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Der Preis des Lebens

Der Preis des Lebens

Titel: Der Preis des Lebens
Autoren: Christian Endres
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unter dem verbrannten Haus hatten Lorn noch misstrauischer gegenüber Fremden werden lassen – und nicht nur gegenüber Fremden. Wenigstens hatten die Geschehnisse jener Nacht Visco und den Jagam wieder fester zusammengeschweißt und ihre Freundschaft die Kluft zwischen ihnen überwinden lassen. Keiner von beiden sprach es aus, und ihren letzten ungelösten Streit schwiegen sie nach wie vor tot – aber die Atmosphäre zwischen ihnen war wieder um einiges entspannter.
Nicht so zwischen Lorn und dem Magier vom Blauen Falken.
»Wollt Ihr Spielchen spielen und bloß hohle Phrasen dreschen, Zauberer?«
Lorn hatte seinen Wein bisher nicht angerührt.
Nugal schien nicht sonderlich beleidigt. Er lächelte lediglich väterlich. »Ganz der Alte«, brummte der Magier amüsiert vor sich hin, als er nach seinem Kelch griff. »Aber gut, dann will ich eben gleich zur Sache kommen.« Dennoch genehmigte er sich noch einen Schluck. »Köstlich, nicht wahr? Ein edler Tropfen. Vor vierzig Jahren gab es an den sonnenbeschienenen Hängen oberhalb der äußeren Stadtmauer von Gusiarn ein Weingut, das einem Vetter zweiten Grades von mir gehörte. Ich entwickelte einen Schutzzauber für ihn, der seine Trauben gegen den Befall von ...«
»Was wollt Ihr von uns?« Nugal verstummte und sah Lorn gedankenversunken an. Schließlich nickte der Zauberer halb schuldbewusst, halb erheitert, nahm – Visco war sich sicher, aus purer Gehässigkeit – noch einen Schluck und begann danach erneut: »Ihr erinnert Euch bestimmt an unser erstes Zusammentreffen, als wir alle drei in jener glücklichen Nacht unter meinem bescheidenen Dach zusammenkamen?«
Visco nickte, und selbst Lorns minimalistische Kopfbewegung ging mit Ach und Krach als Bestätigung durch.
»Hach, das waren noch Zeiten! Wisst Ihr noch? Nachdem wir erst mal alles geklärt und einander gebührend vorgestellt hatten, haben wir bis in die Morgenstunden wie gute Freunde geredet.« Wieder lächelte der Magier. Als er weitersprach, sah er Lorn direkt an und meinte wesentlich ernster: »Es war ein hartes Stück Arbeit, bis Ihr endgültig zugestimmt habt, unserem blassen Freund hier nicht doch noch den Kopf von den Schultern zu schlagen.«
»Das ist es auch heute noch.« Visco prostete Lorn spöttisch zu. »Manchmal.«
Lorn ignorierte den Vampir. »Ich dachte«, sagte er stattdessen gereizt, »dass Ihr uns endlich erzählen wollt, wieso Ihr uns habt rufen lassen. Nun sprecht Ihr wieder nur von der Vergangenheit. Dingen, die wir bereits wissen .«
»Das wird auch so bleiben, Jagam.« Zum ersten Mal schwang in Nugals Stimme so etwas wie Ärger mit.
Visco fragte sich, ob der gut gelaunte Nugal nur eine Maske war.
»Habt Geduld!«, grollte der Magier inzwischen. »Lasst mich erzählen. Und lasst es mich, bei den Eiern von Lurik dem Ewig Gehörnten, auf meine Art tun! Ansonsten erzähle ich es nur Eurem Freund, und Ihr könnt so lange der guten alten Zeiten Willen! – durchs Haus schleichen und meine restlichen Diener verprügeln.« Nugals Blick fixierte den Nachtjäger. »Ich an Eurer Stelle würde allerdings zuhören.«
Lorn schnaubte, schwieg ansonsten aber tatsächlich.
»Freut mich, dass wir das geklärt haben.« Nugal strapazierte die Geduld des Jagam, indem er noch einmal an seinem Wein nippte. »Nachdem unser geläuterter Freund zu Bett gegangen war, um seinem Körper endlich die dringend nötige Ruhe zu geben, habt Ihr und ich noch bis weit in den Morgen geredet. Ihr wart schlimmer als all meine früheren Adepten zusammen! Ihr wolltet alles über das Ritual wissen. Habt mir regelrecht Löcher in den Bauch gefragt. Puh!«
Nugal grinste.
»Ich wusste nicht, dass du dich so für Magie interessierst«, sagte Visco bewusst leichtfertig.
Lorn verlagerte mit knarrender Rüstung sein Gewicht auf dem Stuhl, als Visco ihn nachdenklich ansah. Die Miene des Nachtjägers verriet nichts. Glücklicherweise entband Nugal ihn von einer Antwort.
»Ich glaube, dass unser misstrauischer Freund hier einfach wissen wollte, ob die Wirkung des Rituals wirklich auf Dauer Bestand haben würde. Vielleicht wollte er auch für eine Nachbehandlung gewappnet sein.« Nugal trank einen weiteren Schluck. Anschließend fügte er gut gelaunt hinzu: »Ihr werdet mir den Folianten ja nicht ohne Hintergedanken abgekauft haben.«
Viscos fragender Blick gewann an Intensität.
Nugal tat es Lorn gleich und tat so, als sähe er es nicht.
»Aber nun zur Sache, bevor ich mir doch noch einen neuen Satz Diener besorgen muss, weil die
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