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Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: James Aitcheson
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müsst, aber Ihr werdet mich nicht gefangen nehmen.« Er war weniger als fünf Schritte vom Abgrund entfernt, und ich fragte mich, ob er das wusste.
    Ich hob die Hände weg von meinem Körper, weg von meinem Schwert. »Ich werde Euch nicht töten.«
    Der Wind blies wieder in Böen, drückte gegen meinen Rücken, als legten sich eiskalte Finger auf meine Haut und grüben sich in mein Fleisch. Der Priester machte noch einen Schritt zurück, aber der Boden war rutschig, und er verlor seinen Halt und fiel auf Hände und Knie. Hinter ihm war nichts als Luft.
    »Ælfwold!«, schrie ich. Ich eilte nach vorn und hielt ihm die Hand hin.
    Er umklammerte sie. Seine Hand war kalt, aber sein Griff war kräftig. Zu kräftig, merkte ich, als er mich zu Boden riss. Ich kam hart auf, und der Rand des Abgrunds war nicht mehr als eine Armeslänge entfernt. Mein Herz hämmerte, als ich mich auf den Rücken rollte und nach dem Schwert griff, aber ich war nicht schnell genug. Der Priester warf sich auf mich, seine geröteten Wangen waren mit Tränen überströmt.
    Er landete auf mir, seine Hände flogen mir an die Kehle, und ich konnte ihn nur noch mit der Faust seitlich gegen den Kopf schlagen. Der Schlag traf, und er fuhr zurück, und in diesem Moment sah ich meine Chance und warf ihn ab. Ich rappelte mich auf, und er kam ebenfalls auf die Beine und wischte sich Blut von der Wange.
    Nur dass ich jetzt der mit dem Abgrund im Rücken war. Ich zog mein Schwert aus der Scheide und hielt es warnend vor mich.
    »Bleibt stehen«, sagte ich.
    Aber er hörte nicht zu. Kreischend wie ein Untier aus den Tiefen der Hölle stürmte er auf mich los.
    Ob er hoffte, mich zu überrumpeln, oder ob er vorhatte, uns beide in den Abgrund zu reißen, weiß ich nicht und werde es auch nie erfahren. Ich kam gerade rechtzeitig wieder zur Besinnung und wartete, bis er fast an mir dran war, bevor ich zu einer Seite auswich, das Schwert hob, mich drehte und zustieß. Einen Moment früher, und er hätte gemerkt, was ich tat; einen Moment später, und ich wäre mit ihm zusammen unten auf die Felsen gestürzt.
    Mein Schwert glänzte silbern in der Nacht und traf nur Luft, aber Ælfwold war so schnell, dass es nicht von Bedeutung war. Er sauste an mir, an der Spitze meines Schwerts vorbei, und in einem einzigen Augenblick verwandelte sich sein Gesichtsausdruck von Wut in Angst, als er den Klippenrand vor sich erblickte und feststellte, dass er nicht anhalten konnte.
    Sein Umhang blähte sich um ihn herum auf, als er schreiend stürzte. Ich ließ das Schwert fallen, lief zum Rand und schaute hinunter auf die Felsen. Der Priester lag bewegungslos auf dem Rücken, Arme und Beine von sich gestreckt.
    »Ælfwold!«, rief ich, aber er antwortete nicht.
    Seine Augen waren offen, das Weiße darin glänzte in dem bisschen Licht, das noch da war, aber er sah mich nicht. Sein Mund stand offen, seine Brust war reglos, und er atmete nicht mehr. Seine Stirn war blutbespritzt und sein Haar lag verklebt über der Stelle, an der sein Schädel eingedrückt war.
    Der Kaplan war tot.

Epilog
    •
    D ie Sonne schien hell auf Eoferwic hinab. Es war immer noch früh, aber der Morgen war warm, als Malet und ich durch eine Stadt ritten, die vor Farbenpracht erstrahlte.
    Seit der Schlacht waren kaum drei Wochen vergangen, aber die Händler kehrten bereits zurück und die Bauern trieben ihr Vieh wieder zum Markt. Die Stände von Fleischern und Fischhändlern säumten die Straßen, auf denen sich Engländer und Franzosen gleichermaßen drängten. Überall trugen die Bäume Blätter, während auf den Feldern die ersten grünen Triebe durch den Boden brachen. Der Geruch feuchter Erde wurde von der Brise herangetragen. Nach dem langen Winter, den wir hinter uns gebracht hatten, schien es, als habe der Frühling endlich Einzug gehalten.
    »Es war an einem Morgen wie diesem vor rund fünfzehn Jahren, als ich diese Stadt zum ersten Mal sah«, sagte Malet. »Ich finde es bemerkenswert, wie wenig sie sich trotz all der Schwierigkeiten der jüngsten Zeit verändert hat.«
    Wir waren allein. Ich hatte Eudo und Wace in dem Gasthaus zurückgelassen, in dem wir Unterkunft gefunden hatten. Sie waren beide noch nicht aufgestanden, als mir die Nachricht überbracht worden war, der Vicomte wünsche mich zu sehen. Warum genau er mich zu sich bestellt hatte, war bis jetzt nicht zur Sprache gekommen.
    »Meine Mutter war nicht lange zuvor gestorben«, fuhr er fort. »Ich war nach England gekommen, um ihren hiesigen
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