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Der Prinzessinnenmörder

Der Prinzessinnenmörder

Titel: Der Prinzessinnenmörder
Autoren: Andreas Föhr
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Sonnenlicht gefangen hatte.
    »Die Augen junger Mädchen sehen sich manchmal ähnlich. Und?«
    »Sie wollen es nicht begreifen, oder?«
    »Auf was, verdammt noch mal, wollen Sie hinaus?«
    »Wussten Sie, dass Bernhard Dichl der Vater von Conny Polcke ist?«
    »Ja, weiß ich. Er zahlt heimlich Alimente.«
    »So ist es. Conny Polcke wurde am siebzehnten Februar 1990 gezeugt. In jener Nacht, als Ihre Tochter starb.«
    »Schöner Zufall. Was wollen Sie damit sagen?«
    »Sie wissen vermutlich, dass Gertraud Dichl adoptiert war.«
    »Ist mir bekannt.«
    »Warum wohl? Ich sag’s Ihnen: Weil Bernhard Dichl keine Kinder kriegen kann.«
    Rathberg stand mit offenem Mund vor der Webcam. Sehr langsam überkam ihn die Ahnung einer ungeheuerlichen Schicksalsverstrickung, die vor siebzehn Jahren ihren Anfang genommen hatte.
    »Warum zahlt er dann Alimente?«, stammelte Rathberg.
    »Als er von seiner Unfruchtbarkeit erfährt, hat er schon Jahre gezahlt. Er wollte es nicht auf eine Klage der Mutter ankommen lassen. Das hätte seine Ehe zerstört.«
    »Nein. Das kann nicht sein. Dann war’s der andere Kerl auf der Hütte. Die waren so zugedröhnt, da hat keiner mehr mitgekriegt, wer mit wem vögelt.«
    »Lothar Eltwanger lag die ganze Nacht mit zertrümmerter Nase auf der Kommode. Das haben Sie vorhin selbst geschildert. Und falls er nach Ihrem Abgang noch einmal aufgewacht sein sollte, stand ihm der Sinn wohl kaum nach Sex. Sie müssen den Tatsachen ins Auge sehen. Es gibt keine andere Möglichkeit.«
    Rathberg wurde sichtlich nervös. »Sie glauben doch nicht, dass ich mit einem zugedröhnten Junkie schlafe, während meine Tochter stirbt.«
    »Wären Sie bei klarem Verstand gewesen – sicher nicht. Aber sagten Sie nicht selber, dass man Sie auf der Hütte unter Drogen gesetzt hat?«
    Rathberg schüttelte mit kurzen, kaum merklichen Bewegungen den Kopf.
    »Sagten Sie nicht, die Drogen hätten die Leute auf der Hütte zu Tieren gemacht? Was glauben Sie, hat das Zeug mit Ihnen gemacht?«
    »Das … das … das ist völlig … absurd. Vollkommen absurd.« Rathberg geriet aus der Fassung. Es fiel ihm schwer, einen zusammenhängenden Satz zu formulieren.
    »Sehen Sie den Tatsachen ins Auge. Sie sind der Einzige, der in dieser Nacht in der Lage war, dieses Mädchen zu zeugen. Das Mädchen, das da hinter Ihnen liegt. Conny Polcke ist Ihre Tochter. Nehmen Sie ihr das Tuch vom Gesicht und sehen Sie ihr in die Augen.«
    Rathberg fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, als wolle er einen bösen Schleier wegwischen, der ihm den Blick auf die Wirklichkeit nahm. Er sah zur Kirchendecke, kniff die Augen zusammen, versuchte, sich zu konzentrieren. Es wollte ihm nicht gelingen. Die Dämonen, die einen wirren Tanz um ihn herum aufführten, wollten nicht weichen. Rathberg sah zu der Mädchengestalt mit dem goldenen Kleid und dem verhüllten Gesicht. Er trat mit schwankenden Schritten näher, griff nach dem Tuch. Doch dann schreckte er zurück, brachte es nicht über sich, Conny Polckes Augen zu enthüllen. Rathberg wurde immer unruhiger. Er blickte wirr und hektisch um sich, sah das Stilett in seiner Hand, betrachtete es erstaunt, als wisse er nicht recht, wie es dorthin gelangt war. Schließlich öffnete sich die Hand wie von einem unsichtbaren Marionettenspieler gezogen. Das Messer glitt zu Boden.
    »Das SEK ist da. Sollen die gleich reingehen?«, flüsterte Mike Wallner zu.
    »Wir sollten Rathberg nicht aus seiner Stimmung reißen. Er hat ja schon aufgegeben.« Wallner wandte sich wieder dem Handy zu.
    »Herr Rathberg«, sagte er so ruhig er konnte. »Können Sie mich noch hören?«
    Rathberg starrte apathisch in die Kamera. In diesem Moment verdunkelte sich der Bildschirm für einen Moment, um dann wieder heller zu werden und den Blick auf ein Brett freizugeben, das vor der Webcam vorbeigeschleudert worden war und Sekundenbruchteile später mit einem hölzernen Geräusch Rathbergs Gesicht traf. Rathberg zog in einem letzten Reflex die Arme hoch, dann taumelte er für zwei Sekunden mit blutender Nase durchs Bild. Da sauste das Brett abermals heran. Dieses Mal jedoch von hinten. Es traf Rathberg im Genick. Rathberg ging zu Boden. Erst auf die Knie, dann sank er bewusstlos aus dem Bild. Stattdessen erschien Kreuthner vor der Kamera. Er hatte das Brett noch in der Hand, warf es jetzt mit geschmeidiger Geste auf den ohnmächtigen Rathberg und beugte sich zur Kamera.
    »Ich hab gehört, mir sind weltweit online. Also ich bin Polizeiobermeister
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