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Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: James Aitcheson
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der anderen Seite des Flusses wurde gegenüber von der ersten eine zweite Burg gebaut. Die Befestigungsmauern und die Palisade waren bereits errichtet worden, und an einem Burgwall wurde gebaut, auf dem allerdings noch kein Turm stand. Selbst aus dieser Entfernung konnte ich Männer bei der Arbeit sehen, die Bauholz zusägten und Schubkarren voller Erde vor sich herschoben. In der Mitte von allem wehte das Wolfsbanner von Guillaume fitz Osbern, den der König mit der Leitung der Bauarbeiten beauftragt hatte. Malet schaute lange hinüber, und ich fragte mich, was er wohl dachte. Dass man ihn für das Kommando nicht einer, sondern zweier Burgen nicht berücksichtigt hatte, war ein deutliches Zeichen dafür, dass er beim König in Ungnade gefallen war. Das überraschte mich nicht. Er war schließlich der Mann, der überhaupt erst zugelassen hatte, dass Eoferwic in die Hand der Rebellen geraten war, eine Schmach, die wohl noch einige Zeit mit seinem Namen verbunden bleiben würde.
    Was den König selber anging, so schien er einige Tage, bevor wir wieder eingetroffen waren, abgerückt zu sein. In seiner Abwesenheit hatte er fitz Osbern mit mehr als eintausend Mann zurückgelassen, um die Stadt zu halten, falls der Feind einen weiteren Angriff versuchen sollte. Nicht dass viele glaubten, dazu könnte es kommen, zumindest nicht in der nächsten Zeit. Die Rebellen waren gespalten, berichteten unsere Kundschafter, denn während sich der Ætheling selber nach Dunholm zurückgezogen hatte, hatten viele seiner Anhänger ihn verlassen, um zu ihren Häusern zurückzukehren. Seine dänischen Söldner waren zurück nach Orkaneya oder sonstwohin gesegelt, und es gab Gerüchte, unter den alten northumbrischen Familien mache sich Unzufriedenheit breit.
    Trotzdem wusste ich, dass das Jahr lang war; die Saison der Feldzüge hatte kaum begonnen. Und solange Eadgar lebte, hatten die Engländer einen Führer, um den sie sich scharen konnten. Der Schmerz dieser Schlappe würde eine ganze Weile fühlbar bleiben, aber mit der Zeit könnte er leicht eine andere Streitmacht auf die Beine stellen. Ich hatte den Eindruck, dass die Schlacht um das Königreich noch lange nicht vorüber war.
    »Sie werden wiederkommen«, sagte Malet, als hätte er meine Gedanken gelesen. »Egal wie viele Burgen wir bauen, wie viele Niederlagen sie erleiden, sie werden nicht aufhören, bis sie uns England wieder abgenommen haben.«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Dann müssen wir bereit für sie sein, wenn sie kommen.«
    Ein Schwarm Möwen kreiste über uns und kreischte im Chor. Am Kai war ein Sack von einem Karren gefallen und an seiner Naht aufgeplatzt, und aus dem Riss ergossen sich Körner auf den Boden. Die Vögel stießen in Scharen darauf herab, pickten und flatterten, kabbelten sich um das letzte Körnchen, während Deckshelfer sie vergeblich zu verjagen versuchten.
    »Allerdings«, sagte Malet. »Wir müssen bereit sein.«
    Mein Pferd schnaubte ungeduldig, und ich tätschelte ihm den Hals. Wir würden nicht lange hierbleiben; bald würden wir zu neuen Orten aufbrechen. So war es nun mal, wenn man vom Schwert lebte, wie ich es tat. Und ich wusste außerdem, dass irgendwo dort draußen Eadgar war, der Mann, der Lord Robert ermordet hatte, der Oswynn ermordet hatte, und ich war fest entschlossen, ihn zu finden und Rache an ihm zu nehmen.
    Ich schaute noch einen Moment länger über den Fluss, hörte die Glocken des Münsters hinter mir läuten, spürte die Wärme der Sonne auf meinem Gesicht, bis eine Wolke vorbeizog und ein Schatten auf uns fiel. Malet schien es nicht zu bemerken, als ich an den Zügeln zog und ihn allein zurückließ, damit er sich die halb errichtete Burg weiter ansehen konnte.
    Und ich schaute auch nicht zurück, als ich unter einem dunkler werdenden Himmel zu meinen Freunden ritt.

Historische Anmerkung
    D ie normannische Eroberung ist einer der entscheidenden Wendepunkte in der englischen Geschichte, das Datum 1066 ist dem allgemeinen Bewusstsein eingeprägt. Aber während die Ereignisse dieses schicksalhaften Jahres viele Male erzählt worden sind, ist die Geschichte dessen, was danach geschah, weniger gut bekannt.
    Die Eroberung hat sich nicht mit einem Schlag auf dem Schlachtfeld von Hastings zugetragen, sondern es dauerte tatsächlich mehrere Jahre, bis sie vollzogen war. Die Jahre nach 1066 waren turbulent, weil die eroberten Engländer sich erst langsam mit ihren neuen, fremdländischen Lehnsherren arrangierten. Zu Beginn des Jahres
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