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Der Regenbogenkönig

Der Regenbogenkönig

Titel: Der Regenbogenkönig
Autoren: Alexandra Bauer
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schließlich wichen auch die letzten Laubbäume den Tannen und Fichten. Zerklüftete Felsen mit sprudelnden Bächen säumten hie und da ihren Weg, dazwischen lag warmer, weicher Waldboden. Die friedliche Landschaft wiegte die Gefährten in Sicherheit, bis Zeidors geschärfte Sinne etwas wahrnahmen.
    „Psst!“ Der Zentaur horchte auf. „Habt ihr das auch gehört?“
    Felicia wandte sich um und lauschte gleichwohl. „Hört sich an wie Schwerter, die an Rüstungen schlagen.“
    „Die Kriegerinnen!“, vermutete Asdias.
    „Aus welcher Richtung kommt der Krach?“
    Buliko schüttelte verwirrt den Kopf. „Keine Ahnung.“ Die Gefährten schauten sich fiebernd um.
    „Sie sind hinter uns“, rief Felicia aus.
    Zeidor reagierte als Erster. „Lauft“, sprach er wie in Trance. Im gleichen Augenblick hatte er Asdias und Buliko auf seinen Rücken gehievt. „Lauft!“, gellte er. Das Geklirre wurde lauter.
     
    Mit der Angst im Nacken entlockten die Gefährten ihren müden Beinen die letzten Reserven. Dennoch kostete es Zeidor zunehmend Kraft, Asdias und Buliko neben dem ganzen Gepäck auf dem Rücken zu tragen. Im Laufen zerrte der Zentaur in einer letzten Verzweiflungstat an den Gepäckgurten und warf den Proviant ab.
    Felicia jedoch hatte weder vier Beine, noch konnte sie sich die Flucht leichter machen. Ihre Lungen brannten und ihre Beine wurden schwerer und schwerer.
    „Zeidor, nicht so schnell“, keuchte sie.
    Zeidor packte Felicia an der Hand und schleppte sie mit. Die Soldatinnen waren mittlerweile gefährlich dicht an die Gefährten herange langt.
    „Stehenbleiben!“, hörten sie eine donnernde Frauenstimme.
    Doch dadurch wurde Zeidors Laufgeist nur noch mehr angespornt. Von Angst beflügelt begann er zu galoppieren. Felicias Beine konnten dem Tempo nicht Schritt halten – doch noch immer zog der Zentaur sie mit sich.
    „Zeidor! Lass los!“, brüllte Felicia verzweifelt.
    Dann gaben ihre Beine nach, sie glitt aus Zeidors Griff und stürzte den Abhang am Rand des Weges hinab.
     
    Sie überschlug sich mehrmals. Äste rissen an ihren Kleidern und an ihrer Haut, doch außer ein paar Schürfwunden und einigen blauen Flecken war Felicia nichts geschehen.
    Um sie herum war es still. Ihr ungewolltes Abtauchen war den Kriegerinnen wohl unbemerkt geblieben.
    Stöhnend raffte sie sich auf. Es schien keine Stelle an ihrem Körper zu geben, die nicht schmerzte.
    „Schöner Mist“, fluchte sie, während sie nach oben in Richtung des Bergpfads starrte. Doch sie wartete vergebens darauf, dass Zeidor dort auftauchte und nach ihr sah.
    Felicia war alleine.
    „Mist? Das ist verdammte Hundekacke!“, hörte Felicia plötzlich eine bekannte Stimme neben sich fluchen.
    Erst erstaunt, dann abfällig blickte sie zu ihren Füßen.
    „Du!“, zischte sie wütend. „Warum bist nicht du anstatt der anderen verschwunden?“
    Teng sah sie finster an. „Ich hätte wohl eher das Recht, diese Frage zu stellen! Du solltest mir endlich mal den gebührenden Respekt entgegenbringen. Schließlich bist du nur durch mich ins Regenbogenreich gekommen!“
    Felicia schnappte entrüstet nach Luft. „Was? Da bekomme ich ja gleich einen Hörsturz. Lass dich mal schnell in eine Irrenanstalt einweisen! Ich bin sicher, für größenwahnsinnige Ratten haben sie da genug Platz!“
    Teng ballte seine kleinen Fäuste. „Du!“, japste er. „Du mieser, stinkender Hundefurz! Du wirst es noch bereuen, so mit Teng Ho gesprochen zu haben!“
    „Ich schlottere schon vor Angst, Kanalratte!“
    Ungeachtet Tengs donnernde r Schimpfworte machte sich Felicia an den Aufstieg. Sie musste ihre Gefährten wiederfinden, und das rasch. Vielleicht warteten sie ein Stück weiter vorne auf sie.
    Hilflos mühte sich Teng ab , ihr hinterherzukommen. „Was habe ich nur verbrochen, um derart bestraft zu werden!“, fluchte er.

    „Glaub bloß nicht, dass es mir Spaß macht, mit dir hier alleine zu sein!“ Mit einem Male verschwand Felicias zorniger Blick. Ihre Stimme wurde sanft und sie blickte Teng gutmütig an. „Nun komm schon. Setz dich auf meine Schulter.“
    Auch Tengs Blick wandelte sich. Dem finsteren Gesichtsausdruck folgte ein erleichtert staunender Blick. Er sprang auf Felicia zu, kletterte rasch an ihrem Ärmel hoch und ließ sich auf ihrer Schulter nieder.
    „Danke“, vernahm Felicia ein leises Flüstern an ihrem Ohr.
     
    Sie folgten dem Weg eine lange Zeit, aber weder die Kriegerinnen noch ihre Freunde waren zu sehen. Felicia lehnte sich erschöpft
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