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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)
Autoren: Gert Prokop
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hinunterfahren.
    »Okay, Sie haben mich überzeugt, Inger. Aber zuerst gehen wir noch mal zu mir.«
    »Ich hatte es Ihnen versprochen«, sagte sie. Mit einem Lächeln, daß Timothy Gänsehaut bekam.
    »Sie verstehen mich falsch«, entgegnete er. »Ich will mich nur entfärben und umziehen.«
    »Gefalle ich Ihnen nicht?« Ihre Enttäuschung klang fast echt.
    »Viel zu sehr. Es würde mir das Herz zerreißen, mit Ihnen im Bett zu liegen und daran denken zu müssen, daß Sie es nur Ihrem Chef zuliebe tun.«
    »Sind Sie ganz sicher, Tiny?« Inger blickte aus großen, dunklen Augen zu ihm herab. Sie war gut zwei Kopf größer als Timothy.
    »Vielleicht liebe ich kleine Männer?«
    »Auch blaue Zwerge?«
    »Die ganz besonders.«
    »Sie sind scharf auf Absurditäten, was?«
    Timothy legte den Arm um sie, er erreichte gerade die Taille, ohne sich zu verrenken. »Kommen Sie, Kleines, bieten wir der Welt wenigstens ein amüsantes Schauspiel.«
    2.
    Kurz vor Timothys Appartement trafen sie wieder auf die Streife, und wenn es möglich gewesen wäre, hätten die beiden Safemen ihre Mäuler jetzt noch weiter aufgerissen, als sie Timothy mit der goldbraunen, langbeinigen Inger an der Hand erblickten. Sie zogen ihre Rayvolver und brüllten: »Hände hoch!«
    Für Inger schien es das erste Mal zu sein, daß man eine Strahlenwaffe auf sie richtete; sie zitterte am ganzen Körper und streckte mit angstverzerrtem Gesicht die Hände in die Höhe. Als Timothy in die Tasche seines Fracks greifen wollte, zielte einer der Safemen auf seine Stirn.
    »Keine Bewegung, Männeken, oder ich verdampfe Ihren verdammten Blaumeisenschädel!«
    »Okay, okay«, sagte Timothy sanft. »Ich wollte Ihnen nur mein Identicat zeigen. Vielleicht bedienen Sie sich selbst?« Der Safeman studierte die Folie aufmerksam, dann ging er, den Rayvolver immer auf Timothy gerichtet, zum nächsten Hausanschluß und steckte den Ausweis in den Schlitz des Communicators. Sekunden später lief die Bestätigung über den Monitor. Der Safeman entschuldigte sich wortreich. Timothy verzieh gnädig, ja, er sprach den beiden sogar ein Lob für ihre Wachsamkeit aus. Er öffnete Inger die Wohnungstür, dann trat er noch einmal zu den beiden Männern.
    »Ganz im Vertrauen«, flüsterte er ihnen zu und tippte mit dem Finger an seine blaue Wange, »es ist nicht gerade billig, aber es wirkt ungeheuer auf Frauen. Sollten Sie auch mal versuchen: Dermacolor.«
    »Machen wir!« riefen die beiden wie aus einem Mund, und Timothy war sicher, daß das nicht nur so dahingesagt war. Ingers Anblick hätte auch weniger einfältige Gemüter überzeugt.
    Sie wartete auf dem kleinen Flur und tat, als sei sie nicht im geringsten neugierig, doch an der Art, wie sie nahezu unauffällig aus den Augenwinkeln beobachtete, erkannte Timothy, daß sie eine erstklassige Detektiv-Ausbildung besitzen mußte. Er führte Inger in sein Wohnzimmer, ließ den Servicewagen heranrollen, wies einladend auf die Batterie Flaschen, die jeder First-Class-Bar Ehre gemacht hätte, und bat sie, sich selbst zu bedienen, er wolle gleich darangehen, seine blaue Haut wieder loszuwerden.
    »Es wird eine Weile dauern«, sagte er, »außerdem muß ich mich auch noch bei meinen Freunden und zwei Klienten abmelden. Man ist es nicht gewohnt, daß ich das ›Nebraska‹ für länger verlasse.«
    »Ich weiß«, sagte sie. »Ich weiß, daß Sie das Haus so gut wie nie verlassen, und ich betrachte es als meinen persönlichen Erfolg, daß ich Sie dazu überredet habe.« Sie lächelte vergnügt. »Ich weiß eine Menge über Sie, Tiny. Auch daß Sie ein bedeutender Gourmet und ein exzellenter Koch sind. Wenn ich einen Wunsch äußern darf: Ich würde zu gerne einmal den Kaffee à la Napoleon probieren, den Sie kreiert haben sollen. Ich nehme an, er wird mit Kognak zubereitet?«
    »Ein naheliegender Irrtum«, sagte Timothy. »Ich habe dieses Rezept jedoch nicht nach dem ollen französischen Kaiser benannt, sondern meinem Computer zu Ehren. Es wird mir ein Vergnügen sein, Ihnen einen Kaffee Napoleon zuzubereiten. Vielleicht sehen Sie inzwischen ein wenig Videomat?«
    »Etwas Musik und ein Buch wären mir lieber.«
    »Ein Buch? Was denken Sie von mir!« Timothy blickte sie entsetzt an. Er hoffte zumindest, daß er entsetzt aussah. Vielleicht kam sie gar nicht von Bentley, sondern war von der NSA 2 auf ihn angesetzt worden?
    »Ich dachte, ein Mann wie Sie könne sich Bücher leisten«, antwortete Inger unbefangen. »Ich lese für mein Leben gern
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