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Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: James Aitcheson
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ich die hagere Gestalt von Gilbert de Gand, der sich mit einem halben Dutzend seiner Ritter amüsierte. Der König hatte ihn mit der Stellung des Burgvogts betraut, wie ich gehört hatte, während Malet wieder seine Pflichten als Vicomte wahrnahm. Gilbert sah uns und winkte uns zur Begrüßung zu. Er schien die neue Ehre, die ihm zuteilgeworden war, offensichtlich zu genießen, denn ich hatte ihn selten in einer besseren Laune gesehen.
    Malet war jedoch eindeutig nicht in der Stimmung, mit ihm zu sprechen, denn er zog scharf an den Zügeln und bog mit missmutiger Miene von der Hauptstraße ab.
    Wir kamen an den geschwärzten Resten von Holzbalken vorbei, die auf einem Aschefeld verstreut waren, wo einmal Häuser gestanden hatten. Im Anschluss an die Schlacht war es zu zahlreichen Plünderungen gekommen, und viele Teile der Stadt waren in Brand gesteckt worden, darunter mehrere Kirchen. Dies war sicherlich eine davon, denn mitten in den Überresten entdeckte ich eine Gestalt in braunem Gewand, die mit geschlossenen Augen und zum Gebet gefalteten Händen auf dem Boden kniete: ein Messe-Priester. Ich erschauerte und rutschte unbehaglich im Sattel hin und her, weil ich mich an Ælfwold erinnert fühlte, aber wir hatten den Priester bald aus den Augen verloren.
    Die ausladenden Äste der großen Ulme, unter der Radulf gestorben war, hingen über der Straße; sie waren jetzt mit purpurgrauen Knospen übersät, aus denen bald neue Blätter hervorsprießen würden. Radulf war während unserer Abwesenheit neben der Kapelle begraben worden, die zu Malets Palast gehörte, wie es sich für einen Ritter seines Gefolges geziemte. Andere waren weniger glücklich gewesen: Ihre Leichen verwesten in großen Gräben, die vor den Mauern ausgehoben worden waren, wo sich Hunde und Krähen an ihnen zu schaffen machten; wir hatten sie gerochen, als wir uns der Stadt näherten.
    »Ich entbinde Euch von Eurem Eid, Tancred«, sagte Malet, als wir die Menge hinter uns gelassen hatten. »Ihr müsst Euch nicht mehr als an mich gebunden betrachten. Fortan könnt Ihr Euer Schwert anbieten, wem Ihr wollt.«
    Er hatte nicht gefragt, ob ich meine eidliche Bindung an ihn verlängern möchte, und ich hatte auch nicht damit gerechnet. Stattdessen machte er deutlich, dass es für mich keinen weiteren Platz in seinem Haushalt gab. So sehr ich ihm auch geholfen hatte, er konnte es sich nicht leisten, Männer in seinem Gefolge zu haben, denen er nicht blind vertrauen konnte. Die Geschichte mit Ælfwold dürfte ihn wenigstens das gelehrt haben.
    Um die Wahrheit zu sagen, war ich nach all dem, was in den letzten Monaten geschehen war, erleichtert, von ihm entlassen zu werden. Dieses ganze Gerede von Intrigen und Verrat hatte mich erschöpft. Ich war ein Ritter, ein Mann des Schwerts, und ich wäre froh, einfach wieder zu diesem Leben zurückzukehren.
    »Wie ich höre, hat mein Sohn jedem von Euch für Euren Anteil an der Schlacht Land angeboten«, sagte Malet.
    »Ja, Mylord.«
    »Natürlich ist es nicht an mir zu sagen, welche Männer Robert sich für sein Gefolge auswählen sollte.« Sein kalter Blick richtete sich auf mich. »Aber er setzt offenbar Vertrauen in Eure Fähigkeit. Ich hoffe nur, dass Ihr ihm gute Dienste leistet, solltet Ihr Euch dazu entschließen, ihm zu folgen.«
    Besser als wir Malet selbst gedient hatten, wollte er mit dieser Bemerkung wohl verlauten lassen. Sein bissiger Spott war kaum zu überhören.
    »Das werden wir, Mylord«, sagte ich. Um ehrlich zu sein, hatte ich nicht viel darüber nachgedacht, was vor uns lag oder wohin wir gehen sollten: ob wir in England bleiben oder stattdessen nach Frankreich oder Italien zurückkehren sollten, wo es viele Lords gab, denen wir unsere Schwerter angeloben konnten. Auch wenn ich vermutete, dass wenige von ihnen so viel anzubieten hatten wie Robert.
    Denn es waren nicht nur Silber oder Land, woran ich dachte; da war auch noch Beatrice. Der Kuss, den wir uns gegeben hatten, war frisch in meinem Gedächtnis, obwohl seitdem viele Wochen verstrichen waren. Ich konnte ihre sanfte Berührung immer noch spüren, das Gefühl ihrer Lippen auf meinen. Wenn ich ihrem Bruder nicht meinen Eid leistete, was für eine Chance hätte ich dann, sie jemals wiederzusehen?
    Wir hielten neben der Brücke an. Auf dem Fluss blähten sich Segel aller Farben in der Brise. Trommeln schlugen einen gleichmäßigen Rhythmus, während Schiffmeister sich auf ihre Ruderpinne lehnten und ihren Ruderern Befehle zubrüllten.
    Auf
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