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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)
Autoren: Gert Prokop
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Detektiv der Upperclass von Nutzen sein – Bentley zählte immerhin zu den zwölf Dutzend der wirklich mächtigen Männer der Staaten –, sondern auch für seine Kundschaftertätigkeit für den UNDERGROUND, vor allem, wenn er über Bentley tatsächlich ans Meer kommen konnte. Auch Anne hatte noch nichts davon gehört, daß es Sondergenehmigungen für die Küste gab.
    Sie ließ sich Ingers Identicat-Daten überspielen. Es dauerte eine Weile, bis sie sich wieder meldete.
    »Bentley hat eine Inger Johnston in seinem privaten Stab«, bestätigte sie, »und die Daten stimmen. Hoffentlich ist der Ausweis echt.«
    »Für die Chance, einen bezahlten Urlaub in guter Luft zu machen, muß man halt ein Risiko eingehen«, sagte Timothy, »wo immer Bentley sich aufhalten mag, die Luft dort wird exquisit sein.«
    »Also gut«, sagte Anne, »fahr schon. Aber – paß auf dich auf, Tiny!«
    Trotz des blechernen Quaserklangs schien es Timothy, als ob nicht nur Besorgnis in ihrer Stimme lag, sondern sogar Zärtlichkeit. Alter Idiot, dachte er, was du dir nur wieder einbildest!
    »Notfalls verstecke ich mich hinter Inger«, sagte er, »lang genug ist sie ja.«
    »Das dürfte ziemlich komisch aussehen«, meinte Anne, »und soweit ich mich erinnere, kannst du es auf den Tod nicht ausstehen, wenn man über dich lacht.«
    »Ach, weißt du«, seufzte Timothy, »lieber komisch als tot.«
    3.
    Der Flug an die Westküste war enttäuschend. Timothy hatte damit gerechnet, daß sie mit einer von Bentleys Maschinen fliegen würden und daß der Chef der ALLAMERICAN die teueren und etwas langsameren, dafür aber wesentlich komfortableren Sight-Jets benutzte. Er hatte sich darauf gefreut, über dem nächtlichen, mondbeschienenen Wattemeer der Wolken zu fliegen, sich vom Sonnenaufgang einholen zu lassen und dann mit der Sonne am Meer zu erscheinen, ja, insgeheim hatte er sogar gehofft, er könne Inger dazu überreden, ab und zu, und sei es nur für ein paar Minuten, unter die Wolkendecke zu tauchen und einen Blick aus dem Himmel auf »God’s Own Country« zu werfen, vielleicht sogar auf die nicht nur von Gott verlassenen Muddies 3 von Illinois und Nebraska, auf die geheimnisumwitterte Rayhara 4 oder gar auf die Deathline, den Todesstreifen, der sich fünfzig Kilometer vor der Grenze rund um das Land zog und mit seinen Spürsystemen, Peilminen und Strahlenwerfern als unüberwindlich galt und die Staaten auch ohne die ISOLATION in ein großes Gefängnis verwandelte; ganz sicher aber hatte er damit gerechnet, die Rocky Mountains zu sehen, die in dieser Jahreszeit weit über die Wolkenschicht ragten und einen umwerfenden Anblick bieten sollten. Smiley Hepburn hatte vor Jahren einmal Gelegenheit gehabt, das zu sehen, und er schwärmte noch heute davon, wie die Gipfel, auf denen sich in den Jahrzehnten die unterschiedlichsten Smogschichten abgelagert und den Fels mit metallischen und plastischen Häuten überzogen hatten, im Schein der Sonne in allen Regenbogenfarben changierten. Timothy war in seiner Studentenzeit einmal in den Rocky Mountains gewesen, doch von unten, im Schatten der dichten Wolkenfelder, sahen die Berge nur finster und bedrohlich aus.
    Timothy bekam nichts zu sehen. Inger verfrachtete ihn mit einem Aerotaxi zu einem Flugplatz der US-Air Force, und da steckte man sie in eine zwar komfortable, doch fensterlose Maschine, die offensichtlich zur Einsatzflotte des Generalstabs gehörte. Nur die automatische Anzeige an der Stirnwand verriet, wo sie sich gerade befanden.
    Inger fragte, ob sie Timothy etwas zu essen oder zu trinken besorgen solle und ob er ihr gestatten würde, ein paar Stunden zu schlafen. Timothy gestattete es ihr. Und sich einen kalifornischen Riesling. Ein leichter Weißwein schien ihm das Richtige für diese Stunde; er wollte unbedingt einen glasklaren Kopf behalten und sich jede Einzelheit einprägen.
    Sie landeten auf einem kaum beleuchteten Flugfeld in der Nähe von Winnemucca, stiegen in einen achtsitzigen Jetstreamer um, der ebenso hermetisch verschlossen war, und mußten später noch irgendwo in einen Helicopter klettern; der hatte zwar Fenster, doch draußen war es so dunkel, daß Timothy nichts erkennen konnte, selbst als er alle Lampen der Kabine löschte. Kein Licht verriet, daß unter ihnen auch nur eine Menschenseele wohnte. Der Helicopter landete auf einem Betonquadrat und versank sofort in einen unterirdischen Hangar. Inger brachte Timothy über spärlich beleuchtete Treppen und Flure in ein geräumiges
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