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Der Schachspieler

Der Schachspieler

Titel: Der Schachspieler
Autoren: Jeffrey B. Burton
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einen Fisch an den Kiemen aus dem Wasser ziehen. Der Mann furzte laut, als er hochgezerrt wurde.
    »Wo sind sie?«, wiederholte Westlow Cadys Frage.
    »Auf dem Dach«, sagte der Mann hastig und streckte sich auf die Zehenspitzen, um sich aus Westlows Griff zu befreien. »Sie sind aufs Dach gestiegen.«

44
    D ie blaue Tür, hinter der eine Treppe zum Dach des Wolkenkratzers führte, sah aus, als hätte sie drei Runden gegen Mike Tyson hinter sich. Sie wölbte sich um das Schloss herum nach innen und würde nie wieder richtig schließen. Cady und Westlow standen zu beiden Seiten der ramponierten Tür und lauschten nach irgendwelchen Geräuschen aus dem Treppenhaus. Cady drückte mit zwei Fingern gegen die Tür, und sie blickten die Stufen hinauf.
    Die Treppe war breit genug für einen Elefanten und führte im Zickzack zu einer Doppeltür, durch die man auf das Dach gelangte. Die Männer pirschten sich hinauf, den Rücken an das schwarze Geländer gedrückt. Auf halbem Weg sahen sie, dass eine der Türen offen stand. Langsam schlichen sie an der grauen Betonwand entlang. Der selten benutzte Zugang zum Dach war von schwachem Neonlicht erhellt, das auf die Wand fiel.
    Cady deutete auf eine Metallleiter, die zu einer Luke über dem Treppenhaus hinaufführte. Vielleicht eine Möglichkeit, sich den Killern von oben zu nähern, ging es ihm durch den Kopf, doch er verwarf die Idee, als er das Vorhängeschloss an der Luke sah. Wenn die Kerle da draußen merkten, dass da jemand versuchte, das Schloss zu knacken, war er völlig schutzlos. Und so gut wie tot.
    Da hörten sie den Schuss.
    Cadys erster Impuls war, die Beine in die Hand zu nehmen und abzuhauen. Der zweite Impuls war, sich mitten ins Getümmel zu stürzen. Beides hätte sich als fatal herausstellen können. Cady und Westlow stiegen die restlichen Stufen hoch, Glock und Beretta auf die offene Tür gerichtet. Sie hielten den Atem an, als sie die Tür erreichten und das Drama erblickten, das sich auf dem Dach abspielte.
    Sechs Schritte von der Tür entfernt stand Rudy Ciolino, ihm gegenüber der kahlköpfige Mann von den Fotos. Cady zählte eins und eins zusammen, als er Drake Hartzell, den großen Investmentschwindler, auf den Knien vor den beiden Ganoven sah, die Yankees-Kappe schief auf dem Kopf, das Blut lief ihm aus der deformierten Nase. Lucy Hartzell stand neben ihrem Vater, zitternd in ihren hochhackigen Schuhen.
    »Keiner rührt sich von der Stelle!«, befahl Cady und trat aus der Tür, die Glock auf Ciolinos Brust gerichtet.
    Ciolino und St. Nick starrten die Gestalt an, die wie aus dem Nichts aufgetaucht war und ihnen die Party zu verderben drohte.
    Cady bemerkte jetzt erst das Blut im Helikopter. »Ihr zwei da, auf den Boden, aber schnell! Hände auf den Kopf!«
    Ciolino hatte drei Telefongespräche geführt, um Hilfe anzufordern, doch Cady sah nur die Hartzells und die beiden unbewaffneten Männer auf dem Dach. Wo waren die anderen? Wo zum Teufel steckte der Schütze? Keiner der beiden schien gewillt, seiner Aufforderung nachzukommen. Ciolinos Blick schweifte kurz nach links. Drake Hartzell sprang auf. Plötzlich wusste Cady, wo der Schütze postiert gewesen war: im Dunkeln an der Außenwand. Er wirbelte herum … Und für einen Sekundenbruchteil schaute er dem Tod ins Auge.
     
    Westlow hatte beobachtet, wie Cady hinaustrat, und wollte ihn zurückreißen, doch es war zu spät. Er blieb in der Tür, die Pistole auf das Monster namens St. Nick gerichtet. Er war der Gefährlichste, derjenige, den es auszuschalten galt, falls die beiden Männer Agent Cadys Aufforderung weiterhin ignorierten. Ein kaum hörbares Geräusch kündigte die Bewegung an: Westlow sah einen Arm aufblitzen, als ein dritter Mann von der Außenwand hervortrat und mit seiner Pistole auf Cadys Ohr zielte. Westlow sprang vor und riss seine Pistole hoch, als gelte es einen Fechthieb zu parieren. Er stieß die Waffe des dritten Manns weg, dann blitzte Mündungsfeuer auf.
    Westlow packte mit seiner freien Hand den Lauf der Pistole, drehte sie nach oben und riss sie dem Schützen aus der Hand. Er schwenkte nach links, um dem Mann eine Kugel zu verpassen, als ihn wie aus dem Nichts ein Schlag in die Rippen traf. Westlow warf die Pistole des Fremden ins Treppenhaus hinunter und schwenkte die Beretta weiter nach links. Der stechende Schmerz in der Seite nahm ihm den Atem.
    Im nächsten Augenblick feuerten er und Cady gleichzeitig auf den Angreifer – einen groß gewachsenen, schwarz gekleideten
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