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Der negative Erfolg

Der negative Erfolg

Titel: Der negative Erfolg
Autoren: Gerhard Branstner
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getrieben haben. Und nur der Vollständigkeit halber füge ich hinzu, daß mein Schwager uns angeführt hatte, denn das Stück war weder miserabel noch zum Lachen. Hingegen fanden wir das Vertiko, als wir zurückkamen, tatsächlich ausgeraubt. Ein erschossener Einbrecher lag aber nicht davor.

Die Stadt der Letzten
     
    Der Student der Astrometrie Roland Ell blickte besorgt in die Tiefe. Ungefähr hundert Meter unter ihm glitt das Land vorbei. Saftige grüne Weideflächen bestimmten das Bild, Ochsen und anderes Vieh schauten dem Fahrzeug des jungen Astrometers nach. Roland Ell suchte Land ohne Ochsen. Seine Maschine streikte, und er mußte niedergehen. Wenn er sich wenigstens nicht auch noch verflogen hätte! Die ganze Gegend war ihm eine unbekannte Größe, ein X zuviel in der Rechnung.
    Es konnte kaum einen Menschen geben, der verärgerter war als der Astrometer Roland Ell. Und das spaßeshalber gerade deshalb, weil ihm zwei Zwischenfälle passiert waren, über die er die größte Freude empfunden hätte, wenn ihm ihre Bedeutung nur halbwegs deutlich geworden wäre. Zuerst war ihm der Unfall mit seiner Diplomaufgabe widerfahren. Er hatte durch die Vermessung einiger Sonnensysteme den experimentellen Beweis erbringen sollen, daß die euklidische Geometrie eine Spielart der nichteuklidischen sei. Er war in eine der Maschinen des Siebenten Instituts für Astrometrie gestiegen und ein halbes Dutzend Sonnensysteme auf und ab gefahren, mit dem unerwarteten Ergebnis, daß sich die nichteuklidische Geometrie als eine Spielart der euklidischen herausstellte.
    »Verdammte Kiste«, fluchte der junge Astrometer, sein Professor würde schön spucken. »Haben Sie schon einen Käse gesehen außer dem, den Sie mir da vorsetzen«, würde er fragen, »der weniger wiegt als seine Löcher?«
    Was hatte er da nur versiebt! Da der Student Roland Ell auf dem Felde der Philosophie wenig bestellt hatte, ging ihm nicht auf, daß die euklidische Geometrie nicht nur Vorstufe, sondern auch Verallgemeinerung der nicht-euklidischen Geometrie sein könnte.
    »Verfluchte Kiste!« fluchte der junge Mann wieder. Aber diesmal meinte er seine astronautische Maschine, die ihn ebenfalls im Stich gelassen hatte.
    Nur gut, daß er einen bewohnten Planeten antraf, denn wo Vieh in Koppeln weidet, müssen auch Menschen sein. Was würde er hier schon erleben, dachte er mit ärgerlicher Neugier.
    Dem Himmel sei Dank. Am Horizont zeichnete sich das Bild einer Stadt ab. Ein Dutzend Kilometer mochte es noch sein bis dahin, aber die Hälfte davon würde er laufen müssen. Der Motor tuckerte nur noch schwach, und die Maschine verlor merklich an Höhe. Der Student berechnete den Gleitwinkel, nachdem er sich nach kurzem Zögern für die Anwendung der euklidischen Geometrie entschieden hatte, und machte die Wiese aus, die er noch ohne Risiko erreichen konnte.
    Er schob den Rest seines Proviants hinter seine Bluse, stieg von der Maschine und schritt über die Wiese der Straße zu, um in Richtung Stadt einzubiegen. In diesem Augenblick gewahrte er einen Menschen, der am Straßengraben saß und die Notlandung beobachtet zu haben schien. Roland Ell steckte die Hände in die Taschen und schlenderte auf den am Wege Sitzenden zu. Er blieb neben ihm stehen.



 
     
     

»Guten Tag«, sagte er.
    »Ich danke Ihnen«, sprach der andere, ohne sich zu erheben, »und wünsche auch Ihnen einen guten Tag.«
    Der Astrometer überlegte einen Augenblick.
    »Sie kommen aus der Stadt?« fragte er dann und zeigte mit dem Arm die Straße entlang.
    Der andere bejahte.
    »Und wie heißt diese Stadt?« fragte Roland Ell weiter.
    Der Mann wies auf ein Schild, das Roland bisher übersehen hatte. »Stadt der Letzten« stand mit schwarzen Buchstaben auf gelbem Grund geschrieben, und darunter: Noch 4 Kilometer. Roland Ell blickte den anderen verständnislos an. Dabei fiel ihm die altmodische Kleidung des Mannes auf, der ihn mit einer bestimmten Handbewegung einlud, sich neben ihn zu setzen.
    »Da Sie sich doch setzen werden, setzen Sie sich besser gleich. Wir werden in ein längeres Gespräch kommen.« Er machte eine kleine Pause. »Daß Sie sich über den Schnitt meines Anzuges wundern, ist nur ganz natürlich. Aber zu meiner Zeit trug man solche unüberlegten Formen. Und wenn ich Ihnen sage, daß man damals mit Absicht eine Falte in die Hose bügelte, werden Sie nur mit dem Kopf schütteln.« Bei diesen Worten nahm er eine Handvoll von den Kieselsteinchen auf, die sich am Straßenrand
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