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Der Prinzessinnenclub

Der Prinzessinnenclub

Titel: Der Prinzessinnenclub
Autoren: Katja Reider
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errötend. »Wir treffen uns doch heute zum ersten Mal und vor allem wegen des Märchen-Referats!«
    »Ja, ja, schon gut«, sagte Emmas Mutter. »Wie ist es: Mögt ihr beiden vielleicht einen schönen Saft aus Orangen und Grapefruit? Ich presse ihn immer ganz frisch aus!«
    »Au ja!« Sissi und ich nickten begeistert. Frisch gepressten Saft gab’s bei uns höchstens mal am Wochenende, wenn Mama viel Zeit hatte und Papa ihr hoch und heilig versprochen hatte, dieses komplizierte Auspressdings hinterher sauber zu machen. Das durfte man nämlich nicht in die Spülmaschine stellen.
    »Emma, den Möhrenkuchen bring ich euch dann später, ja?«, rief Emmas Mutter uns nach. »Er muss erst noch abkühlen, sonst bekommt ihr Bauchschmerzen.«
    »Ja, klar.« Emma schob uns schnell in ihr Zimmer und schloss hinter uns die Tür so fest, als hätte sie Angst, dass ihre Mutter Sissi und mir außer dem Saft noch ein dreigängiges Ökomenü aufdrängen würde.
    »Ihr müsst den Saft nicht trinken, wenn ihr nicht mögt«, sagte Emma.
    »Klar mögen wir den«, sagte Sissi. »Du etwa nicht?«
    Emma verzog das Gesicht. »Ich krieg etwa dreimal täglich solche Säfte«, erklärte sie. »Auch welche aus Gemüse. Wegen der Vitamine.«
    »Und warum?«, fragte ich. »Bist du krank oder so was?«
    Emma schüttelte den Kopf. »Nein, eigentlich nicht.« Sie zögerte einen Moment. »Aber letztes Jahr, da war ich ziemlich lange krank. Ich konnte zwei Monate nicht zur Schule. Deswegen mache ich jetzt auch die 5. Klasse noch mal.«
    Aha, meine Vermutung war also richtig gewesen!
    Emma sprach bereits eifrig weiter: »Na ja, und seit meiner Krankheit behandeln mich meine Eltern wie ein rohes Ei. - Manchmal ist das echt zum Verrücktwerden!«
    Sissi machte große Augen, und ich fragte: »Was hattest du denn für eine Krankheit?«
    Emma machte eine unbestimmte Handbewegung. »Meningitis. Das ist eine Hirnhautentzündung, die man von einem Zeckenbiss bekommen kann.«
    »Und das ist dir passiert?«, fragte Sissi. »Ich meine, du wurdest von einer Zecke gebissen?«
    Emma nickte. »Ja, letztes Jahr im Urlaub, in Österreich. Natürlich kriegt man nicht von jedem Zeckenbiss gleich Hirnhautentzündung. Das passiert nur, wenn die Zecke Überträger der Krankheit ist. Aber bei mir war es eben so. Ich hatte einfach Pech.«
    »Und jetzt bist du wieder ganz gesund?«, hakte ich nach.
    »Ja, fit wie ein Turnschuh! Aber meine Eltern behandeln mich noch immer, als ob ich krank wäre. Ich meine, sie haben mich schon immer sehr behütet. Ich bin halt ihre Einzige und so. Aber jetzt ist es viel, viel schlimmer als vorher.« Emma versuchte ein klägliches Grinsen. »Ich glaube, am liebsten würden sie mich in einer Sänfte zur Schule tragen lassen! Und links und rechts zwei Polizisten, damit mir nur ja nichts passiert!«
    So langsam wurde mir einiges klar. Bei der Einschulung hatte ich ja gesehen, wie übertrieben Emma von ihren Eltern betüddelt wurde. Und wie seltsam teilnahmslos sie dies alles über sich ergehen ließ.
    »Aber das kann man doch verstehen!«, meinte Sissi. »Deine Eltern haben sich sicher große Sorgen um dich gemacht, als du krank warst.« Es klang fast ein bisschen neidisch.
    »Ja, natürlich!« Emma seufzte. »Sie meinen es gut. Das weiß ich ja auch, aber manchmal könnte ich... Na, ihr wisst schon...!«
    »Hey, aber das geht uns doch allen ab und zu so«, wandte ich ein. »Ich meine, dass uns unsere Eltern nerven...«
    »Mir nicht«, widersprach Sissi. »Ich sehe meine Eltern so selten, dass sie gar keine Gelegenheit haben, mir auf den Geist zu gehen.«
    »Das stell ich mir als Abwechslung himmlisch vor«, seufzte Emma.
    »Wie man’s nimmt«, sagte Sissi vage.
    »Vielleicht könnt ihr beide eure Eltern ja mal tauschen«, schlug ich vor. »Es gibt sicher irgendeinen schwachsinnigen TV-Sender, der da gerne eine zehnteilige Dokusoap draus machen würde...«
    Sissi und Emma lachten. Aber es klang etwas angestrengt. - Und mir dämmerte langsam, dass es weitaus Schlimmeres gab, als eine Mutter mit einem Prinzessin-Di-Tick zu haben …
     
    »Habe ich euch wirklich gleich bei unserem ersten Treffen von meiner Krankheit erzählt?«, fragt Emma ungläubig. »Und auch davon, dass meine Eltern dauernd Angst um mich haben?«
    »Ja, das hast du.« Sissi nickt. »Ich erinnere mich genau daran. Wir mussten gar nicht großartig bohren oder nachfragen. Die Geschichte ist gleich aus dir herausgesprudelt.«
    »Ganz anders als bei dir, Sissi!«, werfe ich ein. »Bei
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