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Der Preis des Lebens

Der Preis des Lebens

Titel: Der Preis des Lebens
Autoren: Christian Endres
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alten aufgrund meiner Bekanntschaften allesamt schreiend davon laufen. Dämonen konnten sie nicht schocken – ein ehemaliger Jagam schon. Verkehrte Welt.« Nugal räusperte sich. »Ähem . Jedenfalls: Damals haben wir auch über Euch gesprochen, Jagam. Schaut nicht so! Nichts von dem, was Ihr mir gesagt habt oder wir damals besprachen, hat bis heute jemals mein Arbeitszimmer verlassen. Aber erinnert Ihr Euch an den Gefallen, den Ihr mir abgerungen habt? Als Dank dafür, dass Ihr mich nicht wegen meiner ... ketzerischen Studien am Rand der Finsternis an die Inquisitoren verpfeift, wie Ihr es nanntet?«
Lorn nickte knapp. »Ihr solltet Ausschau halten.«
»Ausschau?« Visco fühlte sich wie das fünfte Rad am Wagen. Dieses Gespräch hätte genauso gut ohne ihn stattfinden können. »Ihr seid ein lausiger Erzähler, Nugal!«, maulte der Vampir entsprechend frustriert. » Wonach solltet Ihr Ausschau halten? Erzählt die Geschichte ohne Sprünge!«
Nugal lehnte sich mit einem seltsamen Ausdruck auf dem hageren Gesicht nach hinten. Der hölzerne Stuhl ächzte leise, als der Magier den Arm hob, mit Zeige- und Mittelfinger auf Lorn deutete und eine einzige Silbe der Macht murmelte. Sofort begannen die blassen Narben in Lorns Gesicht zu glühen. Als Lorns Wangen regelrecht hellblau strahlten und ein silberblauer Heiligenschein um den Jagam flackerte, sprang Visco auf und zog in einer fließenden Bewegung sein Rapier – bereit, Nugal die schmale Klinge an den Hals zu setzen und die Freilassung seines Partners aus dem Bann des alten Magiers notfalls mit Gewalt zu fordern.
»Setz dich hin!«, knurrte der Nachtjäger da plötzlich barsch aus dem Mundwinkel. Lorn zuckte mit keinem Muskel; sein Blick ruhte auf Nugals schwach vom blauen Widerschein erleuchteten Zügen. »Das Kunststückchen habt Ihr damals schon vollzogen, Zauberer. Wieder Vergangenheit, wieder nichts Neues.«
Nugal nickte. »Ich weiß.« Ein Fingerschnippen, und das feine Adernetzwerk dünner Narben in Lorns grimmigem Gesicht glühte noch ein letztes Mal grell auf – dann verschwand das Leuchten wieder und zog sich wie ein sterbendes Glühwürmchen zurück. »Ich konnte nicht widerstehen, verzeiht. So viel also zum Thema lausiger Erzähler«, fügte er mit einem strafenden Seitenblick auf Visco hinzu, ehe er wieder Lorn ansah. »Wollt Ihr weitererzählen?«
Der Jagam zögerte. Mit ausdrucksloser Miene sah er Nugal über den Tisch hinweg an. Schließlich sagte er leise: »Damals bat ich Euch, nach der magischen Signatur desjenigen Ausschau zu halten, der mir« – Lorns behandschuhte Finger berührten sein Gesicht – »das hier angetan hat.«
Die Worte hingen ein paar Sekunden zwischen dem Trio, unangenehmer als das Schweigen zu Beginn des Gesprächs.
»Richtig«, meinte Nugal und brach die beklemmende Stille abermals als erster. »Ihr habt mich mit Eurem theoretischen magischen Wissen ganz schön überrascht, muss ich zugeben.« Der Zauberer fuhr sich durch das kurz geschorene Haar. »Ein verstoßener Jagam, der immer noch Vampire jagt, sich aber bestens mit der Magie auskennt. Ein Widerspruch in sich! Aber ich habe mich erkundigt. Im Orden bringt man Euch bei, Magie zu erkennen und zu klassifizieren , wie Euresgleichen sagt. Und noch einiges mehr, nehme ich an. Hintergrundwissen der schwarzen Künste, damit Ihr versteht, was die Gesandten der Dunkelheit da gegen Euch verwenden.« Nugal wog nachdenklich den Kopf. »Wir bringen unseren Adepten ja auch die meisten Formen der Magie näher. Nicht, um sie in Versuchung zu führen – sondern um ihnen die Unterschiede zu zeigen und sie später irgendwann selbst ihren Weg wählen zu lassen.«
»Alles schön und gut«, mischte sich da ausnahmsweise Visco wieder einmal ins Gespräch ein. »Aber dachtest du wirklich, dass Nugal hier in Namask eine Spur von duweißtschonwem finden würde? Nichts gegen Eure Fähigkeiten, Nugal«, beeilte er sich zu versichern. »Ich meine das eher ... räumlich.«
»Sei nicht albern, Scharfzahn.«
Lorn griff nun doch nach seinem Trinkgefäß.
Visco vermutete, dass die Unterhaltung mehr Türen zu Lorns Vergangenheit aufgestoßen hatte, als diesem lieb war.
»Nein«, erklärte der Nachtjäger derweil. »Aber ich wusste, dass Nugal ein Mitglied des Blauen Falken ist. Ein halbwegs vertrauenswürdiger Orden. Was auch immer das in diesem Zusammenhang bedeuten mag, immerhin reden wir hier von Zauberern, der Beulenpest auf zwei Beinen.«
»Zu viel der Ehre.« Nugal neigte salbungsvoll das
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