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Der Prinzessinnenmörder

Der Prinzessinnenmörder

Titel: Der Prinzessinnenmörder
Autoren: Andreas Föhr
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Kreuthner, es eben zu einem Ende bringen. Ein dritter Kollege fragte, was denn Kreuthner meine, wer das zu Ende bringen solle. Das SEK sei auf dem Weg, und die Kripo verhandle gerade mit dem Geiselnehmer. Tja, sagte Kreuthner. Und während er das sagte, setzte er seine Sonnenbrille auf, lehnte sich an einen Streifenwagen und blickte Richtung Kirche. Die Kollegen scharrten unruhig im Schnee. Wittischek, der Chef der Uniformierten, hatte angeordnet, Kirche und gesuchtes Fahrzeug zu bewachen und gegebenenfalls das SEK einzuweisen, falls es vor Wittischek eintreffen sollte. Genau das hätten sie zu tun und sonst gar nichts. Vor allem aber solle man den Kreuthner im Auge behalten. Und ihm Einhalt gebieten, sollte er Anstalten machen, Scheiße zu bauen. Tja, sagte Kreuthner, wenn er sich so umsehe, sehe er niemanden von der Kripo. Und auch die Herren SEKler könne er nicht entdecken. Alles, was er sehe, sei eine Kirche. Und in der Kirche sei ein brutaler Killer. Und dieser Killer werde in den nächsten Minuten die sechzehnjährige Conny Polcke aus Rottach abschlachten. Ob jemand einen Vorschlag habe, was man da machen solle. Es hatte aber niemand einen Vorschlag. Die Kollegen warfen ein, sie hätten Anweisung zu warten. Außerdem habe der Killer überall Kameras angebracht. Wenn also Kreuthner im Sinn habe, in die Kirche einzudringen, dann gefährde er das Leben des Mädchens. Kreuthner nickte und blickte über den Rand der Sonnenbrille in die Runde. Ein überlegenes Lächeln spielte um seine Mundwinkel. Sechs Leute, sagte er dann, seien ja wohl genug, dass der Ford Transit sich nicht aus dem Staub mache. Dann bedeutete er Schartauer, ihm zu folgen. Die Kollegen verwiesen noch einmal auf eindeutige Anweisungen und sagten, Kreuthner solle keinen Quatsch machen. Kreuthner riet den Kollegen, die Anweisungen mal gut zu befolgen. Er habe inzwischen anderweitig zu tun. Dann ging er und nahm Schartauer mit, der Kreuthner nur unwillig folgte.
    Kreuthner ging nicht in Richtung Kirche, sondern in die andere Richtung, vorbei am alten Rathaus. Nach wenigen Metern trafen die beiden Polizisten auf eine kleine Straße, die rechter Hand hinunter zur Hauptstraße führte. An der Hauptstraße wandte sich Kreuthner abermals nach rechts und gelangte nach etwa fünfzig Metern zur ehemaligen Pestkapelle, die heute dazu diente, gefallener Soldaten zu gedenken. Die Kapelle stand am Fuß der Friedhofsmauer aus Naturstein, die an dieser Stelle mehrere Meter hoch war. Es war keine Umfriedungsmauer im eigentlichen Sinn. Vielmehr stützte die Mauer das Erdreich, das hier aufgeschüttet worden war. Die Kirche lag knapp siebzig Meter entfernt den Berg hinauf, den ein eiszeitlicher Gletscher als Endmoräne hinterlassen hatte. Damit der Friedhof nicht am Hang lag, hatte man das Gelände um die Kirche zu einer Ebene aufgeschüttet. Nun aber stammte Kreuthner aus der kleinen Siedlung, die sie direkt unterhalb der Pfarrkirche zwischen Mangfall und die bewaldete Endmoräne gequetscht hatten. Die Wohnungen waren klein, feucht und kalt gewesen. Aber zur Kirche war’s nicht weit. Das war Kreuthner zupassgekommen, als er viele Jahre lang den Ministranten gemacht hatte. Da aber die Ministranten nicht nur fromme Gedanken im Kopf haben, sondern auch viel Unsinn aushecken und Orte erkunden, wo sie eigentlich gar nicht hindürfen, war dem Ministranten Leonhard Kreuthner nicht verborgen geblieben, dass von der Pestkapelle zur Pfarrkirche ein alter unterirdischer Gang führte, der früheren Pfaffen zur Flucht gedient haben mochte, wenn die Zeiten brenzlig wurden.
    Kreuthner öffnete die Eingangstür zur Kapelle und ging hinein. Er winkte Schartauer, es ihm gleichzutun. Doch Schartauer zögerte. Verwies zaghaft auf die Anweisungen aus Miesbach. Kreuthner sah Schartauer herausfordernd an.
    »Ja wie? Tust dich jetzt einscheißen oder was?«
    »Nein, aber … ich mein, die haben da Psychologen und Scharfschützen und kugelsichere Westen und alles. Die kriegen das schon hin.«
    »Weil die das bis jetzt ja so prima hingekriegt haben oder wie?«
    Schartauer machte eine unentschlossene Gebärde. Er war sich nicht ganz sicher, ob Kreuthner damit meinte, dass die es versemmelt hatten, oder was er sonst damit andeuten wollte.
    »Ich hab die erste Leich g’funden. Ich hab den Kohlweit verhaftet. Und ich hätt auch den Bruder da in der Kirch verhaftet, wenn die uns net dazwischeng’funkt hätten. Ich lass das net zu, dass die wieder Mist bauen, verstehst?«
    »Aha. Und du meinst
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