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Der Prinzessinnenclub

Der Prinzessinnenclub

Titel: Der Prinzessinnenclub
Autoren: Katja Reider
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Mama und Papa vorlese. Manchmal auch Nele.
    »Im Deutschunterricht werden wir uns im ersten Halbjahr mit Märchen beschäftigen«, erklärte Frau Hasemann gerade. »Das ist ja sicher ein Gebiet, auf dem sich viele von euch schon recht gut auskennen.«
    »Waaas? Märchen?«, blökte Kevin entsetzt los. »So einen Mist-Babykram machen wir in der 5. Klasse?«
    »Es wäre schön, wenn du dich künftig melden würdest, anstatt einfach in die Klasse zu rufen«, sagte Frau Hasemann. »Und in der Tat sind Märchen Lehrstoff der 5. Klassen!«
    »Au, Mann«, ächzte Kevin. »Das kann ja heiter werden! Nur so öde Geschichten mit Schlössern und bekloppten Prinzessinnen, die ihre goldenen Kugeln irgendwo reinplumpsen lassen und dann ewig rumjammern.«
    Frau Hasemann lächelte geduldig. »Siehst du, und genau deswegen beschäftigen wir uns mit Märchen: Damit ihr seht, wie vielfältig die Welt der Märchen ist. Es gibt da nämlich keineswegs nur Geschichten von Prinzen und Prinzessinnen.«
    »Aber die behandeln wir doch auch, oder?«, fragte eine zaghafte Stimme.
    Ich drehte mich zu der Sprecherin um. Oh, das Mädchen mit dem Pagenkopf, dem Trägerkleid und den Klammer-Eltern! Das während der Feier vor mir gesessen hatte!
    Seltsam, ich hatte bis eben gar nicht gemerkt, dass sie auch in meiner Klasse gelandet war. Anscheinend stand sie auf Prinzessinnengeschichten und gab das sogar öffentlich zu.
    Die hatte ja Nerven...! Ich selber liebte »Dornröschen« und »Schneewittchen« zwar auch. (Die hatte ich schon hundertmal gelesen oder mir von Mama oder Papa vorlesen lassen.) Aber bevor ich damit rausplatzen würde - und dann noch vor all den Jungs hier -, da würde ich mir eher die Zunge abbeißen!
    Frau Hasemann lächelte dem Pagenkopf-Mädchen zu. »Keine Sorge, Emma! Natürlich werden wir auch wieder die klassischen deutschen Märchen der Brüder Grimm behandeln!«
    Die Angesprochene nickte erfreut und senkte dann schnell den Kopf. Ich betrachtete sie nachdenklich. Emma… soso, das Pagenkopf-Mädchen hieß also Emma! Wieso hatte sich Frau Hasemann nur so schnell ihren Namen merken können?
    Das war ja merkwürdig! Oder kannte sie sie schon vorher? Klar, vielleicht hatte diese Emma ja einen älteren Bruder oder eine ältere Schwester hier an der Schule. Aber... Moment, hatte Frau Hasemann nicht eben gesagt: Diese Märchen werden wir auch »wieder« behandeln? Machte Emma die Klasse etwa zum zweiten Mal?
    Aber Papa hatte mir doch versichert, dass in der 5. Klasse so gut wie niemand hängen bleiben würde, weil wir uns ja erst mal an all die neuen Mitschüler, die neuen Fächer und Lehrer gewöhnen müssten.
    Oje, jetzt hatte ich Frau Hasemann überhaupt nicht richtig zugehört! So ein Mist, anscheinend hatte ich gerade irgendeine wichtige Ankündigung verpasst!
    »... sollt ihr euch also ein Märchen aussuchen, das ihr dann in der Gruppe, also zu zweit oder zu dritt, bearbeitet, um es anschließend hier in der Klasse vorzustellen«, sagte Frau Hasemann und blickte erwartungsvoll in die Runde. »Na, gibt es schon jemand, der weiß, welches Märchen er gern übernehmen möchte? - Ein Lieblingsmärchen habt ihr doch bestimmt alle. - »Ja, du?« Die Überraschung in Frau Hasemanns Stimme über Kevins unverhoffte Wortmeldung war nicht zu überhören. »Welches Märchen möchtest du uns denn vorstellen?«
    »Superman« , sagte Kevin. Und er sagte es so knapp und cool, als würde er gleich selbst zum Fenster rausflattern, um mal eben schnell die Welt zu retten.
    »Superman ist leider keine Märchen-, sondern eine Comicfigur«, erklärte Frau Hasemann.
    »Hä? Wieso denn nicht?«, fragte Kevin. »Da gibt’s doch einen Superhelden und es passieren lauter verrückte, unmögliche Sachen! Wie im Märchen.«
    »Das stimmt schon«, sagte Frau Hasemann geduldig. »Sicher weist Superman viele märchenhafte Elemente auf, aber es ist nun mal kein -«
    »Okay, dann nehm ich eben ›Spiderman‹«, sagte Kevin.
    Frau Hasemann seufzte.
    »Ich würde gerne ›Die Prinzessin auf der Erbse‹ vorstellen«, sagte Sissi, ohne Kevin auch nur im Geringsten zu beachten. »Machst du mit, Diana?«
    Ich blickte sie unschlüssig an. Klar, ich hatte große Lust, mit Sissi zusammenzuarbeiten. So würden wir uns schnell besser kennenlernen. Aber »Die Prinzessin auf der Erbse« war meiner Meinung nach das bekloppteste Märchen überhaupt! Als Oma mir die Geschichte zum ersten Mal vorgelesen hat, hab ich kein Wort davon kapiert. Was soll so toll daran sein, durch
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