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Der Regenbogenkönig

Der Regenbogenkönig

Titel: Der Regenbogenkönig
Autoren: Alexandra Bauer
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besser, als ich gedacht habe“, stellte Felicia zufrieden fest, nachdem sie die vierte Schar Kriegerinnen ausgeschaltet hatten.
    Garon rieb sich brummend den Bart. „Ja. Ich hoffe nur, ich muss meinen Enkeln nie erzählen, mit welchen Mitteln wir das Schloss erobert haben.“
    Felicia und die restlichen Zwerge begannen, laut zu lachen.
    Nach einigem Zögern fiel Garon mit ein. „Das wäre mir wirklich sehr peinlich“, setzte er erklärend nach.
    Dann hatten sie den Treppenaufgang zum unbewachten Turm endlich erreicht. Sie hinterließen noch eine dicke Schicht „Spezialbohnerwachs“ hinter sich, um nachfolgende Kriegerinnen am Erklimmen der Stufen zu hindern.
    Der Turm war hoch. Schier endlos breitete sich die schmale Wendeltreppe vor der Truppe aus. Jedes Mal, wenn sie glaubten, ihr Ende erreicht zu haben, bauten sich weitere Stufen auf. Als Felicia ihre Beine kaum noch spüren konnte, vernahmen sie plötzlich düstere Orgelklänge.
    „Das kommt von oben.“ Garon deutete die Stufen hinauf und ging in die gleiche Richtung.
    „Vielleicht sollten wir jetzt doch umkehren, Felicia. Das hört sich nicht sehr freundlich an“, piepste es an Felicias Ohr.
    Teng gutmütig zulächelnd erwiderte Felicia: „Nimm’s leicht. Ich habe auch Angst.“
    Die Ratte, die u nter Felicias letzten Worten zusammengezuckt war, blickte sich um. Die Zwerge waren schon vorangelaufen und schienen Felicias Worte nicht gehört zu haben.
    „Ich habe keine Angst“, flüsterte er verlegen zurück. „Nur Respekt.“
    „Keine Sorge. Du bist so klein, Galadorn wird dich gar nicht sehen.“
    „Vielleicht hasst sie Ratten. Nicht auszudenken, was dann mit mir passiert.“
    Felicia kicherte leise. Sie war froh um die Aufheiterung, denn im Innern war sie noch aufgeregter als Teng.
    Die unheimlichen Töne führten sie schließlich bis an das Ende der Wendeltreppe zu einer hölzernen Tür.
    „Sollen wir sie öffnen?“, fragte Garon grimmig.
    Felicia atmete tief durch. „Ja, das müssen wir wohl.“
    Garon schob leise die Tür auf. Ein Meer von düsteren Farben in einem noch düstereren Raum breitete sich vor ihnen aus. Tücher in Rot und Grün hingen von der Decke herab und Kerzen brannten in einer Vielzahl von Leuchtern – dennoch warfen sie kaum Licht, als würde es von seiner Umgebung einfach verschluckt.
    Im hintersten Teil des Raums spielte eine Frau auf einer Orgel.
     
    Vorsichtig rückten sie an die Orgelspielerin heran. Dem ersten Anschein nach war es Galadorn, doch diese Frau sah keineswegs wie eine hässliche alte Hexe aus, so wie sie Garon beschrieben hatte. Ihr hübscher schlanker Körper war in ein dunkelrotes Gewand gehüllt, das an den Borten golden abgesetzt war. Langes blondes Haar fiel wallend über ihre Schultern.
    Felicia stand staunend der Mund offen. Garon räusperte sich, so dass die Frau auf sie aufmerksam wurde.
    Sie unterbrach ihr Spiel. Ihre kalten Augen wanderten starr von einem Eindringling zum anderen. Dann sprang sie auf. Der Hocker, auf dem sie gesessen hatte, fiel krachend um.
    „IHR!“, schrie sie.
    Teng verkroch sich ängstlich unter Felicias Pullover. Diese wiederum versuchte, ihre Angst hinunterzuschlucken und all ihren Mut zusammenzunehmen.
    Garon und die restlichen Zwerge bauten sich schützend vor Felicia auf. Auch ihnen war die Angst anzumerken. So als könne sie „Tacks-Hochglanz-Soforttrocknendes-Bohnerwachs“ vor der Zauberin schützen, klammerten sie sich an den Rohren ihrer Rucksäcke fest und hielten sie auf Galadorn gerichtet.
    Jetzt lachte die Hexe und ihre Augen blitzen gefährlich. Plötzlich schien sie jedoch jegliches Interesse an ihnen zu verlieren. Mit einem einzigen Wort befahl sie dem Hocker, sich aufzustellen. Dann setzte sie sich hin und führte ihr Spiel fort.
    Die Zwerge und Felicia wechselten erstaunte Blicke. „Was hat das jetzt zu bedeuten?“, fragte Teng und wagte sich heraus. „Die nimmt uns wohl nicht für voll!“, schimpfte er empört und schwang die Faust. Schlimmer als seine Angst war ein Gegner, der ihn nicht respektierte.

    Mit einem Mal war Tengs Furcht verflogen. Wütend sprang er von Felicias Schulter und geradewegs auf Galadorns Orgel zu. Er landete direkt auf den Tasten. Wieder sprang die Hexe auf, aber diesmal nicht aus Ärger, sondern aus Entsetzen – und wieder fiel der Hocker um.
    Felicia schrie bestürzt auf, aber da war es schon zu spät. Galadorn holte aus und traf Teng mit einem gewaltigen Schlag ihres Handrückens. Felicia sah benommen zu, wie die
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