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Der normale Wahnsinn - Roman

Titel: Der normale Wahnsinn - Roman
Autoren: Matt Beaumont
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widerstehen? Ich habe sie zwar nur aus der Ferne bewundern dürfen, aber sie funkeln wie saphirfarbene Laser. Würde mich nicht überraschen, wenn man sie noch aus dem Weltall sehen könnte.
    3.27 Uhr. Für die Akten: Um 3.27 Uhr in der Früh gesellt sich zur akustischen Folter noch der Tatbestand der Beleidigung,indem Paul einen fahren lässt. Ein lang anhaltender, hemmungsloser Furz. Dieser widerliche, kranke Bastard.
    Töten, töten, töten!
    Wieder nähere ich mich mit dem Kissen seinem Gesicht. Eine daunenweiche Tatwaffe. Oder vielmehr »der letzte Ausweg«, wie man es eines Tages vielleicht nennen würde. Ja, ich werde es tun. Er hat mir ja keine andere Wahl gelassen. Jeder halbwegs faire Richter würde das genauso sehen.
    »Das Gericht sieht es als erwiesen an, dass die Angeklagte nur auf eine jahrelang andauernde, erbarmungslose Schikane reagiert hat. Paul Heath, bei Tage ein talentierter und gewissenhafter Journalist, mutierte Nacht für Nacht zum wohl niederträchtigsten Exemplar, das sich unter Ehepartnern finden lässt: dem gemeinen Schnarcher. Über einen Zeitraum von zehn Jahren Ehe und an mindestens sieben Stunden in der Nacht hat Heath rücksichtslos ein- und in böswilliger Absicht wieder ausgeatmet. Angesichts dieser fortwährenden Provokation blieb Ihnen, Alison Heath, am Ende nur noch eine Möglichkeit, und die Gesellschaft ist Ihnen zu großem Dank verpflichtet, dass Sie diese schließlich auch ergriffen haben. Vielleicht werden es sich andere von seinem Schlag von nun an zweimal überlegen, bevor sie ihre unschuldigen Ehepartner vermittels ihres enervierenden Atemausstoßes in den Wahnsinn treiben. Alison Heath, Sie sind hiermit freigesprochen und … Wie bitte? Ja, natürlich, Sie dürfen Ihr Kopfkissen wieder mitnehmen.«
    Möglich, dass ich nicht ganz so einfach davonkommen werde. Vielleicht sind dazu ein oder zwei Revisionsverfahren nötig. Doch eins ist sicher: Ich würde mit diesem Befreiungsschlag praktisch über Nacht berühmt werden. Und zum Gegenstand zahlreicher feministischer Artikel im Guardian . Mal ehrlich, wäre das nicht gut fürs Geschäft? Schaulustige, möglicherweise ganze Busladungen, würden sich vor meinem Laden darum prügeln, einen Blick auf die Frau werfen zu dürfen, die dem »Schnarcher« den Garaus gemacht hat – und vielleicht kauft der eine oderandere bei dieser Gelegenheit ein Frotteehandtuch oder ein paar Duftkerzen … Mit Hilfe dieses Kissens könnte ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: meiner Pein ein Ende bereiten und das Geschäft wieder ankurbeln. Und eine der Fliegen wäre damit buchstäblich für immer aus der Welt …
    Genau, Ali, senke das Kissen auf sein Gesicht herab … Noch ein Stückchen … Nur noch ein paar Zentimeter … Mist . Jetzt rollt er sich auf die Seite. Die Wurzel allen Übels, seine Nase, hat sich soeben in sein eigenes Kissen gebohrt. Unmöglich, ihm jetzt noch meins aufs Gesicht zu pressen. Unbegreiflicherweise ist das Schnarchen sogar noch lauter geworden. Ich ziehe Paul die Bettdecke über den Kopf und stehe auf. Ich glaube, ich werde mir erst mal einen Kaffee machen. Einen ganzen Eimer von dem Gebräu, und ich werde einschlafen können, dessen bin ich mir sicher.

    Ali : Ich habe mich letztendlich in einen unserer leer stehenden Räume zurückgezogen. Wir wohnen ja nur zur zweit in einem Haus mit vier Schlafzimmern, also hatte ich die freie Auswahl. Warum richte ich mich eigentlich nicht dauerhaft dort ein? Eine berechtigte Frage. Ich bin noch nicht aus unserem ehelichen Schlafzimmer ausgezogen, weil, nun, weil wir ja schließlich verheiratet sind, oder nicht? In guten wie in schlechten Zeiten, so heißt es doch. Okay, manchmal erscheint es mir idiotisch, dass ich mich Nacht für Nacht neben dem wohl nervtötendsten Schnarcher aller Zeiten vor Wut zusammenkrümme, aber welches ordentlich verheiratete Ehepaar hat denn bitte getrennte Schlafzimmer? Die Queen und Prinz Philip? Okay, Plädoyer abgeschlossen. Denn abgesehen von der Tatsache, dass ich Paul hasse und ihm den Tod wünsche, liebe ich ihn auch.
    »Saft?«, frage ich, als er in die Küche kommt.
    Er nickt und reibt sich die Augen. Der Bastard hat tatsächlich Schlaf in den Augen!
    Ich gieße ihm ein Glas Saft ein.
    »Wow, ich hab geschlafen wie ein Toter«, sagt er. »Und du?«
    Ich gähne. Unbeabsichtigt. Doch wenn es mich in diesem Moment nicht übermannt hätte, hätte ich ein Gähnen vorgetäuscht, dessen können Sie sicher sein.
    »Sorry«, sagt er.
    Und
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