Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: James Aitcheson
Vom Netzwerk:
am ersten der beiden Höhenzüge vorbei, ein Schatten zwischen Schatten, der hohe Bug, der aufgerichtete Mast, der lange Rumpf des Schiffs gekrochen.
    Die Spitze meiner Klinge zitterte, als ich sie vor Ælfwolds Hals hielt – und somit sein Schicksal in meiner Schwerthand lag.
    »Dieses Schiff«, sagte ich. »Ihr wolltet Euch mit ihm treffen, damit es Harolds Leiche übernimmt, nicht wahr?«
    Er antwortete nicht, aber ich erkannte an seinem Schweigen, dass ich recht hatte. Er zitterte, ob wegen der Kälte oder aus Furcht, konnte ich allerdings nicht sagen. Seine Augen waren groß, und ich glaubte zu sehen, dass sich in ihren Winkeln Tränen bildeten.
    Und auf einmal begriff ich, dass ich es nicht tun konnte. Trotz seiner Lügen, trotz seines Verrats brachte ich es nicht über mich, eine solche Jammergestalt von einem Mann zu töten. Ich merkte, dass ich die Luft anhielt, und atmete aus, während ich gleichzeitig mein blutiges Schwert zurück in die Scheide steckte.
    »Tancred«, sagte Eudo. Er zeigte hinaus auf den Fluss auf das Schiff. Ein orangefarbener Lichtpunkt leuchtete über das Wasser wie die Flamme einer Laterne. Es dauerte nur ein paar Herzschläge, und dann war er wieder verschwunden. Ein Signal, dachte ich.
    Ich wandte mich wieder Ælfwold zu und wollte gerade etwas sagen, aber in dem Moment sprang er mit rotem, wütendem Gesicht auf mich los. Er prallte mitten in mich hinein, mit seinem ganzen Gewicht dahinter, und bevor ich wusste, wie mir geschah, rutschten meine Füße auf dem feuchten Deck unter mir weg, und ich fiel nach hinten. Mein Rücken krachte gegen die Holzplanken, und ich bekam keine Luft mehr.
    Aber Ælfwold hatte nicht vor, mich zu töten, denn er sprang schon von dem Kahn herunter und rannte über die Steine das Ufer hoch. Ich rappelte mich unter dem Gewicht meines Panzers mühsam auf, machte den Arm von den Riemen des Schilds los und ließ diesen aufs Deck fallen, bevor ich heruntersprang und die Verfolgung aufnahm. Kies knirschte unter meinen Schuhen und grub sich durch das Leder in meine Fußsohlen. Ich hörte Wace und Eudo rufen, wusste aber nicht, ob sie hinter mir waren. Ich war nur daran interessiert, den Engländer zu fangen.
    Er hatte bereits einen Vorsprung von rund dreißig Schritten, als er den mit Gras bewachsenen Abhang hochkletterte, durch Büsche hindurch und über Felsnasen hinweg. Zweige schlugen gegen meinen Helm, als ich ihm nachsetzte; Dornen zerkratzten mir Gesicht und Hände. Einen Moment lang verlor ich ihn mitten in einer Baumgruppe aus den Augen, aber ich lief weiter, und als ich auf der anderen Seite herauskam, sah ich seinen Umhang im Wind wehen.
    Er rannte oben auf dem Höhenkamm in Richtung der Temes, winkte mit den Armen und schrie gleichzeitig auf Englisch – versuchte die Aufmerksamkeit der Schiffsbesatzung zu erregen, wie mir klar wurde. Wieder erschien das orangefarbene Licht und funkelte auf dem Wasser, und wieder verschwand es, ohne Antwort.
    »Onbidath«, schrie Ælfwold. »Onbidath!« Aber der Wind blies jetzt stärker, und was er auch sagen mochte, es war mit Sicherheit verloren.
    Ich kam ihm jetzt mit jedem Schritt näher, trotz meiner Panzerung und der Scheide an meiner Schwertkoppel. Nicht viel weiter vor uns war der Höhenzug plötzlich zu Ende; statt eines gleichmäßigen Abhangs hinunter zum Fluss fiel er steil auf die Felsen ab, wo das Land weggebrochen war. Der Priester saß in der Falle.
    »Es ist vorbei«, sagte ich, wobei ich schreien musste, damit er mich bei dem Wind hören konnte. »Es hat keinen Sinn weiterzukämpfen.«
    Denn das Schiff drehte sich gegen die Flut, wie ich sah, seine Riemen hoben sich, als es begann, sich stromabwärts in Bewegung zu setzen. Ein drittes Mal schien das orangefarbene Licht auf, aber es war schwächer als zuvor.
    »Ihr kommt hier nicht weg«, sagte ich, und jetzt endlich drehte er sich zu mir um. Seine Augen waren wild, sein Gesicht zu einer Maske des Hasses und der Verzweiflung verzerrt, als hätte er den Teufel im Leib. Ich legte eine Hand auf den Schwertgriff.
    »England wird Euch niemals gehören«, sagte er scharf und zeigte mit dem Finger auf mich. »Dies ist unser Land, unsere Heimat – nicht Eure!«
    Er tobte jetzt, in den Wahnsinn getrieben, weil ihm seine Niederlage klar geworden war. Ich ging langsam auf ihn zu und ließ ihn nicht aus den Augen.
    »Ihr werdet mich nicht gefangen nehmen«, sagte er und schüttelte den Kopf, während er einen Schritt zurück machte. »Tötet mich, wenn Ihr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher