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Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman
Autoren: Lucy Dillon
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nie jemand etwas vorgelesen hat. So haben sie so viele wunderbare Geschichten verpasst!«
    »Anna, versteh mich bitte nicht falsch, aber du bist einunddreißig. Und du bist Bibliothekarin. Lily ist acht Jahre alt. Und Becca macht gerade Abitur. Und Chloe … na ja, sie ist keine große Leseratte, oder?«
    Anna trank einen weiteren Schluck Wein und versuchte, nicht an die Mienen der Mädchen zu denken, als diese ihre großen Bücherkisten ausgepackt hatten. Wie kam es bloß, dass Michelle die Reaktionen der drei hatte voraussagen können, während sie selbst, die sie sich den ganzen Tag Gedanken und Sorgen um die Mädchen machte, völlig danebengelegen hatte?
    Becca hatte versucht, höflich zu sein, doch ihre Enttäuschung war deutlich sichtbar gewesen. Chloe hatte höhnisch gegrinst, Lily war verblüfft gewesen. Glücklicherweise – oder auch nicht – war Phil in jenem Moment mit einem riesigen Sack voller Geschenke hereingekommen, die er entsprechend der langen Internet-Wunschlisten besorgt hatte. Anna war nichts außer Evelyns herablassendem Lächeln und bergeweise Geschenkpapier geblieben. Und natürlich sechsunddreißig ihrer Lieblingskinderbücher, nach denen sie im Internet gestöbert hatte – alles Erstausgaben, alle signiert, alle etwas ganz Besonderes.
    Sie schluckte, doch diese Demütigung saß ihr immer noch wie ein Kloß im Hals. »Streu nicht noch mehr Salz in die Wunde. Jetzt ist mir auch klar, dass die Bücher nicht das waren, was sie sich gewünscht haben. Ich weiß ja, dass es ihnen schwerfällt, sich an mich als ihre neue Stiefmutter zu gewöhnen, und nicht etwa als eine Frau, die sie jedes zweite Wochenende mal sehen, aber …« Anna resignierte. »Du bist der einzige Mensch, dem ich das sagen kann, Michelle, … aber hat man früher nicht wenigstens so getan , als würde man sich über ein Geschenk freuen? So, wie ich eben vorgegeben habe, mich über diese verdammte Anti-Faltencreme zu freuen?«
    »Wie nett. Wahrscheinlich hast du dich vor Dankesworten beinahe überschlagen, nehme ich mal an«, erwiderte Michelle trocken.
    »Natürlich.« Anna nahm einen weiteren Schluck Wein. Auf der Verpackung hatte tatsächlich »für die reife Haut« gestanden. Dabei war sie gerade einmal dreizehn Jahre älter als Becca.
    »Ich nehme alles zurück – du musst mit Phil darüber sprechen«, erklärte Michelle und riss die Backofentür auf, um ein Backblech herauszuholen. »Er muss die Verantwortung dafür übernehmen, wie die drei mit dir umspringen. Schließlich bist du nicht irgendeine Haushälterin, die zufällig mit ihrem Dad verheiratet ist. Du bist ihre Stiefmutter, und die drei leben in eurem Haus. Hier. Nimm davon.«
    Michelle schob einen Teller mit Mince Pies zu ihr hinüber. Anna nahm sich eines der gefüllten Gebäckstücke und stellte unglücklich fest, dass es nach Orange schmeckte und so leicht war, dass es im Mund zerging.
    »Aus dem Feinkostladen«, erklärte Michelle, als ihr Annas kläglicher Gesichtsausdruck auffiel. »Es ist vollkommen okay, die Dinger fertig einzukaufen. Du solltest aufhören, immer Superwoman sein zu wollen.«
    »Ist es denn so verrückt, Bücher zu verschenken?«, fragte Anna traurig. »Früher habe ich den ersten Weihnachtstag über nur gelesen. Wir alle. Mum, Dad und ich haben auf dem Sofa gesessen, unsere Weihnachtsbücher gelesen, Tee getrunken und dabei unsere Schokokugeln verdrückt.«
    »Vielleicht hängt es auch davon ab, welche Bücher du ihnen andrehen wolltest.«
    »Sie waren nicht zu anspruchsvoll, wenn du das meinst. Lily habe ich ein paar Bücher geschenkt, die sie von ihren Disney-DVDs kennt, wie Mary Poppins und Hundertundein Dalmatiner . Ich wollte sie gerne zum Lesen animieren. Immerhin besitzt sie einen Dalmatiner namens Pongo.«
    »Solange du dem armen Kind nicht ewig Vorträge darüber hältst, dass ›Bücher so viel besser sind als Filme‹ …« Michelle nahm sich ein Mince Pie und schnitt es in der Mitte durch. »Was ist denn mit der Drama-McQueen? Welche Bücher hast du um alles in der Welt ihr geschenkt? Den Kinderbuchklassiker Ballettschuhe ? Darin geht es um Kinder, die schauspielern und tanzen, oder?«
    Anna hob das Kinn. »Ich habe Chloe alle Romane von Judy Blume geschenkt, die ich mit fünfzehn geliebt habe, wie zum Beispiel Forever: Die Geschichte einer ersten Liebe . Außerdem hat sie von mir ein paar Dolly -Bände von Enid Blyton bekommen.«
    »Dolly?« Michelles Augenbrauen verschwanden unter ihrem dicken, dunklen Pony. »Welcher
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