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Der Paradies-Trick (Kindle Single) (German Edition)

Der Paradies-Trick (Kindle Single) (German Edition)

Titel: Der Paradies-Trick (Kindle Single) (German Edition)
Autoren: Barry Eisler
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abgeraten, weiter persönlichen Umgang mit diesem Freischaffenden zu pflegen, diesem John Rain. Sie haben nicht auf uns gehört.«
    Sie konnte es nicht fassen. »Rain hatte nichts mit Farid zu tun. Er war mir in jener Nacht eine große Hilfe. Er entdeckte den Hinterhalt als Erster.«
    Der zweite Stellvertreter nahm einen weiteren langen Zug von seiner Zigarette. Sie merkte, dass er nervös war. Sie waren nicht sicher, wie dieses Treffen ausgehen würde.
    »Er hat Sie gerettet, oder nicht?«, sagte der zweite Stellvertreter. »Und wissen Sie, was er dabei hinterlassen hat? Zwei Gehirnerschütterungen, einen gebrochenen Kehlkopf, eine zerschmetterte Hand, einen kompletten Gesichtsbruch, einschließlich Nase, Zähnen und Wangenknochen, und zwei geplatzte Hoden. Die Verletzungen verteilten sich auf vier Männer. Denjenigen, der jetzt nie wieder Kinder zeugen wird – nicht, dass das ein großer Verlust für die Menschheit wäre –, hetzte Rain einen Kilometer weit durch die Straßen von Paris, bevor er ihn erwischte und zum Krüppel machte.«
    »Zwei der Opfer hätte man erklären können«, fuhr der Direktor fort, »den, dessen Gesicht Sie aufgeschlitzt, und den, dessen Knie Sie zerstört haben. Selbst eine simple Fotografin kann ja unter solchen Umständen einmal Glück haben. Vielleicht ist sie früher schon einmal überfallen worden – attraktiv genug ist sie ja. Also trägt sie ein Messer bei sich. Vielleicht hat sie auch Karateunterricht genommen. Ihre Angreifer unterschätzen sie. Und was macht sie in dem Moment, als sie die Gelegenheit dazu bekommt? Sie rennt davon. Rains Verhalten war völlig anders. Ein Mann gegen vier? Und diese Verfolgungsjagd auf den Letzten als Dreingabe? Das lässt sich nicht so einfach abtun.«
    »Und überlegen Sie«, fügte der zweite Stellvertreter hinzu. »Derartig schwere Verletzungen, und kein einziger Toter? Es ist viel schwieriger, so viel Schaden anzurichten, als jemanden einfach umzubringen. Das bringt nur ein Agent mit außerordentlicher Selbstkontrolle fertig. Ein ausgebildeter Killer, der sich zurückgehalten hat, um nicht eine Spur von Leichen zu hinterlassen, die die Aufmerksamkeit der Polizei erregen würde. Wie wollen Sie erklären, was eine harmlose Fotografin – die, wie es scheint, doch nicht ganz so harmlos ist – mit einem solchen Mann zu schaffen hat? Ist Ihnen eigentlich klar, welcher Gefahr Sie die Tarnidentität ausgesetzt haben, die wir ohne Rücksicht auf Kosten und Mühen für Sie geschaffen haben?«
    »Für mich geschaffen?«, gab Delilah angewidert zurück. »Wie großzügig. MI6 erweist also keine Gefälligkeiten, aber Sie anscheinend schon?«
    Sie war sich bewusst, dass sie ihren Zorn nicht gebührend unter Kontrolle hielt, aber das war ihr egal. Diese ständigen Zweifel an ihr, die permanenten Verdächtigungen von sogenannten Vorgesetzten, die mit ihrer Effizienz nicht klarkamen und ihr Unbehagen darüber nicht unterdrücken konnten, wie effektiv sie auf Befehl buchstäblich mit dem Feind ins Bett stieg … Irgendwann musste sie einfach zurückschlagen, sonst erstickte sie noch an ihrer Wut.
    Und jetzt stocherten sie auch noch in ihrem Privatleben herum und stellten es infrage. Das wäre schon schlimm genug gewesen, aber das Thema John Rain traf einen wunden Punkt. Die Erinnerung war ebenso frisch wie schmerzhaft. Er hatte sie in jener Nacht in Paris gerettet oder zumindest ihre Chancen drastisch verbessert. Und sie hatte sich danach ihm gegenüber ganz und gar unmöglich benommen. Seit er Paris verlassen hatte, hatten sie kein Wort mehr miteinander gewechselt.
    »Das ist noch nicht alles«, warf der Direktor ein und erlöste den zweiten Stellvertreter von seinem Tritt ins Fettnäpfchen. »Ich weiß nicht, welchen Grund Rain dafür hatte, vielleicht wollte er den Mann einschüchtern und auf die Art effektiver verhören können, bevor er ihn praktisch kastrierte, aber er erzählte ihm, dass Sie beide der GIGN angehören, der Eliteeinheit der französischen Gendarmerie zur Terrorismusbekämpfung. Das alles wurde Farid hinterbracht.«
    Er legte eine Pause ein, vermutlich, weil er hoffte, Delilah würde fragen, woher er das alles wusste. Dann hätte er Gelegenheit gehabt, sie auf ihren Platz zu verweisen und zu sagen, dass sie das nach dem Need-to-know-Prinzip nicht zu erfahren brauchte. Diese kleine Befriedigung wollte sie ihm nicht gönnen. Außerdem nahm sie an, dass es eine rein technische Angelegenheit war – eine Telefon- oder Computerüberwachung,
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