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Der Paradies-Trick (Kindle Single) (German Edition)

Der Paradies-Trick (Kindle Single) (German Edition)

Titel: Der Paradies-Trick (Kindle Single) (German Edition)
Autoren: Barry Eisler
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darauf, dass es sich um Terroristen handelte, nur zwei Kinder, die zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Ihr Tod war eine Tragödie, nicht zuletzt, weil diese Tragödie die überlebenden Geschwister erst radikalisierte. Es ist genau wie mit diesen Gefangenen, die die Yankees irrtümlich in Guantánamo ›interniert‹ haben. Waren sie unschuldig? Ja. Und nach einem Jahrzehnt der Folter und der Käfighaft, von wie vielen durfte man da erwarten, dass sie nach der Entlassung in ihr unschuldiges Zivilleben zurückkehren? Wenn sie bei der Einlieferung keine Terroristen waren, dann mit Sicherheit bei der Entlassung.«
    Es war eine vertraute Geschichte, und Delilah hasste sie. Ihre Arbeit erschien in diesem Kontext so sinnlos. Nein, nicht nur sinnlos. Schädlich. Teil einer riesenhaften, gefühllosen Maschinerie, die zu nichts fähig war, als Feuer mit Feuer zu bekämpfen, und dabei einen Flächenbrand auslöste.
    »Sie sagen, Fatima wurde auf diese Weise auch radikalisiert. Inwiefern?«
    »Wir glauben, dass sie eine Anwerberin ist. Wie Sie wissen, besitzt London einen beträchtlichen muslimischen Bevölkerungsanteil. Fatima ist Dichterin – und mittlerweile sogar ziemlich bekannt. Ihre Arbeiten werden im London Review of Books besprochen, und der New Yorker hat eine ihrer Kurzgeschichten veröffentlicht. Außerdem ist sie als freie Journalistin eine Art Chronistin der muslimischen Diaspora für verschiedene linke Zeitschriften wie den Guardian . Zusätzlich dazu hat das, was ihrer Familie zugestoßen ist, ihr eine Art … Status in der Gemeinde verschafft. Wir glauben, dass sie hiesige Radikale mit ihrem Bruder in Kontakt bringt, damit er sie ausbildet. Dann kehren sie nach Großbritannien oder anderswohin zurück und bilden Schläferzellen.«
    »Wie ich höre, haben Sie versucht, ihr zwei Insider als potenzielle Rekruten anzubieten.«
    »Ja, ohne Erfolg. Sie hat einen guten Riecher für Täuschungen. Wir hofften, ein anderer Ansatz könnte bessere Resultate liefern. Statt eines potenziellen Rekruten eine mögliche Freundin. Statt eines hiesigen Moslems eine Ausländerin. Statt eines Mannes eine Frau.«
    Für Delilah klang das alles ziemlich hoffnungslos. Aber das war bei anderen Operationen, die sie mit Erfolg durchgeführt hatte, oft genauso gewesen.
    »Wie nähere ich mich ihr?«
    »Soviel ich weiß, sind Sie Fotografin?«
    Delilah war augenblicklich auf der Hut. »Inwiefern ist das relevant?«
    »Haben Ihre Leute Ihnen das nicht gesagt?«
    »Was gesagt?«
    »Ihre Tarnung ist, dass Sie hier einen Auftrag haben. Sie werden Fatima fotografieren. Ist das … ein Problem?«
    Es war nicht direkt ein Problem, aber es gefiel ihr nicht. Sie war tatsächlich Fotografin und arbeitete freischaffend für verschiedene Magazine, hauptsächlich im Modebereich – schließlich musste eine Undercover-Legende echt sein, wenn sie etwas taugen sollte. Aber es war eine Sache, diese Legende als Hintergrundstory bei einem Mann zu verwenden, mit dem sie sich traf und den sie aushorchte. Eine ganz andere aber, sie als faktische Basis für die Anbahnung der Beziehung zur Zielperson zu benutzen. Bei dieser Operation exponierten sie sie wirklich extrem. Das war wohl ihr Recht, aber das bedeutete nicht, dass es ihr gefallen musste. Oder dass sie es infrage stellen konnte.
    »Sie sagen, sie hat scharfe Instinkte. Meinen Sie nicht, dass sie meine Geschichte überprüfen wird? Wie ausgefeilt ist meine Legende?«
    »Soweit ich weiß, ist es nicht nur eine Legende – der Auftrag ist echt. Anscheinend steht der Redakteur, der Sie angeheuert hat, auf der CIA-Lohnliste.« Er schob die Ausgabe der Granta beiseite – diskret, wie sie erfreut feststellte –, und ein USB-Stick wurde sichtbar. »Man sagte mir, dass Sie alle Details hierauf finden.«
    Er schien aus der Schule zu plaudern. Das missfiel ihr, aber unwillkürlich wurde sie neugierig. »Ein CIA-Mitarbeiter?«, fragte sie, während sie den Speicherstick einsteckte.
    »Es läuft alles ziemlich korrekt ab, genau genommen. Jedenfalls fast. Wenn die Regierung oder eine Firma Meldungen über ein bestimmtes Thema oder einen bestimmten Ort platzieren will, legt sie die Idee ihren Kontakten bei den Medien vor und bietet an, die Story zu finanzieren, wenn der Redakteur zustimmt. Völlig ohne Druck natürlich. Aber die Finanzierung reduziert das Risiko, eine Story zu bringen, auf null. Wenn das Thema also nicht völlig uninteressant ist, beißt der Redakteur an. Es ist wirklich nichts Besonderes daran
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