Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Paradies-Trick (Kindle Single) (German Edition)

Der Paradies-Trick (Kindle Single) (German Edition)

Titel: Der Paradies-Trick (Kindle Single) (German Edition)
Autoren: Barry Eisler
Vom Netzwerk:
um zu beurteilen, ob er wirklich die Absicht hatte, bürokratische Hürden zu umgehen, oder ob er einfach nur so tat, damit sie ihm vertraute und das Gefühl hatte, sie wären Verbündete gegen einen gemeinsamen Feind. Oder vielleicht auch beides.
    »Eines noch«, sagte er. »Nur als Randbemerkung, wirklich, denn ich dürfte Ihnen auf keinen Fall sagen, wie wichtig das ist. Sie besitzt einen Laptop.«
    »Tut das nicht jeder?«
    »Mehr oder weniger, ja. Der von Fatima ist ein MacBook Air. Er ist verschlüsselt. Sollte sie ihn in Ihrer Gegenwart benutzen, und Sie könnten einen schnellen Blick auf das Passwort erhaschen … in der Art. Aber denken Sie daran, das haben Sie nicht von mir.«
    Sie widerstand der Versuchung, die Augen zu verdrehen. Wie stark wollten diese Leute sich eigentlich abschotten? So sehr, dass es den Erfolg der Operation infrage stellte? Anscheinend ja.
    »Wie halten wir Verbindung?«, fragte sie.
    »Meine Handynummer ist auf dem USB-Stick. Prägen Sie sie sich ein, und rufen Sie mich jederzeit von einem öffentlichen Telefon aus an. Geben Sie mir Ihre, und ich mache es genauso. So kann jeder von uns den anderen kontaktieren, ohne dass eine elektronische Spur zwischen uns entsteht. Auf dem USB-Stick sind acht verschiedene Treffpunkte aufgelistet. Natürlich durchnummeriert von eins bis acht. Die ersten fünf sind für persönliche Treffen gedacht, die letzten drei tote Briefkästen. Wenn Sie mich anrufen, nennen Sie einfach die Nummer, die sie benutzen wollen.«
    Sie nippte an ihrem Martini. »Alles Hotelbars?«
    Er lächelte. »Die meisten schon, zumindest für die persönlichen Begegnungen. Es gibt ein paar recht gute Hotelbars in London, wissen Sie. Es wäre nur natürlich, wenn ich Sie, nachdem ich heute Abend das Vergnügen hatte, Sie kennenlernen zu dürfen, wiedersehen möchte. Ihr Einverständnis vorausgesetzt. Und natürlich würde ich versuchen, Sie zu beeindrucken, indem ich Sie nur an die besten Plätze ausführe. Wir Finanzmenschen sind da ausgesprochen berechenbar.«
    »Ach so, wir gehen ab heute miteinander aus, meinen Sie das?«
    Er lächelte wieder. »Wie schon gesagt, unsichtbar in der Masse.«
    »Ich finde, Diskretion ist normalerweise die sicherere Methode.«
    Er sah ihr in die Augen, und sein Lächeln ließ nicht nach. »Oh, ich kann sehr diskret sein.«
    Seine Souveränität, die bisweilen an sexuelle Arroganz zu grenzen schien, zog sie an. Und unter anderen Umständen hätte sie sich vielleicht gerne auf eine Affäre eingelassen, um auf andere Gedanken zu kommen. Eine kurze, heiße Geschichte, die den Schmerz betäubt, nachdem das mit John passiert war.
    Aber im Augenblick erschien ihr das unpassend und unprofessionell. Sie spürte, wenn sie etwas mit Kent anfing, würde es das Gefühl des Verlustes nur verschlimmern, statt ihr zu helfen, John zu vergessen.
    Sie trank ihren Martini aus. »Danke für den Drink, Kent.«
    Er nickte. Vielleicht verbarg er seine Enttäuschung gut, vielleicht sagte er sich, dass es noch andere Gelegenheiten geben würde. »Nun, da wir also bereits wieder in unsere Rollen geschlüpft sind, wäre es für mich nur normal, Sie um Ihre Telefonnummer zu bitten. Vielleicht sehen wir uns einmal wieder, solange sie in London sind.«
    »Haben Sie etwas zu schreiben?«
    Er brachte einen Montblanc-Füller aus seiner Brusttasche zum Vorschein und reichte ihn ihr. Sie nahm seine Hand und schrieb ihm die Nummer säuberlich auf die Handfläche. Sie bemerkte, dass seine Fingernägel manikürt waren – vielleicht ein Zugeständnis an seine Tarnung als Finanzmann. Doch Knöchel und Handflächen waren rau. Sie hielt seine Hand eine Sekunde länger fest als unbedingt nötig. Sie wusste, dass Enttäuschung eine kurzlebige Emotion ist. Die Hoffnung hingegen konnte ausgesprochen lang anhalten.
    »Lernen Sie sie auswendig«, sagte sie. »Und waschen Sie sie ab, wenn Sie fertig sind.«
    Er lächelte. »Ich werde sie nur mit großem Bedauern verschwinden sehen. Also gut, hören Sie zu. Ich weiß, dass wir in London sind. Meinem Hinterhof sozusagen. Aber Sie dürfen nie vergessen, dass die Netzwerke, gegen die wir antreten, sehr real sind und zum größten Teil im Verborgenen liegen. Wenn alles gut läuft und Sie mehr Zeit mit Fatima verbringen, wird man Sie unter die Lupe nehmen. Und zwar genau. Wenn die etwas bemerken, was ihnen missfällt, raten sie Fatima möglicherweise lediglich, den Kontakt zu Ihnen zu annullieren. Sie könnten aber auch zu dem Schluss kommen, dass
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher