie hielten überhaupt nicht viel vom Segeln«, meinte ein Yachtbesitzer. »Wenn ich sie sah, hatten sie immer den Motor laufen. Eine Schande bei dem tollen Boot. Eine Viertelmillion Dollar teure Segelyacht, die für Rennen gebaut wurde, und sie benutzen die Sydney nur als stinknormales Motorboot, was für eine Verschwendung.«
    Man war sich einig im Yachthafen, dass die Zalentines keine echten Segler waren und das Boot nur als Statussymbol angeschafft hatten, um bei den Mädchen Eindruck zu schinden. Abgesehen von Adriens Spritztouren am Dienstagmorgen erinnerten sich einige Clubmitglieder, die beiden gelegentlich gesehen zu haben, wie sie mit einem Mädchen eine abendliche Runde drehten. Ein besonders witziger Kerl meinte, er habe die Yacht der Zalentines immer Love Boat
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