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Der Regenmoerder

Der Regenmoerder

Titel: Der Regenmoerder
Autoren: Sidney Sheldon
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nicht naß wurde. Zehn Minuten später war er in seiner Wohnung und stellte die Einkaufstüten auf die Küchenanrichte.
    Alles war wie immer sorgfältig geplant gewesen. Nach jedem Mord nahm er die Einkaufstüten seiner Opfer mit. Auf diese Weise bekam die Polizei keine Hinweise darauf, wo seine Opfer hergekommen waren. Gar keine Frage , dachte er lächelnd, so schlau wie die Polizei war er allemal!
    Er begann, die Lebensmittel aus den Einkaufstüten auszupacken. Es machte ihm Spaß, festzustellen, was diese Frauen alles hatten kochen wollen. Diesmal waren es ein Hackbraten, Kartoffeln, Salat und Schokoladenkuchen. Er liebte Schokoladenkuchen.
    Und er begann, das Abendessen für sich selbst zuzubereiten.

    Nancy Collins wurde von einem vom Büro nach Hause eilenden Mann gefunden. Als er sah, daß sie schon tot war, lief er sofort zum nächsten Telefon. Er war so aufgeregt, daß er kaum etwas herausbrachte.
    „Ist da die Polizei? Ich möchte ... einen Mord melden. Ich glaube jedenfalls es ist einer. Sie ist tot." „Wer ist tot?"
    „Diese Frau da. Diese Leiche, die da auf der Straße liegt. Beeilen Sie sich!"
    „Beruhigen Sie sich erst mal, und sagen Sie mir, wo das ist."

    Sergeant Sekio Yamada traf nach einer Viertelstunde mit dem Polizeiauto ein. Er veranlaßte als erstes eine Absperrung um den Tatort. Dann sah er sich sorgsam um und suchte nach Spuren. Aber er fand nicht die kleinste.
    Er entdeckte die Würgermale um den Hals der Toten. „Sie ist erwürgt worden", sagte er. „Aber der Strick, mit dem es geschah, fehlt."
    Kurz darauf kam der Wagen des Leichenbeschauers und transportierte die tote Frau ab. Es schien am Tatort für Sekio Yamada nichts mehr zu tun zu geben. Er sah sich noch ein letztes Mal um. Und da entdeckte er eine Tomate, die auf der Straße lag. Er hob sie auf und untersuchte sie genau, als könne sie ihm etwas erzählen.
    „Ist das etwa eine Spur?" fragte Detective Blake. Yamada war sich nicht sicher. Hatte diese Tomate vielleicht der toten Frau gehört? Oder hatte sie sonst jemand einfach auf der Straße fallen lassen oder verloren? Aber was hätte die Frau mit einer einzigen Tomate getan? Wer ging denn im stärksten Regen hinaus und kaufte eine einzige Tomate? Das ergab alles keinen Sinn.
    Noch während er darüber nachdachte, hörte er Autos heranbrausen und blickte auf. Die Meute der Fernsehreporter und Fernsehteams mit Kameras und Mikrophonen kam herbei. Woher konnten sie das mit diesem Mord nur so schnell wissen? Und schon prasselten die Fragen auf ihn ein. „Ist dies wieder ein Mord des Würgers?" „Wie hieß das Opfer?" „Haben Sie schon Spuren?"
    „Möchten Sie nicht endlich eingestehen, daß der Würger zu clever für Sie ist?"
    Diese letzte Bemerkung schleuderte ihm wieder einmal dieser Billy Cash entgegen, der für das Revolverblatt The London Chronicle schrieb. Billy Cash war Spezialist für Berichte darüber, wie mangelhaft die Polizei arbeitete. Er war klein und häßlich und trug einen abgewetzten, grauen Anzug.
    Sekio Yamada beherrschte sich mühsam. „Die Öffentlichkeit kann sich darauf verlassen" erklärte er ruhig und sachlich, „daß wir alles Menschenmögliche tun, um den Täter zu fassen." „Mit anderen Worten, Sie wissen gar nichts", rief Billy Cash. Yamada sagte nichts von der Tomate. Immerhin wußte ja auch er noch nicht, ob sie wirklich ein Hinweis und eine Spur war. Er sah eine Fernsehkamera auf sich gerichtet. „Sergeant, was genau unternimmt die Polizei, um die Frauen dieser Stadt vor weiteren Morden zu beschützen?"
    Das war eine Fangfrage. Er konnte weder riskieren zu viel noch zu wenig zu sagen. Wenn er versprach, daß es keine Gefahr für die Frauen mehr gab, und es geschah doch ein weiterer Würgermord, dann fielen sie erst recht über ihn her. Und wenn er einräumte; daß keine Sicherheit für die Frauen von London existierte, dann löste er damit womöglich eine Panik aus.
    „Ich bin nicht befugt, darüber zu sprechen, was wir konkret unternehmen", sagte er deshalb lieber, „weil dies natürlich unter Umständen dem Täter Hinweise geben könnte." „Wollen Sie damit andeuten, daß Sie erwarten, ihn schon bald zu fangen?" fragte Billy Cash wieder.
    „Ziehen Sie Ihre eigenen Schlüsse, meine Damen und Herren!" sagte Yamada, stieg in sein Polizeiauto und fuhr zusammen mit Detective Blake davon.

    Sekio Yamada war sehr unglücklich darüber, wie die ganze Angelegenheit verlief. Er bedauerte die arme Frau, die soeben ermordet worden war, und
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