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Der Prinzessinnenclub

Der Prinzessinnenclub

Titel: Der Prinzessinnenclub
Autoren: Katja Reider
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sitzen zu bleiben und sich Papas Geschichte zu Ende anzuhören.
    Ich vermute, dass Mama in einem der Ratgeber, die häufig auf ihrem Nachttisch liegen (»Fünfzehn Jahre frisch verliebt« oder »Wenn Liebe älter wird«), gelesen hat, dass diese Form der »Beziehungsarbeit« sich letztendlich auszahlt. In welcher Form auch immer.
    Also kein Wunder, dass Mama mühelos ein interessiertes Gesicht aufsetzen kann, während sie in Wirklichkeit darüber nachdenkt, was sie uns heute kochen soll und ob sie eventuell noch Fischstäbchen in der Tiefkühltruhe hat.
    Um nicht einzuschlafen, ließ ich meine Augen durch den Saal wandern. Ah, da vorn saßen ja Finn und Kevin aus meiner alten Klasse!
    Ich sah genauer hin und unterdrückte nur mühsam ein Kichern. Anscheinend hatte sich Kevin zur Feier des Tages die Haare gefärbt und eine Ponysträhne mit Spray so auf seinem Kopf festbetoniert, dass er aussah wie ein blondiertes Nashorn. Aber das Mädchen, das links neben Kevin saß, machte auch einen seltsamen Eindruck. Sie trug eine lila Jacke aus einem weichen, glänzenden Stoff und dazu einen langen Rock, unter dem ein Unterrock hervorblitzte. Ihre Füße steckten in kleinen geschnürten Stiefeletten. Himmel, in diesem Aufzug musste sie sich ja halb tot schwitzen! Schließlich war es erst Ende August und noch richtig warm draußen! Ich selber hatte einen bunten Rock, T-Shirt und Sandalen an.
    Aber zugegeben, ich sah nicht halb so elegant und interessant aus wie das seltsame Mädchen neben Kevin. Und was für tolle Haare sie hatte! - Glänzende rotbraune Locken, die ihr bis über den Rücken fielen.
    Unwillkürlich griff ich in meine eigenen blonden Strähnen und seufzte. Für solche Locken hätte ich glatt ein Jahr meines Lebens gegeben! Also, sagen wir mal, das Jahr, das ich rein rechnerisch insgesamt in meinem Leben mit Mathehausaufgaben, Aufräumen und In-der-Schlange-Stehen verbringen würde …
    Das Mädchen mit den tollen Haaren hatte die Beine übereinandergeschlagen und wippte leicht mit dem Fuß, während sie aufmerksam ihre Umgebung musterte. Jetzt hatte sie anscheinend das Grinsen, mit dem ich Kevins Nashorn-Frisur begutachtete, bemerkt und verdrehte die Augen zu einem Schielen. Fast hätte ich laut herausgeprustet! Keine Frage, die Unbekannte und ich waren uns über Kevins Superfrisur einig! Ich zwinkerte ihr zu. Ob es mir gelingen würde, dieses Mädchen näher kennenzulernen? Wer weiß, vielleicht hatte ich ja ausnahmsweise mal Glück und wir kamen in dieselbe Klasse …
     
    Oje, jetzt schmollt Emma doch tatsächlich, weil ich sie ihrer Meinung nach bisher wie eine komplette Langweilerin dargestellt habe. Sissi hingegen ist natürlich hochzufrieden mit ihrem ersten Auftritt als »schöne Unbekannte’« - was Emma wiederum »total ungerecht« findet. Puh, ganz schön schwer, es den beiden recht zu machen! Hmm... irgendwie habe ich mir die Schreiberei leichter vorgestellt! - Aber ich meine, wenn ich immer nur alle als supertoll beschreibe und so, als sei rund um die Uhr alles prima, wäre das doch erstens gelogen und zweitens … total langweilig, oder etwa nicht? Na bitte! Also muss Emma jetzt damit leben, dass ich sie zuerst nicht besonders spannend fand. Und das Verhalten ihrer Eltern ziemlich albern. Vieles wusste ich ja damals noch nicht. Und wirklich wichtig ist doch nur, wie gern ich Emma schon bald danach mochte …

N achdem Herr Dr. Knüsen seine Rede beendet hatte, trat das Schulorchester auf die Bühne und fiedelte uns zwei schwungvolle Stücke. - Also hätte Nele auch hier Gelegenheit gehabt, ihre geliebte Altflöte zu spielen! Ich biss mir auf die Lippen. Ach, warum konnte ich nicht damit aufhören, mir auszumalen, wie dieser Neuanfang mit Nele zusammen gewesen wäre...?!
    Dann rief Herr Dr. Knüsen die Klassenlehrer der zukünftigen 5. Klassen auf die Bühne. Ich blickte gespannt nach vorn. Ob ich Glück hatte und in einer netten Klasse landete? Das hatte ich mir doch wohl verdient, wenn ich hier schon ohne Nele antreten musste...!
    Als Erste trat eine sympathisch wirkende Lehrerin vor, die uns als Hilke Hasemann vorgestellt worden war. Sie sollte die Klasse 5a unterrichten. Frau Hasemann lächelte freundlich in den Saal, dann zückte sie eine Liste und begann, die Namen ihrer künftigen Schüler der Reihe nach vorzulesen.
    »Diana Bartok, kommst du bitte zu mir?«
    Klar, ich musste mal wieder den Anfang machen! Wer einen Nachnamen mit B trägt, muss ja fast immer als Erster dran glauben! Aber
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