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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman
Autoren: Matt Beaumont
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verkündet: »Und der Dritte, der das Big-Brother-Haus verlassen wird, ist …«, kann man sicher sein, dass eine Werbeunterbrechung folgt. Die machen das natürlich, um die Spannung zu erhöhen, doch bei mir weckt so was unweigerlich Mordlust.
    Ich hasse Davina McCall.
    Ich hasse meinen Mann.
    Und am liebsten würde ich sie beide umbringen.
    Aus irgendeinem unerfindlichen Grund dauert diese Prä-Schnarchpause länger als sonst. Wie lange genau? Gute zehn Sekunden schon. Hat es am Ende aufgehört? Hat er am Ende tatsächlich aufgehört mit diesem verdammten Schnarchen? Kann ich jetzt endlich meine Augen schließen und schlafen …
    Nein, es geht wieder los. Sogar noch lauter, noch animalischer als zuvor. Als ob ihn die kleine Verschnaufpause mit neuer Energie erfüllt hätte. Ich starre auf den Wecker. Es ist 2.47 Uhr, wie mir das flackernde Digitaldisplay verrät. Vor drei Stundenund sechs Minuten sind wir zu Bett gegangen. Vor drei Stunden und fünf Minuten ist Paul eingeschlafen. Und vor drei Stunden und vier Minuten habe ich das Kissen zum ersten Mal über sein Gesicht gehalten. Ein wenig vorschnell, mögen Sie jetzt vielleicht denken, aber ich mache das alles ja nicht zum ersten Mal durch. Und es ist nicht das erste Mal, dass mich Mordgedanken umtreiben.
    Vor ein paar Wochen hab ich mich über Arsen informiert. Sie wissen schon, winzige Dosen, die man zusammen mit Salz, Pfeffer und Kräutern unters Essen mischt, bis es im Laufe der Zeit seine tödliche Wirkung entfaltet und auch nach dem Ableben im Körper nicht nachgewiesen werden kann. Mit siebzehn hab ich Blumen der Nacht gelesen. Alles, was man über Arsen wissen sollte, steht da drin. Alles, bis auf die Tatsache, wo man das verdammte Zeug kaufen kann. Als ich den Begriff »Arsen« im Tesco-Onlineshop eingab, kam doch tatsächlich die Frage zurück: »Suchen Sie vielleicht Ariel?« »Nein, du idiotische Suchmaschine!«, schrie ich dem Monitor entgegen. »Ich meine gottverdammt noch mal nicht Ariel!« Okay, ich hatte einen miesen Tag damals. Um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen, hab ich dann ein paar Becher Walnusspudding in meinen virtuellen Einkaufskorb gepackt. Und just in diesem Moment stürzte der Computer ab. Ein verdammt mieser Tag war das damals.
    Doch wo beschafft sich eine junge Frau von heute eine tödliche Menge Arsen? Offensichtlich nicht in Großbritanniens größter Supermarktkette. Doch wenn nicht dort, wo dann? Konnte man nicht noch zu Dickens’ Zeiten zur kleinen Apotheke an der Ecke schlendern und sich ungeniert seine Tagesration Gift abholen, so wie man sich heutzutage bei Boots sein Aspirin besorgt? Ich sag Ihnen, ich bin ganz einer Meinung mit denen, die Tesco dafür verantwortlich machen, dass unsere Einkaufsstraßen immer mehr aussterben. Tescos Geschäftsführer steht ganz oben auf meiner Abschussliste. Noch über Davina,doch weit hinter meinem Ehemann. Der – nur für den Fall, dass es Sie interessiert – noch immer schnarcht.
    Inzwischen ist es 3.16 Uhr.
    Ich halte das nicht mehr länger aus. In nur wenigen Stunden muss ich mich auf den Weg zur Arbeit machen. Verdammt, ich hab einen Laden zu führen, Kunden zu bedienen …
    Kunden? Welche Kunden? Wenn ich ehrlich bin, dann ist mein Geschäft so tot, wie ich es mir für meinen Ehemann wünschen würde. Von mir aus geben wir Tesco die Schuld daran. An manchen Tagen kann ich meine Kunden an einer Hand abzählen. Dann arrangieren Michele und ich wieder und wieder die Auslagen um, als wären es die Liegestühle an Deck der Titanic .
    Ach ja, einen Stalker haben wir auch. Aber der kauft nie was. Nicht ein Mal ist er in den Laden gekommen. Stattdessen sitzt er an einem der Tische vor dem Starbucks auf der anderen Straßenseite und starrt zu uns herüber. Einmal, manchmal sogar zweimal täglich ist er dort – egal, bei welchem Wetter. Er ist im Besitz einer Regenjacke. Michele meint, er wäre an mir interessiert, doch wenn man achtzehn Jahre alt und gertenschlank ist sowie einen kurzen Rock für jede Gelegenheit im Schrank hängen hat, dann ist man nun mal weitaus geeigneter zum Objekt der Begierde als ich. Nein, der Typ ist definitiv hinter Michele her. Ich frage mich nur, warum er sie nicht einfach mal anspricht? Das letzte Mal, als wir über Beziehungen sprachen, war sie Single, und der Typ vor dem Starbucks sieht wirklich gut aus. Tatsächlich könnte man ihn einen schönen Mann nennen. Vielleicht ein bisschen zu alt für Michele, aber wer könnte solchen Augen
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