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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)
Autoren: Gert Prokop
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dann.
    »Das zuverlässig zu wissen würde mir schon genügen. Obwohl –« Bentley schloß die Augen, es dauerte lange, bis er sie wieder öffnete.
    »Halten Sie mich nicht für verrückt oder für so eitel, daß ich in meinem biblischen Alter noch einmal Vater werden will. Ich bin längst Ururgroßvater und kann meine Sippe kaum noch überblicken, und ich hätte eh keinen Spaß daran – aber ich will nicht, daß irgend jemand mit meinem Samen herumhantiert.«
    »Sie haben sicher Überlegungen angestellt, wer ihn gestohlen haben könnte und warum?«
    »Es gibt viele denkbare Motive«, sagte Bentley, »das Naheliegendste: meine Söhne wollen verhindern, daß ich noch Kinder in die Welt setze und dadurch ihr Erbteil schmälere. Ebensogut könnte es ein Fremder sein, der mit meinem Samen einen illegitimen, nichtsdestotrotz jedoch echten Nachkommen zeugen und dann über die Mutter dieses Wechselbalges einen Teil des Bentley-Vermögens kassieren will, sobald ich das Zeitliche segne. Es könnte auch Judy gewesen sein, meine Urenkelin.« Bentley sprach den Namen nicht ohne Zärtlichkeit und Bewunderung aus. »Sie ist intelligent, habgierig und skrupellos genug. Wenn sie sich auf diese Weise ein Kind von mir machen läßt, rückt sie an die Spitze der Pyramide. Ihr Kind wäre dann im gleichen Rang erbberechtigt wie meine Söhne, und sie selbst, als Quasi-Stiefmutter ihres eigenen Großvaters und ihrer beiden Großonkel, wäre dann Nummer eins. Da ich weiß, wozu ich selbst in solch einer Situation fähig wäre – wie heißt es doch: Mißtraue deinem Nächsten wie dir selbst!« Bentley seufzte.
    »Vielleicht aber hat jemand die Absicht, die Bentley-Familie zu erpressen. Der Samen reicht aus, um ein paar hundert Erben zu produzieren. Würden meine Söhne nicht horrende Summen zahlen, um das zu verhindern? Vielleicht will mich auch einer meiner Konkurrenten mit meinem eigenen Sperma unter Druck setzen und für die Rückgabe irgendwelche Zugeständnisse fordern, wer weiß? Die schlimmste Variante: ein Racheakt. Mich im ungewissen zu lassen ist schon scheußlich genug, geradezu abscheulich jedoch ist der Gedanke, jemand könne meinen Samen einem dieser Neo-Rohlederianer 7 zuspielen, damit der daraus Bastarde züchtet.«
    Bentley gebot Timothy mit einer Handbewegung zu schweigen.
    »Ich weiß, was Sie sagen wollen; daß wir die Konventionen über die neuen Menschenrechte und die Konvention über das Verbot genetischer Manipulationen am Menschen unterzeichnet haben. Aber ich weiß auch, und das besser als Sie, Mister Truckle, daß es geheime Labors gibt, in denen versucht wird, Hybride aus Mensch- und Tierzellen zu schaffen oder wenigstens menschliche Chromosomen auf Tierzellen zu transplantieren. Die Gen-Chirurgie ist längst soweit fortgeschritten, und die Versuchung ist einfach zu groß. Stellen Sie sich vor, es gelänge, Affen mit menschlichen Händen zu züchten: Das ergäbe für viele Tätigkeiten geradezu ideale Arbeitskräfte!«
    Bentley blickte auf seine Hände, als sähe er schon Schimpansen mit seinen Fingern an einem Band hocken und Pillen sortieren. »Wir in der ALLAMERICAN beschäftigen uns nur mit der Züchtung von Klonen, wir haben sozusagen das Monopol auf die ungeschlechtliche Vermehrung aus Körperzellen, und wir sind jetzt so weit, daß wir beliebig viele Exemplare einer besonders gelungenen Züchtung produzieren können, und doch lassen wir ein paar unserer Forscher herumexperimentieren, ob man nicht durch die Verschmelzung ganz unterschiedlicher Tiere völlig neue Arten erhalten kann.« Er lachte. »Einer soll sogar davon träumen, aus der Eizelle eines Pferdes und dem Samen eines Adlers einen Pegasus zu schaffen, doch sind Sie sicher, daß nicht irgendwo anders jemand daran arbeitet, einen Minotaurus oder eine Sphinx zu produzieren? Ich nicht.«
    Timothy zuckte nur mit den Schultern.
    »Es kann natürlich sein, daß die ganze Sache ein Irrtum ist, daß jemand Tiersperma stehlen wollte und aus Versehen meines mitgenommen hat. Wie auch immer: Sie müssen mir helfen, Mister Truckle. Ich muß meinen Samen wiederbekommen. Koste es, was es wolle. Ich will bis an das Ende meiner Tage meinem Namen treu bleiben dürfen.« Er sah Timothy an. »Das P. hinter Abraham steht für Pride 8 . Wenn es Ihnen gelingt, haben Sie einen Wunsch frei, wie verrückt oder teuer er auch sein mag. Wenn es menschenmöglich ist, werde ich ihn erfüllen.«
    Timothy nahm sich vorerst einmal einen »Queen Anne«.
    »Möchten Sie, zum
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