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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman
Autoren: Matt Beaumont
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einteilen und sich mehr ihrem Sohn widmen. Sie sagt, das Leben als alleinerziehende Mutter sei hart,aber sie kämpft. Sie hat sich verändert, seit sie ihren Job verloren hat. Und ihren Mann. So komisch es klingen mag, ich glaube, dass beide Ereignisse ihr gutgetan haben, obwohl sie es damals sicher noch nicht so gesehen hat.
    Ich bücke mich und drücke Cameron. Das Telefonat ist beendet, und so tausche ich das Handy in seiner kleinen Faust gegen sein Häschen aus. Schniefend sagt er: »Mami sagt, wir können nach Australien.«
    Na ja, auch eine Strategie, denke ich. Wenn die Nanny das Land verlässt, fliegt man ihr einfach hinterher.
    Ich erhebe mich wieder und wende mich Ali zu. »Und was sind das für Neuigkeiten bei dir?«
    Sie sieht an mir vorbei Richtung Michele. »Könntest du mir einen Riesengefallen tun und mal eben rüber zu Starbucks gehen, Michele?«, fragt sie ihre Mitarbeiterin. »Ich hätte so gern einen Kaffee. Und bring dir auch was mit.« Sie greift in die Kasse und drückt ihr einen Zehner in die Hand.
    »Möchtest du auch was, Siobhan?«, fragt Michele.
    »Nein, danke.«
    Ich sehe ihr nach, wie sie den Laden verlässt. Was für ein liebes Mädchen. Und die Schwangerschaft steht ihr gut. Obwohl man sich natürlich schon so seine Gedanken um sie macht. Nicht, dass sie sich je beklagt hätte. Sie ist sehr organisiert und diszipliniert geworden. Ich denke, auch sie wird es schaffen, oder nicht?
    »Tut mir leid deswegen, Siobhan«, sagt Ali. »Aber ich brenne schon die ganze Zeit darauf, es dir zu erzählen. Wollte es nur nicht vor Michele tun.«
    »Was?«, frage ich, obwohl ich mir fast denken kann, was nun kommt.
    Ali : Ich lange unter die Theke und hole die Zeitung hervor. Nicht nur wegen der heutigen Schlagzeile habe ich sie eben vor Michele versteckt. Denn eigentlich habe ich sie gar nicht gelesen, als sie den Laden betrat. Hab vielmehr auf das Dinggestarrt, das obendrauf gelegen hat, verwundert und ungläubig hab ich’s angestarrt. Ich brauche unbedingt die Bestätigung eines Dritten. Ich muss es Siobhan einfach zeigen. Ich falte die Zeitung auf der Theke auseinander und zeige es ihr.
    »Himmel, Arsch und Zwirn«, japst sie.
    Und das war sie, meine Bestätigung.
    Siobhan : Ich mag meinen Augen kaum trauen, aber ich habe vier Kinder zur Welt gebracht, verdammt noch mal, und ich erkenne einen Schwangerschaftstest selbst im Dunkeln.
    »Konnte das Ausbleiben meiner Regel einfach nicht abwarten«, erklärt Ali. »Und ich hatte diesmal einfach ein gutes Gefühl.«
    Die drei Embryos, die vor dem letzten IVF-Desaster gewonnen werden konnten, waren nach Pauls Tod acht Monate lang eingefroren gewesen. Ali mochte nicht über sie nachdenken, und wer hätte es ihr verdenken können? Und über den Preis, den sie für diese Embryos gezahlt hat. Ein Preis, der weit über dem liegt, was man mit Geld kaufen kann.
    Und dann saßen wir vor einem Monat bei Pizza Express und sie sagte wie aus dem Nichts, weil wir gerade über Big Brother sprachen: »Siobhan, ich werde es tun.«
    Dann veranlasste sie, dass die Embryos ins UCH gebracht wurden. Auf keinen Fall wäre sie zurückgegangen in dieses Todescamp von einer Privatklinik. Tja, und vor zwei Wochen dann wurden sie aufgetaut und ihr eingesetzt … Was jetzt ein bisschen nach Tiefkühl-Lasagne klingt, aber ich bin sicher, in Wahrheit lief das alles viel wissenschaftlicher ab.
    Und jetzt starre ich auf die dünne blaue Linie in diesem Plastikröhrchen und kann es immer noch nicht fassen.
    »Das ist ja fantastisch, Ali … Wundervoll. Überwältigend. Mein Gott, ich glaube, ich platze gleich.«
    Ali : »Ich auch«, sage ich. »Und doch hab ich fürchterliche Angst. Was, wenn …«
    »Nichts wird schieflaufen, Ali«, unterbricht mich Siobhan, während sie meine Hände drückt. »Hörst du. Nichts!«
    Gut, sie kann es nicht wirklich mit Bestimmtheit sagen, aber sie klingt sehr zuversichtlich. Immerhin hat sie vier Kinder, und ich hab noch keins, also ist sie der Fachmann auf diesem Gebiet. Punkt, aus.
    »Was ist das, Mum?«, fragt Brendon und greift in Richtung Theke nach dem Schwangerschaftstest.
    »Nichts, Brendon«, sagt Siobhan und schiebt die Hand des Jungen weg. »Und jetzt kümmere dich um Kieran, bevor er diesen ganzen Laden in Trümmer legt. Jesus, Ali, warum willst du bloß Mutter werden?«
    Wer weiß. Der Wunsch nach einem Kind, der mir im Zuge der fünfjährigen IVF allmählich ausgetrieben worden war, ist vor einigen Wochen plötzlich zurückgekehrt. Und
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