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Der Schachspieler

Der Schachspieler

Titel: Der Schachspieler
Autoren: Jeffrey B. Burton
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drückte seine gesunde linke Hand auf die Wunde und versuchte festzustellen, wie schwer die anderen Verletzungen waren. Westlow hatte tiefe Schnittwunden davongetragen. Cady wunderte sich, dass es der Mann überhaupt geschafft hatte zurückzukommen.
    »Wo ist …«, keuchte Westlow. »Wo ist …«
    Cady las seine Gedanken und wusste, dass Westlow von St. Nick sprach. Er nickte in Richtung der Hartzells. »Sie haben ihn vom Dach geworfen.«
    Westlow holte keuchend Luft.
    »Schlechtes Wetter … Es regnet Mafiakiller.«
    »Nicht anstrengen, Jake.« Cadys Hand auf Westlows Schusswunde war bereits voller Blut. Westlows Augen drifteten ins Leere, und Cady wusste, dass es zu Ende ging. Er legte ihm die verkrüppelte Hand auf die Schulter.
    »Marly!« Westlow hob den Kopf und starrte vor sich hin.
    Cady blickte sich überrascht um, doch da war nichts als der Nachthimmel.
    »Sie ist hier, Jake«, sagte Cady. »Marly ist hier.«
    Westlows Kopf sank langsam zurück auf den Boden.
    »Marly«, flüsterte er.
    Und starb.

Epilog
    D ie forensischen Buchprüfer untersuchen schon die …« Cady brach mitten im Satz ab, als er Terri Ingram in der Tür seines Zimmers im St. Vincent’s Hospital stehen sah. Die beiden Agenten am Gästetisch waren schlau genug zu erkennen, dass sie störten: Sie murmelten irgendwas von einem verspäteten Frühstück, klappten den Laptop zu und ließen die beiden allein.
    »Nur ein paar Kratzer«, ahmte Terri Special Agent Drew Cady recht treffend nach. »Die Ärzte machen das schon. Hättest nicht herfliegen müssen: Jund und die Anwälte werden mich bis nächste Woche nicht rauslassen.«
    »Ich wollte nicht, dass du mich so siehst, Terri.«
    Die Schwellung war stark zurückgegangen, aber die Umgebung seines rechten Auges schillerte immer noch in allen möglichen Farbtönen – von Gelb über Blau bis Schwarz. Seine rechte Hand war in einer Schlinge hochgelagert. Cady hatte seine dritte Operation in drei Tagen vor sich.
    Terri trat zu ihm, nahm seine freie Hand, beugte sich vor und küsste ihn auf den Mund. »Roland hat gemeint, du würdest hier deine stoische Bullshit-Nummer abziehen, und hat mich herfliegen lassen.«
    »Es überrascht mich, dass du ihn zwischen seinen Fernsehinterviews erreicht hast.«
    »Er hat mich angerufen.« Terri ließ ihn ein wenig Platz machen und setzte sich zu ihm aufs Bett. »Er hat mir erzählt, wie es dir wirklich geht.«
    »Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst.«
    »Mein G-Man hat also gedacht, er erscheint dann mal in Cohasset mit einem Gesicht wie Frankensteins Monster, aber das Kleinstadtmädchen wird’s nicht merken.«
    Cady öffnete den Mund, sah aber ein, dass er es mit Worten nur noch schlimmer gemacht hätte.
    »Ich habe gesehen, wie deine Kollegen Fiorella zu Hause abgeholt haben. Er war noch im Pyjama. Sie zeigen das immer wieder auf CNN.«
    »Ich schätze, ein gewisser AD hat dafür gesorgt, dass die Kameras dabei waren.«
    »Ich schätze, ein gewisser AD wird mit mir um dich kämpfen.«
    »Ich würde mein Geld auf das Kleinstadtmädchen setzen.«
    »Gute Antwort«, sagte Terri. »Gibt’s schon was Neues, G-Man?«
    »Die zwei Buchhalter bekommen Zeugenschutz. Schommer versucht, einen Deal herauszuschlagen, aber ich glaube nicht, dass sie viel Erfolg haben wird.«
    »Ich habe gehört, der arme Junge, den sie nach Guatemala verschleppt haben, ist auch wieder zu Hause.«
    »Mit dem Jungen haben sie einen New Yorker Staatsanwalt erpresst, eine Flasche namens Stouder, damit er Fiorella mit Informationen versorgt. Stouder redet. Drake Hartzell auch. Der Einzige, der nichts sagen will, ist Rudy Ciolino, Hartzells Koordinator. Er hat kein Wort gesprochen, seit wir auf dem Dach geplaudert haben.«
    »Was ist mit Hartzells Tochter? Hat sie etwas damit zu tun?«
    »Hartzell sagt Nein. Er schwört, dass Lucy keine Ahnung von seinen Finanzgeschäften hatte und nur als Fiorellos Erpressungsmittel in den Fall verwickelt wurde.«
    »Glaubst du ihm?«
    Cady überlegte einen Augenblick. »Lucy ist erst zwanzig. Falls sie von Hartzells Geschäften gewusst hat, dann sicher noch nicht lange. Jund wird sie jedenfalls beobachten lassen, vielleicht führt sie ihn zu einem versteckten Schatz.«
    Einige Minuten saßen sie Hand in Hand schweigend nebeneinander.
    »Kann ich mitkommen, wenn du mit Dorsey sprichst?«
    »Gern.«
    »Was sagst du ihr?«
    »Alles.«
    Wieder schwiegen sie eine Weile.
    »Ich glaube, du brauchst jetzt vor allem Erholung, G-Man. Zufällig kenne ich
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