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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger
Autoren: Stephan Russbuelt
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wurde der Dämon unverletzlicher, je mehr Kraft man in den Angriff legte. Wasser konnte hart wie Stein sein. Fasste man jedoch sanft hinein, war es spielend einfach zu durchdringen.
    Rator zog die Axt aus Kruzmaks Brust. Geduckt schlich er zum Baum Mystraloon und stellte sich davor. Mit festem Blick betrachtete er die alte Eiche und hob die Axt. Ein einziger Schlag reichte, und der uralte Stamm spaltete sich in zwei Hälften. Sofort erlosch das Licht in seinem Inneren. Rator griff in die Höhlung und holte die Bruchstücke der verschmolzenen Steine heraus. Wortlos übergab er die Teile Mogda.
    Der Oger betrachtet die drei Bruchstücke. Ein roter und ein gelber Stein pulsierten schwach in seiner Hand. Zwischen ihnen lag ein schwarzer Splitter von der Größe einer Drachenkralle.
    Mogda gab den gelben Stein an Rator zurück, und den schwarzen Splitter überreichte er Gnunt.
    »Wir sehen uns im Drachenhorst, wenn jeder von uns sein Bruchstück so versteckt hat, dass nie wieder jemand daran gelangen kann.«

55
Freunde
    Eine Woche war vergangen, seitdem die drei Oger sich am Baum Mystraloon getrennt hatten. Mogda hatte keinen der beiden mehr gesehen, doch er wusste, sie würden ihre Aufgabe ernst nehmen – genau wie er.
    Mogda hatte beschlossen, nicht direkt zum Drachenhorst zu gehen. Er hatte noch eine Verabredung, die er einzuhalten gedachte.
    Vorsichtig schlich der Oger durch den Hain, der zu dem kleinen Hof inmitten des Tannenverlieses führte. Aufmerksam lauschte Mogda den Geräuschen des Waldes. Alles war, wie es sein sollte. Dennoch lag ein Schatten über dem Land. Oberflächlich hatte sich kaum etwas geändert, doch tief in allem verwurzelt konnte er den Wandel spüren. Nur Usils Haus schien von jeder Veränderung verschont geblieben zu sein. Noch immer hing der Dachfirst schräg, und die Wände wölbten sich nach außen, als wollten sie dem Gewicht des Dachs entfliehen. Wie bei seinem letzten Besuch leuchtete eine einzelne Kerze im Fenster, und genau wie damals lief jemand vor dem Haus auf und ab – und es war wieder nicht Usil.
    Mogda schlich gebückt durch die Reihen von Maispflanzen, deren Fruchtstände verfault von den Stängeln hingen. Hinter der letzten Reihe wartete er darauf, die Wache überraschen zu können.
    »Du kannst ruhig herauskommen, Mogda«, sagte Finnegan und postierte sich vor der Tür.
    Mogda erhob sich aus seinem Versteck und trottete auf den Vorplatz. Bedächtig klopfte er seine Kleidung ab.
    »Wie hast du mich entdeckt?«, fragte er.
    »Du hast Füße so groß wie Schweinetröge und das Gewicht eines voll beladenen Holzkarrens. Glaubst du, du könntest dich an einen ausgebildeten Wachmann aus Osberg anschleichen, ohne dass er etwas bemerkt?«
    Mogda verzog herablassend die Mundwinkel. »Die letzten beiden, die so etwas über mich gesagt haben, liegen nicht weit von hier entfernt begraben. Möchtest du ihren Gedenkstein sehen?«
    Finnegan hatte wenig Sinn für Mogdas Humor. Er öffnete die Tür und trat beiseite.
    »Sie wartet bereits auf dich.«
    Mogda zwängte sich durch die kleine Tür, die noch die Schäden aufwies, die sie bei seinem letzten Besuch davongetragen hatte. Bevor er hindurchschlüpfte, wandte er sich noch einmal an Finnegan.
    »Wenn du lauschst, nehme ich dich als Proviant mit.«
    Finnegan verstand sofort und untersuchte aufmerksam die ersten Reihen des Maisfeldes.
    Mogda trat ein und schloss die Tür hinter sich. An dem provisorisch hergerichteten Tisch saßen Cindiel und Usil. Der alte Mann war immer noch nicht wieder bei Kräften, doch es gelang ihm, Mogda ein Lächeln entgegenzubringen. Cindiel fütterte Usil mit klarer Brühe. Auch sie lächelte, aber es wirkte aufgesetzt.
    »Ihr habt es geschafft«, sagte sie und legte den Löffel beiseite.
    »Natürlich, Prinzessin. Hattest du etwas anderes erwartet?«
    Cindiel schüttelte den Kopf.
    »Was ist passiert?«, fragte sie.
    »Ich weiß es selber nicht«, antwortete Mogda. »Wir haben ihn besiegt. Wir haben die Steine getrennt und verschwinden lassen, aber ...«
    »... aber es ist nicht wie früher«, nahm die junge Frau Mogda die Worte aus dem Mund.
    Der Oger nickte betrübt.
    »Vielleicht braucht es noch einige Zeit?«, fragte sie. »Wie das Bündnis zwischen uns. Es gib doch noch ein Bündnis, oder?«
    »Zwischen mir und dir, ja. Zwischen Menschen und Ogern? Das wird die Zeit zeigen.«
    Cindiel zog die große Schüssel heran und fischte mit der Kelle in der Suppe.
    »Möchtest du etwas essen, Mogda?«
    Mogda
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