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Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman
Autoren: Lucy Dillon
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sich die Mühe zu machen, dafür den Reißverschluss zu öffnen. »Selbst wenn ich meinen Ehemann, die drei Kinder, den Hund und jedes unserer Möbelstücke aus dem Haus werfen würde, sähe es dort niemals so perfekt aus wie hier.«
    »Na ja, es ist auf jeden Fall schon mal vorteilhaft, keinen Mann, keine Kinder und keinen Hund zu haben.« Michelle bückte sich und stellte irgendetwas mit Pongo und der grünen Tasche an, doch Anna war dies mittlerweile egal. Der Wein und die Weihnachtsnarzissen lösten eine festliche, wohlige Woge aus, die durch ihr System spülte. Dies war der erste Schimmer weihnachtlicher Stimmung, den sie heute verspürte.
    Heiligabend war eigentlich recht feierlich gewesen, dachte Anna wehmütig. Zumindest bis die Mädchen ihre Geschenke ausgepackt hatten. Bis zu dem Zeitpunkt war sie noch überzeugt gewesen, ihnen etwas Wunderbares und Raffiniertes gekauft zu haben, etwas, wodurch zwischen ihnen eine Bindung entstehen würde. Annas Haut prickelte vor Verlegenheit.
    »Hier.«
    Anna blickte zu Pongo hinunter, der in etwas steckte, das wie ein einteiliger Babystrampler aussah. Pongo wedelte mit dem Schwanz – zumindest bewegte sich irgendetwas in dem seltsamen Anzug.
    »Was um alles in der Welt ist das?«, fragte sie verwundert.
    »Ein Hundestrampler. Den teste ich gerade für den Laden. Wenn man Teppichboden hat und einen Hund besitzt, braucht man einen Hundestrampler«, fuhr Michelle zu Annas großer Belustigung fort. »Was ist daran so komisch?«
    »Ich lasse bei mir zu Hause die Leute nicht einmal die Schuhe ausziehen, weil sonst hinterher deren Socken vor lauter Hundehaaren eine andere Farbe haben würden.«
    »Du kannst einen extra Aufsatz für den Staubsauger kaufen, der …«, fing Michelle an, doch sie wurde von Annas gutmütigem »Ich-höre-gar-nicht-zu«-Gelächter unterbrochen. Sie schnalzte mit der Zunge, und Pongo schlurfte mit einer hingebungsvoll aufmerksamen Miene hinter ihr ins Haus, die er sonst nie auch nur einem einzigen seiner Besitzer zuteilwerden ließ.
    »Warum schaffst du dir keinen eigenen Hund an?«, rief Anna hinter ihnen beiden her, als sie in die Küche verschwanden. »Einen Hund, der nicht haart? Irgendeinen beigefarbenen, damit er in die Deko passt?« Sie stellte ihre Stiefel neben Michelles Laufschuhen auf das schmiedeeiserne Schuhregal. Alle Aufbewahrungsaccessoires sahen deutlich besser aus, wenn nicht allzu viel darin oder darauf aufbewahrt wurde.
    »Dann hättest du immer ein wenig Gesellschaft«, fuhr sie dann nicht ganz so laut fort.
    Anna und Phil hatten in der Vergangenheit mehrfach versucht, Michelle mit so ziemlich jedem ihrer ledigen Freunde zu verkuppeln – mit dem Ergebnis, dass sämtliche Kandidaten von ihr eine höfliche Abfuhr erteilt bekommen hatten. Bis die Mädchen bei ihnen eingezogen waren, war Michelle regelmäßiger Gast bei den McQueen-Abendessen gewesen. Da sich aber nun die Terminpläne nur noch sehr schwierig miteinander vereinbaren ließen, waren die Verkuppelungsessen mittlerweile leider auf der Strecke geblieben. Anna hatte deswegen ein ziemlich schlechtes Gewissen.
    Phil allerdings eher weniger. »Michelle ist nicht allein«, hatte er beharrt, nachdem Anna ihm vorgeschlagen hatte, sie für Heiligabend einzuladen. »Sie hat eine große Familie und ist an den Wochenenden oft unterwegs. Wo war sie letzte Woche? In Paris? Und davor war sie übers Wochenende in Stockholm.«
    »Das waren Reisen, bei denen sie für ihr Geschäft eingekauft hat«, hatte Anna entgegnet. »Und du weißt genau, wie sie über ihre Familie denkt.«
    »Geschäftsreisen?« Phil hatte diese Antwort offensichtlich überrascht. »Mir hat sie gesagt, es seien Kurzurlaube gewesen.«
    Anna hatte sich schon des Öfteren darüber gewundert, dass ein in zweiter Ehe verheirateter Mann mit drei Töchtern und einer Mutter so wenig von Frauen – und Familien – verstand.
    »Gesellschaft?« Michelle tauchte in der Küchentür auf. Ihre ablehnende Miene sprach Bände. »Sag nichts – Phil hat wieder einen frisch geschiedenen Kumpel an der Hand, der zum Bedienen seiner Waschmaschine eine Frau braucht? Ich habe die Sache mit Ewan immer noch nicht vergessen.«
    »Ewan suchte keine … Das war ein Missverständnis!« Anna dachte darüber nach, einen Rückzieher zu machen. Michelle konnte mitunter ziemlich empfindlich reagieren, wenn man sie auf ihr Singledasein ansprach. Jetzt, wo sie so darüber nachdachte – dumme Idee, Anna! –, war der heutige Tag sicherlich nicht der
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