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Der Regenmoerder

Der Regenmoerder

Titel: Der Regenmoerder
Autoren: Sidney Sheldon
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war mit seinen Gedanken beim Tower.
    Er kam oft hierher, und jedes Mal faszinierte es ihn aufs Neue. An diesem Ort hatten die Könige jahrhundertelang ihre Ehefrauen und Mätressen eingesperrt und nicht selten auch enthaupten lassen. Immer wieder stellte er sich lustvoll vor, wie die Köpfe dieser Frauen abgetrennt wurden und zu Boden fielen und dort noch etwas rollten. Das geschah diesen Huren ganz recht, und die Könige wurden niemals dafür zur Rechenschaft gezogen, dachte er. Weil sie schließlich nur Gerechtigkeit übten, genau wie ich.
    Er sah sich um und musterte die wartende Menge, in der er selbst stand. Wenn die wüßten, dachte er, wer ich bin, würden sie alle kreischen und davonrennen. Ich bin mächtiger als sie alle zusammen. Ich bin genauso mächtig wie die Könige von einst.
    Als dann die Tore geöffnet wurden und der Touristenstrom sich durch die Tore des Towers drängte, verspürte er eine gewisse Erregung. Ic h hätte damals in dieser Zeit leben müssen, dachte er. Da wäre ich selbst König gewesen. Eine Frau streifte ihn im Vorbeigehen und entschuldigte sich. Alan Simpson lächelte freundlich. „Aber keine Ursache!" Diese Frauen hier waren in keiner Gefahr. Er schlug nur nachts zu, und im Regen, wenn es sicher war. Er freute sich schon jetzt: Heute nacht wieder. Der Wetterbericht ist günstig. Regen ist angesagt.
    Akiko war später beim Tee in einem kleinen Lokal in der Nähe des Britischen Museums. Sie liebte den englischen Tee. Zu diesem wurden immer auch kleine belegte Brötchen serviert. Und kleine Gläser mit Marmelade und kleines Gebäck. Das war herrlich. Sie achtete allerdings sehr darauf, nicht zuviel zu essen, weil alle diese guten Dinge dick machten, und sie war sehr stolz auf ihre Figur.
    Nach dem Essen fühlte sie sich gleich viel besser. Jetzt sollte ich aber wieder zurück an die Arbeit, dachte sie. Ich muß diese Statue, an der ich arbeite, zu Ende kriegen. In der Galerie, wo sie ausgestellt hatte, sollte außerdem in zwei Wochen eine neue Ausstellung von ihr eröffnet werden, da wollte sie alles, was dafür vorgesehen war, fertigkriegen. Die Rechnung für ihren Tee betrug drei Pfund. London war auch ein sehr teures Pflaster. Sie bezahlte und fuhr mit dem Bus zurück nach Hause.

    Sie arbeitete an ihrer neuen Skulptur, bis es dunkel wurde. Die Figur wurde sehr schön, das war schon zu erkennen. Vielleicht werde ich morgen schon damit fertig, dachte sie. Sie legte ihre Werkzeuge weg und wusch sich die Hände, um sie von dem Ton zu reinigen, mit dem sie modellierte.
    Sie hatte nun den ganzen Abend nichts weiter zu tun. Ich bleibe zu Hause und sehe ein bißchen fern , dachte sie, u nd mache mir etwas Gutes zu essen. Sie ging in die Küche und machte den Wandschrank auf. Aber darin war nicht viel. Ach, dann hole ich mir eben etwas , beschloß sie. Nur fünf Häuserblocks entfernt war ein Supermarkt. Er hieß Mayfair- Markt. Der Mayfair-Markt war voller Leute. Akiko nahm sich einen Einkaufswagen, fuhr damit durch die Gänge und versuchte, sich zu entscheiden, was sie zum Essen kaufen sollte. Ein Hühnchen-Sukiyaki wäre vielleicht nicht schlecht, dachte sie. Sie legte sich Nudeln, Gemüse und Sojasoße in den Wagen und begab sich dann zur Fleischtheke. Der Verkäufer dort war sehr freundlich. „Was darf es sein?" „Ein Hühnchen zum Braten, bitte."
    „Wir haben sehr schöne da." Er suchte eine Hühnchenbrust aus und zeigte sie ihr.
    „Ja, gut, vielen Dank, die nehme ich. Wenn Sie die mir
vielleicht gleich zurechtschneiden?"
„Aber gewiß doch, Miß."
    Dann hatte sie allmählich alles, was sie brauchte, und war dabei, den Supermarkt zu verlassen, als sie am Eingang stirnrunzelnd feststellte, daß es zu regnen begonnen hatte. Warum habe ich keinen Regenmantel mitgenommen, dachte sie. Ich werde jetzt durch und durch naß. Aber hier kann ich nicht ewig stehenbleiben. Na gut, dann eben los.
    In diesem Augenblick erschien ein freundlich aussehender
junger Mann an ihrer Seite, der ebenfalls gerade aus dem
Supermarkt kam, und sagte; „Oh, das regnet aber stark, was?"
„Ja, ja."
„Haben Sie einen Wagen da?"
„Nein", sagte Akiko.
    Er sah sie mitfühlend an. „Da haben Sie aber Pech." Er hielt seinen Regenschirm hoch. „Ich habe wenigstens einen Regenschirm. Wohnen Sie hier in der Nähe?"
    „Ein paar Häuserblocks von hier", sagte Akiko und deutete in die Richtung.
    „Na, ist doch prima, das ist auch meine Richtung. Kommen Sie
doch mit unter meinen Schirm."
„Sehr freundlich von
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