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Der Regenmoerder

Der Regenmoerder

Titel: Der Regenmoerder
Autoren: Sidney Sheldon
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automatischen Waffen. Nachdem immer wieder Polizisten im Dienst ihr leben verloren, hatte der Polizeipräsident verfügt, daß die Polizei bewaffnet wurde. Sekio wollte seine Mutter allerdings nicht beunruhigen und erklärte ihr deshalb stereotyp: „Nein, nein, was ich tue, ist nicht gefährlich."
    Aber er hatte schon einen Juwelendieb dingfest gemacht, der der Polizei entkommen war, einen Drogenschmuggler und einen Mörder. Bei der ganzen Polizei genoß er bereits hohes Ansehen.
    Jetzt fand er sich dem Leiter von Scotland Yard, Inspector
West, gegenüber. Er war ein wenig nervös. Er hatte großen
Respekt vor dem Mann, vor dem er saß.
„Sie kennen den Würger-Fall ja wohl, wie?"
„Ja, Sir." Ganz London weiß vom Würger.
„Wir brauchen Sie dazu."
„Ja, Sir?"
„Sie haben große Erfolge vorzuweisen."
„Vielen Dank."
    „Unser Problem ist, daß wir keinerlei Hinweise oder Spuren haben."
    Der Inspector stand auf und ging hin und her. „Ich weiß nicht, wieviel Sie über Serienmörder wissen, also über Mörder, die einen Mord nach dem anderen begehen." „Ein wenig weiß ich schon darüber, Sir."
    „Dann wissen Sie auch, daß sie normalerweise einem bestimmten Schema folgen. Beispielsweise tötet ein Serienmörder nur Prostituierte oder nur kleine Mädchen oder nur Frauen seines eigenen Alters und so weiter. Er folgt eben einem Schema, einem Muster." „Ja, Sir."
    „Unser Problem in diesem Fall besteht darin, daß kein solches Schema erkennbar ist. Einige der getöteten Frauen waren alt, andere jung, einige verheiratet, andere ledig. Eine war Klavierlehrerin, eine andere Hausfrau und eine dritte Model. Sie verstehen, was ich meine? Überhaupt kein einheitliches Verhaltensmuster. Er schlägt einfach nur zu, völlig systemlos." Sekio Yamada zeigte Stirnfalten. „Entschuldigen Sie, Sir, aber so stimmt das nicht."

    „Wie bitte?"
    „Es gibt immer ein Verhaltensmuster. Wir müssen es nur entdecken."
    Inspector West sah ihn regungslos an. „Und Sie glauben, Sie können es finden?"
    „Das weiß ich nicht, Sir. Aber ich würde es auf jeden Fall gerne versuchen."
    „Gut, junger Mann. Meine Sekretärin gibt Ihnen eine Liste aller Opfer. Sie können mit Ihren Ermittlungen sofort beginnen."
    Sergeant Sekio Yamada stand auf. „Ja, Sir. Vielen Dank für den Auftrag und Ihr Vertrauen."
    „Zwei Dinge müssen Sie wissen", sagte der Inspector.
„Sir?"
„Alle Opfer hatten etwas auf dem Rücken."
„Was genau war das?"
    „Wir sind uns nicht ganz sicher, was es ist. Sieht aus wie eine Verletzung. Wie eine Art Kratzer oder so."
    „Könnte es von einer Injektionsnadel oder dergleichen stammen?"
    „Nein, nein. Die Haut ist nicht verletzt. Und dann das zweite."
„Sir?"
„Der Würger tötet nur, wenn es regnet."

    Einige Meilen entfernt ging zur selben Zeit ein Mann auf einen Zeitungskiosk am Sloane Square zu und besah sich die neueste Schlagzeile:

    ACHTEN SIE AUF DEN WETTERBERICHT! WÜRGER SCHLÄGT NUR BEI REGEN ZU Der Mann lächelte. Das stimmte. Es lag ihm daran, seine Opfer zu erwürgen und ihr Gesicht dann himmelwärts zu drehen, damit Gottes Regen ihre Sünden abwusch.
    Alle Frauen waren Sünderinnen. Gott wollte, daß sie getötet wurden. Er tat Gottes Werk und befreite die Welt vom Übel. Er konnte nicht verstehen, warum ihn die Polizei suchte und verfolgte; warum sie ihn bestrafen wollte. Eigentlich sollte sie ihn doch dafür belohnen, daß er diese bösen Frauen aus der Welt schaffte!
    Der Mörder hieß Alan Simpson. Als kleinen Jungen hatte man ihn immer allein gelassen. Sein Vater arbeitete schwer in einer Seifenfabrik außerhalb Londons und war tagsüber nicht da. Seine Mutter sollte eigentlich zu Hause sein und sich um ihn kümmern, aber immer, wenn er von der Schule nach Hause gekommen war, fand er die Wohnung leer. Seine Mutter war jung und schön gewesen, und er vergötterte sie. Nur etwas mehr Beachtung hätte er sich von ihr gewünscht.
    „Wirst du da sein, Mama, wenn ich aus der Schule komme?"
„Aber natürlich, Schatz."
Und er glaubte ihr.
    Doch tatsächlich war sie nie da. „Du hast gesagt, du bist da." „Ja, ich weiß. Aber es ist etwas Wichtiges dazwischen gekommen." Ständig kam etwas Wichtiges dazwischen.
    „Aber dafür mache ich dir heute abend etwas ganz Gutes, mein Liebling."
    Darauf hatte er sich dann gefreut. Nur war sie auch abends nicht da. Immer ging sie schon frühmorgens Weg und kam zu spät, um noch rechtzeitig Abendessen zu machen, so daß sein Vater und er sich ein paar
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