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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman
Autoren: Matt Beaumont
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und schiebt seine Hand unter das Camisole. Aber er geht dabei zu heftig zu Werke. Einer der dünnen Träger reißt, ein dreieckiges Stück Seide klappt auf und entblößt eine meiner Brüste.
    »Ach, Scheiße«, sagt er. »Sorry.«
    Ich fühle einen wohl bekannten Ärger in mir aufsteigen – dazu braucht es dieser Tage nicht viel. Aber ich bin immer noch hin- und hergerissen – fast so wie mein brandneues Camisole.
    Ich hasse dich, ich liebe dich, ich hasse dich …
    Die Lust, die sich noch vor wenigen Sekunden auf seinem Gesicht abgezeichnet hat, ist einem Ausdruck von Furcht gewichen, während er darauf wartet, dass ich explodiere.
    … ich liebe dich, ich hasse dich, ich liebe dich, ich hasse dich, ich liebe dich.
    »Kein Problem. Ich bringe das später wieder in Ordnung«, sage ich, und der Ausdruck von Furcht wandelt sich in Erschrecken. Wenn es etwas gibt, was erschreckender ist als mein Temperament, dann ist es meine Unberechenbarkeit. »Wo waren wir gerade stehen geblieben?«
    »Musst du nicht ins Geschäft?«, fragt er vorsichtig.
    »Warum? Wegen der fünf Kunden, die ich heute haben werde?«
    Ich schiebe ihn energisch Richtung Bett.
    Da klingelt das Telefon.
    »Lass den Anrufbeantworter rangehen«, murmele ich gegen seine Brust gepresst.
    Siobhan : ›Ali und Paul sind gerade telefonisch nicht erreichbar. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Signalton …‹ Piep .
    »Hi, Ali, hier ist Siobhan. Wollte nur rasch anfragen, ob ihr beiden am Samstag nicht zum Abendessen zu uns kommen wollt? Ich weiß, das ist ein bisschen kurzfristig, aber wenn ihr Lust hättet, würden wir uns freuen. Ruf doch mal kurz zurück … Ich bin den ganzen Tag zu Hause … Okay, dann bis später. Bye!«
    Ich lege wieder auf.
    »Und? Kommen die beiden?«, ruft Dom aus der Küche.
    »Keine Ahnung. Hab ihnen ’ne Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen.«
    »Hoffentlich haben sie keine Zeit«, sagt er und erscheint im Wintergarten.
    »Ach, hör doch auf. Du und Paul, ihr versteht euch doch bestens. Und Ali ist auch eine sehr liebe Frau.«
    »Ja, aber …« Er sieht mich vielsagend an. »Und eine ziemlich launische Zicke, oder etwa nicht?«
    Jetzt sehe ich ihn vielsagend an.
    »Ich meine, gibt sie dir nicht auch ständig das Gefühl … dich irgendwie schuldig fühlen zu müssen?«, führt er weiter aus.
    »Nein«, rufe ich empört aus. »Warum auch?« Wann immer ich lüge, ist Empörung das Mittel der Wahl.
    »Ach, komm. Du und ich plus vier Kinder, und dann Ali und Paul plus nichts.«
    »Sei nicht albern, Dom. Sie ist unglaublich stark. Was immer sie auch durchmacht, sie lebt ihr Leben, glaub mir. Das Letzte, was sie wollte, wäre, wenn wir sie mit Samthandschuhen anfassen und unsere Kinder vor ihr verstecken würden.«
    »Schon, aber … Mir wäre es trotzdem lieber, wir würden die beiden in einem dieser Schickimicki-Restaurants treffen. Du weißt schon, in einem dieser Läden, wo man der Meinung ist, dass Kinder schädlich fürs Geschäft sind. So wie Ratten und Kakerlaken.«
    »Und was sollen wir mit dem hier machen?« Ich nicke in Richtung Baby Josh, der an mich geklammert an meinem Hals hängt. Obwohl er noch sehr klein ist, würde ihn selbst der unaufmerksamste Restaurantbesitzer nie und nimmer mit einer Gucci-Handtasche verwechseln.
    »Wer kommt denn sonst noch am Samstag?«, fragt Dom.
    »Ich dachte, ich lade auch Kate und Marco ein.«
    Bei der Erwähnung der beiden Namen zuckt mein Mann merklich zusammen.
    »Was?« Wieder liegt Empörung in meiner Stimme.
    »Nichts«, sagt er. »Ich frage mich nur, ob es eine so gute Idee ist, die Frau, die keine Kinder kriegen kann, neben die Frau zu setzen, die denkt, dass das Kinderkriegen einen nahezu irreversiblen Karriereknick bedeutet.«
    »So schlimm ist Kate nun auch wieder nicht«, protestiere ich. »Sie hat ’ne Menge Stress zurzeit, weißt du. Ihr Job verlangt ihr ziemlich viel ab.«
    »Und warum hängt sie ihn dann nicht an den Nagel?«
    »Und wovon sollen die beiden dann leben? Etwa von Marcos Einkommen?«
    »Ach ja, Marco. Er ist … irgendwie komisch, oder?«
    Dem kann ich nicht widersprechen. »Aber er hat wunderschöne Augen«, erwidere ich.
    »Die Augen eines Serienkillers«, sagt er, bevor er wieder zurück in die Küche zu Laura und Brendan geht, die offensichtlich gerade das Gratis-Spielzeug in der Cornflakespackung gefunden haben. Ich pfeife auf das Geschrei und rufe Kate an.
    Marco : Das Telefon klingelt, doch ich ignoriere es.
    »Marco,
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