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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)
Autoren: Gert Prokop
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Rezepte heraussuchen.«
    »Sagen Sie mir, was Sie besonders interessiert, und ich werde es Ihnen doppeln«, versprach Timothy. »Natürlich nur, wenn Sie mich nicht verärgern.«
    »Da brauchen Sie keine Angst zu haben«, erwiderte sie. »Ich werde Ihnen jeden Wunsch von den Augen ablesen. Ich koche nämlich selbst gerne, wenn ich einmal Gelegenheit dazu finde.«
    »Ich hoffe doch, Mister Bentley ißt nicht aus Restaumaten!« Timothys Gesicht verriet äußersten Abscheu.
    »Das nicht. Aber bei uns kocht Jennifer, und die läßt niemanden in die Küche.«
    Inger nahm einen kleinen Schluck Kaffee. Sie lehnte sich zurück, schloß die Augen und verkostete ihn wie einen alten Wein, dann nickte sie Timothy anerkennend zu. »Verraten Sie mir das Rezept?«
    »Ich schreibe es Ihnen auf. Das Wichtigste ist das Wasser, ich nehme nur ›Arktis-Frühschmelze‹. Und dann die Bohnen, natürlich. Im Vertrauen, es ist abessinischer Hochlandkaffee.« Sie glaubte ihm offensichtlich kein Wort, aber war das ein Wunder? Daß er Naturalkaffee nahm, gut, aber welcher von DRAUSSEN?
    »Einer meiner Klienten hat mich auf die Kundenliste von BRIAND setzen lassen«, erklärte Timothy, »die haben sogar garantiert echten Tee aller Provenienzen: aus China, Ceylon, Indien, Grusinien –«
    »Hören Sie auf!« unterbrach sie ihn lachend. »Glauben Sie, ich falle auf Märchen herein?«
    »Mister Bentley macht sich wohl nichts aus Tee und Kaffee?« erkundigte sich Timothy.
    »Nein, er hat eine Allergie gegen Koffein.«
    »Das erklärt alles«, sagte Timothy. »Gut, daß wir darüber gesprochen haben, ich werde mein Gepäck entsprechend ergänzen. Und Sie«, Timothy verneigte sich förmlich, »sind hiermit zu einem Tee-Happening eingeladen, sobald ich das Problem Ihres Chefs gelöst habe. Apropos Chef: Napoleon machte mich darauf aufmerksam, daß ich mir noch keine Vorauszahlung geben ließ. Und keine Frequenz, unter der ich in Seabridge zu erreichen sein werde.«
    Inger griff nach ihrem Täschchen. »Darf ich Sie daran erinnern, mir bei Gelegenheit mein Identicat wiederzugeben?« sagte sie beiläufig. Timothy gab es ihr. Mit roten Ohren. Inger steckte die Folie kommentarlos ein, dann gab sie ihm die Frequenz und einen von Bentley unterzeichneten Blankoscheck. »Sie sollen selbst die Summe einsetzen.«
    »Sehr nobel«, sagte Timothy. »Ich werde vorerst nur mein Basishonorar berechnen. Wie viele Tage, denken Sie, werden wir für die Reise brauchen?«
    »Für die Reise selbst etwa acht Stunden.«
    »Also vier Tage vorerst. Ich muß Sie noch eine Weile allein lassen, Inger; bitte beunruhigen Sie sich nicht, wenn Sie mich nicht finden; ich ziehe mich in mein Mausoleum zurück.«
    »Ach ja!« Inger blickte ihn ehrfurchtsvoll an. »Sie haben ja eine Lizenz für einen abhörsicheren Raum.«
    »Sonst käme wohl kaum einer der Bigbosse mit seinen Problemen zu mir«, sagte Timothy. »Niemand würde mir Einblick in seine Intimsphäre oder, was zumeist als noch peinlicher empfunden wird, in seine Geschäftssphäre geben, wenn er nicht absolut sicher sein könnte, daß niemand, nicht einmal die NSA, mithören kann.«
    Inger nahm die Tasse wie einen Sektkelch und trank ihm zu. »Ich glaube, Sie sind wirklich der Größte!«
    »Ich bin es«, sagte Timothy würdevoll und ging hinaus. »Darf ich mitkommen?« rief Inger ihm nach.
    »Es würde Sie doch nur langweilen.«
    Inger hätte sich gewiß nicht gelangweilt, wenn sie Timothy jetzt beobachtet hätte. Er setzte sich vor das kleine Handwaschbecken im Mausoleum, schraubte den Wasserhahn ab, zog eine dünne Glasfaserlitze aus dem Rohr, klappte das Ende auseinander, holte zwei Kapseln aus dem Hahn, stöpselte sie auf die beiden Litzenenden und steckte die eine Kapsel ins Ohr, die andere in den Mundwinkel. Dann drehte er an einer Schraube der Warmwasserleitung und setzte so den Schwingquarz in Betrieb. Er mußte fünf Minuten warten, bis sich der Große Bruder meldete. Mit dem blechernen Klang, den Timothy jetzt, da er wußte, wer sich hinter der verzerrten Stimme verbarg, noch weniger ausstehen konnte.
    »Hallo, Großer Bruder«, begrüßte er seinen Gesprächspartner. Sie hatten sich geeinigt, daß sie bei dieser Anrede bleiben wollten. Timothy erklärte Anne, was er vorhatte. Es dauerte länger als die übliche Verzögerung der Quaserübertragung, bis sie antwortete. Natürlich war sie nicht begeistert, daß er Chicago verlassen wollte, andererseits konnte die Reise nicht nur für Timothys offiziellen Job als
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