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Der Regenbogenkönig

Der Regenbogenkönig

Titel: Der Regenbogenkönig
Autoren: Alexandra Bauer
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zermalme!“
    Ein Wächter in seiner blauen Kluft sah von den Zinnen herab. Er zuckte gelangweilt mit den Schultern, gab ein Handzeichen und das Flügeltor schwang auf.
    „Na bitte“, murmelte Galadorn selbstgefällig. „Fast zu einfach.“
    Die Schönheit und der Glanz, den sie durch das Tor erblickte, beeindruckte die Hexe. Gierig musterte sie den großen Schlosshof. Dann trat sie stolz vor, um als neue Herrscherin des Regenbogenschlosses empfangen zu werden. Der eine oder andere würde ihr wahrscheinlich respektlos begegnen, doch jene sollten ihre Köpfe nicht lange auf den Schultern tragen.

    Plötzlich machte sie Halt. Etwas erfasste sie, eine Windböe? Zauberei? Sie spürte es durch ihren Körper fahren und erkannte mit einem Male die Gefahr. Sie wollte laufen, doch sie war keines Schrittes mehr fähig. Der Strom der Liebe, der Quell jeglichen Gefühls, der von hier seinen Weg in die Welt suchte, hatte von ihr Besitz genommen.
    Sie schrie markerschütternd, doch der Schrei verwandelte sich in eine Melodie. Leuchtende Sternenwirbel tanzten um ihren Körper. Sie fingen das Sonnenlicht auf wie Spiegel und warfen helle Punkte auf die Außenwände des Schlosses. Immer schneller und schneller kreisten sie, bis Galadorns Körper völlig von ihnen eingehüllt war.
    Plötzlich gab es eine Explosion und die Sternenteilchen zischten wie Raketen in alle Himmelsrichtungen davon. Ein Meer von Glitzer erfüllte den Himmel über dem Schloss, dann fielen sie herab, ihr Leuchten wurde schwächer und sie lösten sich auf. Dort, wo sie den Blick zum Himmel freigaben, ragten nun die Regenbögen wieder auf.
    Galadorn war verschwunden.
     
    Felicia, Buliko, Asdias und die Zwerge hatten das Schauspiel staunend von den Zinnen des Regenbogenschlosses aus beobachtet.
    „Was war das?“ Felicia brachte den Mund nicht mehr zu.
    Ein Mann hatte sich unbemerkt in ihre Mitte geschlichen. Er legte eine Hand auf Felicias Schulter und lächelte sie an. Sein braunes Haar war lang und umrahmte seinen Vollbart. „Dort, wo die unendliche Liebe des Regenbogenkönigs in die Welt strömt, müssen die Schatten weichen. Denn diese Liebe ist allmächtig, und böse Herzen können vor ihr nicht bestehen“, antwortete er.
    „Ist sie jetzt ... tot?“
    Der Mann schüttelte den Kopf „Sie ist nun ein Stern im Weltall.“
    „Dann ist jeder Stern am Himmel einmal ein Fürst der Finsternis gewesen?“, staunte Felicia.
    Der Mann lächelte. „Ja , und dort sind sie glücklich in ihrer neuen Existenz.“
    Felicia blickte traurig auf Tengs leblosen Kör per in ihren Händen. „Und ich hatte immer gedacht, dass die Sterne die Seelen der Toten sind. Ich dachte, Teng wäre jetzt auch solch ein schöner Stern.“
    Der Mann nahm Teng vorsichtig auf die linke Hand und streichelte ihn mit der anderen.
    „Ein mutiges kleines Wesen. Er hat dir bei deinem Auftrag sehr geholfen, nicht?“
    Felicia nickte. Sie wand ihren Blick ab. Wieder füllten sich ihre Augen mit Tränen.
    Der Mann hob Teng vor sein Gesicht und küsste ihn behutsam auf die Stirn. Felicia blickte erst wieder auf, als eine vertraute Stimme an ihr Ohr drang.
    „Wo ist diese vermaledeite Person!“ , schimpfte die Stimme. „Ich werde ihr zeigen, was es heißt, Teng Ho so zu behandeln.“
     
    Felicia traute ihren Ohren nicht. Sie blinzelte die Tränen weg und sah Teng, der Fäuste schwingend auf der Hand des Mannes stand.
    „Teng!“
    Sie packte die Ratte überschwänglich und drückte sie an sich. „Teng, mein Teng! Du lebst!“
    Teng ruderte aufgeregt mit den Vorderläufen und strampelte mit den Hinterbeinen. „Nicht mehr lange, wenn du mich nicht sofort loslässt“, hustete er nach Atem ringend. „Bist du denn von allen guten Geistern verlassen!“
    Felicia nahm Teng in beide Hände und hielt ihn vor ihr Gesicht.
    „Nein, nicht doch! Nein! Nein, Felicia hör auf!“
    Felicias gespitzte Lippen kamen Teng gefährlich nahe. Er drehte seinen Kopf weg und strampelte noch heftiger mit den Hinterläufen. Doch da war es schon passiert. Mehrere dicke Küsse landeten auf Tengs kleinen Wangen.
    Endlich gelang es Teng freizukommen. Er rutschte aus Felicias Griff und landete auf dem Boden.
    „Hast du den Verstand verloren!“, schimpfte er und schwang seine kleinen Rattenfäuste.
    Die Zwerge und der Mann lachten lauthals. Teng blickte sie finster an. „Das finde ich gar nicht witzig!“ Er rieb sich heftig die Wange.
    „Und wer bist du bitte?“, fuhr er den Mann an.
    „Niemand von Bedeutung, junger
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