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Der Schachspieler

Der Schachspieler

Titel: Der Schachspieler
Autoren: Jeffrey B. Burton
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Verfolger am wenigsten erwartet. Ihm fiel sein Fluchtweg aus Dennis Swanns Wohnung ein, der über das Hausdach geführt hatte. Wenn man genug Kraft hatte, konnte man sich einige Zeit an der Dachkante halten. Man vermied es tunlichst, nach unten zu blicken, und wartete kurz ab, bis die Gefahr vorbei war, dann zog man sich lautlos hoch, um von der Flanke anzugreifen und vom Gejagten zum Jäger zu werden.
    Scheiße !
    Westlow wirbelte herum. Etwas Schwarzes kam auf ihn zugeflattert. Der groß gewachsene Killer warf sich zur Seite, als Westlow die Beretta herumriss. Im selben Augenblick bohrte sich eine scharfe Klinge tief in Westlows Unterarm. Die 9-mm-Pistole fiel zu Boden. Westlow schlug mit der linken Hand zu und brachte den Angreifer aus dem Gleichgewicht. Er setzte nach und versuchte, den Kerl mit einem Tritt gegen die Kniescheibe zu Fall zu bringen. Er verfehlte das Knie, traf seinen Gegner jedoch mit dem Absatz des Cowboystiefels in die Wade und drängte ihn für den Augenblick in die Defensive.
    Westlow wusste, dass ihn der Killer empfindlich erwischt hatte: Das Blut strömte über seinen rechten Arm, ihm war klar, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Wurde man mit einem Messer attackiert, so suchte man am besten den Nahkampf, um dem Bewaffneten keinen Spielraum für seine Attacken zu geben. Westlow ging auf seinen Gegner los wie Muhammed Ali, mit schnellen Uppercuts, die jedoch alle ins Leere gingen. Der Große täuschte an und wich aus, als ahnte er jeden von Westlows Haken und Schwingern voraus. Westlow hielt schwer atmend inne, und der Große stieß blitzartig nach vorne. Westlow riss das rechte Bein hoch, um den Angriff abzublocken, und das Messer blitzte erneut auf, schnitt sich durch Jeans und Haut und tief in die Wade.
    Westlow wich zurück, die Fäuste erhoben, das Gesicht unbewegt. Er ließ sich nicht anmerken, dass er eine gebrochene Rippe und eine tiefe Wunde im Unterarm hatte und dass sich sein rechtes Bein anfühlte, als hätte es ein Pitbull abgenagt. Westlow blickte in das konzentrierte Gesicht des Killers, dessen zusammengekniffene Augen mit der Intensität brannten, wie man sie bei Athleten auf dem Höhepunkt eines Wettkampfs sah. Seine Lippen krümmten sich zu einem höhnischen Lächeln. Er würde Westlow abschlachten wie einen Thanksgivingtruthahn und jeden Augenblick dabei genießen. Er war der Matador und Westlow der Stier – und er wusste, dass Westlow das ebenfalls wusste.
    Der Kerl kennt meine Boxtricks , dachte Westlow. Es wäre Selbstmord, mit den gleichen wirkungslosen Waffen weiterzukämpfen . Dass er sterben könnte, hatte Westlow einkalkuliert, doch die Vorstellung, diesem finsteren Dreckskerl zu unterliegen, konnte er nicht ertragen. Höchste Zeit, sich zu sammeln und die Taktik zu ändern. Westlow tänzelte um den Killer herum und zwang ihn, sich mit ihm zu drehen, bis der Kerl mit dem Rücken zur Hausecke stand. Fiorellas Killer hielt die tödliche Klinge in Schulterhöhe vor sich und weidete sich an Westlows auswegloser Lage, wohl wissend, dass sein Gegner mit jeder Sekunde schwächer wurde.
    Westlow blickte zu Boden, als würde er seine verlorene Beretta suchen, obwohl er genau wusste, dass er niemals zum Schuss kommen würde. In Wirklichkeit ging es ihm darum, seinen Gegner in Sicherheit zu wiegen. Der Killer sollte glauben, er wüsste, was als Nächstes kommt, dabei würde ihn der Angriff völlig unerwartet treffen.
    Westlow blickte kurz über die Schulter zurück, ließ den anderen glauben, er ziehe die Flucht in Erwägung, selbst wenn er keine Chance gehabt hätte, lebend zu entkommen. Er täuschte einen kurzen Schritt nach links an, dann stürzte er sich auf den Mafiakiller und versetzte ihm einen harten rechten Haken. Westlow duckte sich und ging vom Boxen in den Ringkampf über. Mit beiden Armen umschlang er das Knie seines Gegners und riss es hoch.
    Der Killer schnitt mit seiner Klinge ins Leere. Einen Sekundenbruchteil zu spät erkannte er, was der Mann im weißen Unterhemd vorhatte, und dass er einen fatalen Fehler gemacht hatte. Er schwang seine Waffe nach unten, als er spürte, dass er hochgerissen wurde. Die Klinge schnitt sich in den Nacken seines Gegners und tief in die Schulter, bevor der Killer hilflos über die Brüstung stürzte und in der Dunkelheit verschwand.
     
    Westlow sank schwer atmend zu Boden.
    Ich setze mich kurz hin und ruhe mich aus . Seine Gedanken gingen wie in Zeitlupe. Nur eine kleine Kaffeepause . Er fasste sich mit der Hand in den
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