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Der Schachspieler

Der Schachspieler

Titel: Der Schachspieler
Autoren: Jeffrey B. Burton
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Gewicht zu halten. Eine Sekunde später war es vorbei. Der Mafiavollstrecker stieß im Fallen einen lang gezogenen Schrei aus, bis ihn der Bürgersteig endgültig verstummen ließ.
    Hartzell und Lucy sanken mit dem Rücken gegen die Wand zu Boden. Müde von dem verzweifelten Kampf. Glücklich, am Leben zu sein.

46
    D as war wohl kein so toller Schachzug des Chessman , dachte Westlow.
    Herrgott, Marly , ich renne hier auf dem Dach eines Wolkenkratzers in Manhattan herum, fast dreihundert Meter über der Erde, und verfolge einen professionellen Killer aus Chicago – mit hoher Wahrscheinlichkeit mein Copycat. Dazu trage ich ausgerechnet ein ärmelloses weißes Shirt, mit dem ich nicht nur absurd aussehe, sondern auch noch die perfekte Zielscheibe biete. In was für ein beschissenes Schlamassel ich da geraten bin, was, Marly? Und du brauchst gar nicht so zu lachen da oben .
    Doch Westlow hatte noch einen letzten Pfeil im Köcher. Noch gab es einen Ausweg, damit er nicht jahrelang im Gefängnis sitzen musste, bis sie ihm die tödliche Spritze verpassten. Er würde nicht in irgendein Zimmer in einem unteren Stockwerk einbrechen müssen, um durch das Fenster zu verschwinden. Nein, hier bot sich ein viel einfacherer Weg, und Westlow hoffte nur, dass sich Agent Cady ihm nicht in den Weg stellen würde. Er hatte dem Mann schon genug angetan. Sein letzter Schachzug war ganz einfach. Erst hatte er seinen Augen nicht getraut, als er den Hubschrauber auf dem Dach stehen sah. Westlow wusste, wie man den Vogel zum Fliegen bringt.
    Er brauchte nur die Aufgabe zu überleben, die noch vor ihm lag. Wäre Hartzells Tochter nicht in diesen Wahnsinn hineingezogen worden, hätte er Agent Cady das gesamte Material seiner Ermittlungen einfach zugeschickt. Andererseits war er es Cady schuldig, ihm hier eine helfende Hand zu reichen. Seine hatte er schließlich zertrümmert.
    Westlow ignorierte den beißenden Schmerz in der Seite. Der schwarz gekleidete Hundesohn hatte ihm noch eine Rippe gebrochen, als ihm klarwurde, dass er den Kampf um seine Pistole verlieren würde. Der Kerl war nicht das kleinste bisschen in Panik geraten. Wie eine Schlange hatte er zugeschnappt, um Westlow am Abdrücken zu hindern.
    Die schemenhafte Gestalt, die etwa dreißig Meter vor ihm über das Dach huschte, konnte er unmöglich treffen. Sobald Westlow in Schussposition ging und zielte, würde der Kerl in der Dunkelheit untertauchen. Der Killer kam zu einer Lüftungsanlage aus Metall und lief nach rechts weiter. Westlow blieb stehen und feuerte drei Schüsse auf die Metallkonstruktion ab, um den Killer weiterzutreiben, ihm keine Zeit zu geben, sich zu sammeln. Westlow schlich in weitem Bogen um den rechteckigen Lüftungsschacht herum, ganz langsam für den Fall, dass der Killer noch eine Waffe aus dem Ärmel zog. Tief geduckt schwenkte Westlow die Beretta, während er in der Dunkelheit suchte.
    Er war einfach verschwunden.
    Vor ihm lag die Südostecke des Hochhauses. Seine Nackenhaare stellten sich auf, als er hinter sich blickte: zwei Dachventilatoren, nicht viel mehr als einen Meter hoch, und etwa ein Dutzend runde Rohre, die aus dem Dach ragten. Kaum brauchbare Verstecke. Er wandte sich nach links und sah eine Art Metallgehäuse für irgendwelche Anlagen. Dorthin konnte sich der Kerl unmöglich geflüchtet haben, ohne dass Westlow ihn gehört hätte. Er blieb stehen und lauschte. Der große Kerl versteckt sich entweder hinter dieser Lüftungsanlage, oder er hockt hinter einem Ventilator. Vielleicht hat er eine zweite Pistole und wartet, dass ich in sein Blickfeld komme .
    Westlow stützte sich mit der linken Hand auf die Lüftung, auf die er zuvor gefeuert hatte, und sprang hinauf, rollte sich ab und blickte – flach auf dem Bauch liegend – über die Kante hinunter, links und rechts.
    Auch hier war er nicht.
    Westlow sprang hinunter, nicht gerade geräuschlos, und richtete die Beretta in die Richtung der beiden Dachventilatoren. Nichts. Er gab zwei Schüsse ab.
    Immer noch nichts.
    Der Hurensohn hat entweder Nerven wie Drahtseile oder er ist nicht da , dachte Westlow. Er schlich in weitem Bogen um die beiden Dachventilatoren herum, vergewisserte sich, dass der Kerl wirklich nicht dahintersteckte. Westlow umkreiste langsam den ersten Lüfter, nach irgendeinem ungewöhnlichen Umriss in der Dunkelheit Ausschau haltend, der darauf hindeutete, dass hier jemand lauerte.
    Da kam ihm ein anderer Gedanke: Wenn du verfolgt wirst, musst du so reagieren, wie es der
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