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Der Rubin der Oger

Der Rubin der Oger

Titel: Der Rubin der Oger
Autoren: Stephan Russbuelt
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schüttelte den Kopf. »Nein danke, auf dem Weg hierher hatte ich schon zwei Pferde und einen Kaufmann. Ich muss ein wenig auf die Figur achten.«
    Cindiel konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, und auch Usil feixte, was jedoch in einem Hustenanfall endete.
    »Was hast du jetzt vor?«, fragte die junge Hexe.
    »Ich werde einen Karren besorgen und Usil mit in die Berge nehmen. Er kann nicht länger allein bleiben. Er wird jemanden brauchen, der sich um ihn kümmert. Ich habe ihm versprochen, ihn nicht zurückzulassen.«
    Cindiel nickte. »Und woher willst du einen Karren nehmen?«
    Mogda zuckte verlegen mit den Schultern, als er sich auf den Weg hinaus machte. »Ein oder zwei Händler passen da bestimmt noch rein«, brummte er und klopfte sich auf den Bauch. Dann verschwand er in der Nacht.

Epilog
    Grinds Taten, sowie sein Tod waren vielen Menschen in Erinnerung, doch die Umstände blieben ein Rätsel.
    Tusfell, die Trollschamanin, hockte im Keller des abgebrannten Gasthauses »Zum Hort« in der Nähe eines Lindenwaldes. Vor zwei Tagen hatte ein Spähtrupp der Orks das Haus niedergebrannt. Viele Jahre später sollte der Wald »Siegeshain« und der wiedererbaute Gasthof »Zum Trollkönig« heißen.
    Der Krieg zwischen den Horden Tabals und den Völkern der anderen Götter hatte das Heer aus Trollen, Ogern und Orks tief in das Land Nelbor hineingetragen. Die Spitzen von Grinds Armee standen bereits vor den Toren von Lorast und Turmstein, den mächtigsten Städten der Menschen. Alles, was sie zurückgelassen hatten, waren Tod und Zerstörung.
    Tusfell hatte den ledernen Beutel mit ihren Runenknochen am Boden des Weinkellers ausgebreitet, im Lichtkegel der offenen Kellerluke. Gezielt stieß sie einige Knochen mit den langen verkrümmten Fingernägeln an und verschob sie. Plötzlich erschien eine Gestalt in der Kellerluke und verdunkelte den Weinkeller.
    »Nokrat, du bist mein Beschützer und nicht dazu da, den Anderen zu zeigen, wo ich gerade stecke. Also komm herunter, und hör auf, nach Verfolgern Ausschau zu halten.«
    Mit einem knurrenden Geräusch ließ sich der Trollkrieger durch die Kellerluke hinunter zu der Schamanin.
    »Hast du die Orkspäher gefunden?«, fragte Tusfell.
    »Ja, Herrin. Ich habe ihnen von dem geheimen Treffen des Menschenkönigs mit König Braktobil aus dem Zwergenreich erzählt. Mit Wohlwollen haben sie aufgenommen, dass jeder von ihnen nur eine kleine Leibgarde zu dem Treffen bringen wird.«
    »Ich bin stolz auf dich, Nokrat. Dein Dienst wird unsere Bande ewig einen.«
    »Herrin, was macht Euch so sicher, dass die Orks nicht verraten werden, von wem sie diese Informationen haben?«
    Tusfell schaute zu dem Trollkrieger auf. »Sie sind Orks.«
    Wenige Tage später ließ Grind Tusfell zu sich rufen. Die Treffen zwischen ihm und der Trollschamanin waren selten geworden. Der König der Trolle war vom Machthunger besessen, und die oft gegensätzlichen Visionen von Tusfell hatten sie entzweit. Grind saß in seinem Heerlager am Feuer und wetzte seine Axt.
    »Ihr habt mich rufen lassen, Herr?«, fragte die Schamanin untertänig.
    »Erzähl mir von dem alten Baum bei den Elfen und diesem Orakel in der Rinde«, grollte er.
    »Der Baum Mystraloon ist der älteste Baum im Elfenwald ...«
    »Ich will keine Nachhilfe in Geschichte, wiederhole einfach nur, was du in deinen Träumen gesehen hast«, unterbrach er Tusfell grob.
    Die Schamanin wiederholte die Worte des Orakels, die sie Grind schon so oft als Warnung vorgetragen hatte. Diesmal jedoch schien es Grind besser zu gefallen.
    »Zwei Herrscher hat das Land verloren, die Völker nur in Angst noch schmoren.«
    »Was gedenkt Ihr zu tun, Herr?«, fragte Tusfell, wobei sie die Antwort schon kannte.
    Ein breites Grinsen legte sich über das Gesicht des Trollkönigs. »Ich werde persönlich dieses Orakel erfüllen.«
    Am nächsten Tag zog Grind mit acht seiner besten Krieger aus, und wollte das ungleiche Königspaar seiner Bestimmung zuführen. Statt auf die beiden Landesherrscher stießen sie auf eine Anzahl von Generälen mit einer Garde von zweihundert bewaffneten Söldnern. Noch bevor die Sonne untergegangen war, hatte sich die Nachricht vom Tod des Trollkönigs durch ganz Nelbor verbreitet. In kürzester Zeit zogen sich die Truppen Tabals aus dem Land zurück.
     

 
    Stephan Russbült wurde 1966 in Rendsburg in Schleswig-Holstein geboren. Er absolvierte eine Lehre als Großhandelskaufmann, studierte dann BWL und arbeitet heute als leitender
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