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Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore

Titel: Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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Prolog
Die größte Macht
    T ief unter der Erde in einer Höhle voll dunkler Schatten schwebte etwas noch Dunkleres in der Luft.
    Langsam drehte es sich – eine Giftschlange aus Rauch. Während sie kreiste, sprühten in der Luft um sie herum schwarze Funken. Und wo der Schlangenschwanz über den Höhlenboden glitt, barsten Steine wie Bäume, die vom Blitz getroffen wurden; nur Häuflein glimmender Asche blieben zurück.
    Die dunkle Spirale glitt drohend auf einen kleinen strahlenden Kristall auf einem Steinsockel zu. Das schwache, dennoch herausfordernde Licht des Kristalls leuchtete weiß mit blauen und grünen Bändern. Als das schattige Wesen näher kam, wurde das Licht ein wenig heller.
    »Schau jetzt her«, zischte die Rauchschlange. »Ich werde dir zeigen, wie dieser Kristall aus Élano zu zerstören ist, so wie wir bald unsere Feinde zerstören.« Die Schlange lachte, ihre Stimme brodelte wie geschmolzenes Erz. »Aber zuerst, mein Kleiner, werden wir seine Macht so verändern, dass sie unseren eigenen Zwecken nützt.«
    Kulwych hatte den Rücken an die Höhlenwand gepresst, jetzt rutschte er nervös ein wenig weiter. DerHexer im Umhang kaute an den einst perfekt geschnittenen Fingernägeln, dann fuhr er sich mit der Hand über die narbige leere Augenhöhle. »Hmmja, mein Herr Rhita Gawr.«
    »Nur eins bedaure ich ein wenig«, zischte die Spirale, während sie härter wurde und sich mit der Finsternis vereinigte, die beinah wie eine feste Masse wirkte. »Inzwischen hast du zweifellos schon die Person beseitigt, die sich den
wahren Erben Merlins
nannte. Und mir hätte es ein gewisses Vergnügen bereitet, ihn zum ersten Opfer meines Kristalls zu machen.«
    Kulwych biss sich fester auf die Finger. »Äh, nun, in diesem Fall, mein Herr . . . wirst du dich freuen zu erfahren, dass
. . .
«
    »Er ist
nicht
tot?«, fauchte die Schlange. Sofort schoss sie auf das Gesicht des Hexers los und hielt nur eine Haaresbreite von seiner Kehle entfernt. »Hast du mich im Stich gelassen, mein kleiner Hexer, mein Spielzeug?«
    Schaudernd presste Kulwych den Kopf fester an die Wand und stieß ein ängstliches Gurgeln aus.
    Das dunkle Wesen schaukelte zurück und vor, dabei zischte es wie ein Lavastrom. »Du hast schon zuvor meinen Zorn erlebt, nicht wahr?«
    Der Blick aus Kulwychs einzigem Auge schoss zur kopflosen Leiche des Gobskens auf dem Höhlenboden. Er wollte etwas sagen, konnte aber wieder nur gurgeln.
    Einen endlosen Augenblick lang züngelte die Rauchschlange zischend vor der Kehle des Hexers. Dann zog sie sich mit einem Laut wie ein Peitschenknall zurück zumKristall. Kulwych schnappte nach Luft und brach auf dem Steinboden zusammen.
    »Du hast Glück, du Einfaltspinsel.«
    Kulwych kniff bei der Beleidigung sein Auge zusammen, aber als er wieder aufgestanden war, sagte er nur: »Hmmja, mein Herr.«
    »Wirklich Glück«, fuhr die Rauchspirale fort. »Du siehst, mein Kleiner, dass ich immer noch deiner Dienste bedarf, zumindest bis ich stark genug bin, um in einer festen Form aufzutreten. Doch bald nehme ich meine wahre Gestalt an – und meine wahre Rolle als Eroberer.«
    »Eroberer«, wiederholte Kulwych und nickte mit dem grässlich narbigen Kopf.
    »Ja!«, rief die Rauchspirale, die Rhita Gawr war, mit solcher Kraft, dass schwarze Funken in der Luft explodierten, auf die nassen Steinwände stoben und verdampften. »Und nicht nur von dieser mickrigen kleinen Welt, dieser hohlen Hülse eines Baums. Sobald ich Avalon beherrsche, diese Brücke zwischen dem Sterblichen und dem Unsterblichen, werde ich auch alles andere beherrschen! Von der Anderswelt der Geister bis zur vergänglichen Erde – die ganze Welt wird mir gehören.«
    In ruhigerem, fast angenehmem Ton fügte das dunkle Geschöpf hinzu: »Und vielleicht auch dir, mein Kulwych. Das heißt, wenn ich beschließe, dich an meiner Seite zu behalten.«
    Langsam richtete Kulwych sich auf und bürstete etwas Staub von seinem Umhang. Sein Kinn zitterte, als er sagte: »Immer dein treuer Diener, mein Herr.«
    »Achte nur darauf, dass es bei
immer
bleibt«, zischte der Schatten von Rhita Gawr, es klang wieder gefährlicher. »Oder ich mache mit dir, was ich gleich mit diesem eigensinnigen kleinen Kristall mache.«
    Bevor Kulwych antworten konnte, fauchte die dunkle Spirale bösartig, dann streckte sie sich rund um den Sockel des Kristalls. Langsam kreiste sie in der Luft, band eines ihrer Enden ans andere zu einer Schlinge und legte sich fester um ihre Beute. Zugleich wurde
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