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Der Narr und der Tod

Der Narr und der Tod

Titel: Der Narr und der Tod
Autoren: Charlaine Harris
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Blaulicht erlosch, noch während ich zusah. „Jimmy Henske und Levon Suit“, meldete ich meinem Mann.
    „Jimmy Henske? Dann komme ich doch lieber nach Hause.“ Ohne weiteres Herumreden beendete Martin den Anruf. Er hatte keine hohe Meinung vom Sheriffbüro des Spalding County und gerade Jimmy Henske, der an die fünfundzwanzig sein mochte und schüchtern und unbeholfen wirkte, hatte ihn nie durch Kompetenz beeindrucken können.
    Aber im Grunde war Jimmy ein netter Mann. Mit ihm kam Levon Suit, mit dem ich zur Schule gegangen war. Levon war nicht nur um Längen intelligenter als Jimmy, er hatte auch gute fünf Jahre Erfahrung mehr auf dem Buckel und galt als ruhiger, fähiger Deputy. Mir fiel ein, dass er im vorletzten Jahr unserer Highschoolzeit mit einer von Darius’ Töchtern ausgegangen war.
    Von meinem Versteck aus sah ich zu, wie sich Levon Darius vorsichtig näherte. Eigentlich tapfer, fand ich, so mir nichts, dir nichts auf einen Durchgeknallten zuzugehen. Andererseits war ja nicht zu übersehen, dass Darius unbewaffnet war. Seinen Hirsch hatte er anscheinend erlegt, jetzt sang und tanzte er wieder, um die erfolgreiche Jagd zu feiern. Levons Anblick freute ihn wohl sehr, denn er ergriff die Hände des Deputys und tanzte strahlend mit ihm los, was sich Levon eine irre Minute lang auch brav gefallen ließ.
    Unendlich geduldig – ich war ganz stolz auf die beiden –lockten die Uniformierten Darius in ihren Wagen. Jimmy eilte zurück und sammelte die Kleidungsstücke vom Rasen, um sie ebenfalls ins Auto zu werfen.
    „Jawohl, Sir, wir singen alle zusammen“, versicherte Jimmy gerade ernsthaft, als Martin neben dem Streifenwagen hielt. „Den ganzen Weg in die Stadt.“ Mein Mann kletterte aus seinem Mercedes, bis ins letzte Detail adrett wie eh und je. Er sah gut aus, gut und wohlhabend.
    „Hallo, Mr. Bartell!“, rief Darius ihm glücklich zu, während Jimmy die Wagentür schloss. „Ich habe Ihr Holz gebracht.“
    Martin stand inzwischen im Durchgang zwischen Haus und Garage und betrachtete die Eichenscheite, die überall auf dem Rasen verteilt lagen, den wir gerade unter erheblichen Kosten und Mühen hatten walzen und neu einsäen lassen und der endlich langsam wieder anfing, eben wie ein Rasen zu wirken. Jetzt hatte Darius’ ziellose Aktion einige Grassoden herausgerissen und herumgeschleudert.
    „Vielen Dank, Darius“, sagte Martin.
    Nachdem der Streifenwagen mit seinen drei lauthals singenden Insassen weggefahren war, verließ ich das Haus. Ich nahm mir vor, unserem Sheriff Padgett Lanier einen Brief zu schreiben, um Levons und Jimmys taktvolles und zurückhaltendes Verhalten und ihren gesunden Menschenverstand zu loben.
    Martin zog den Mantel aus und holte sich aus dem Geräteschuppen hinter der Garage Arbeitshandschuhe nebst Schubkarre.
    Ich trug unter meinem dicken, roten Pullover immer noch die Kleidung, in der ich gearbeitet hatte, ein rotes T-Shirt unter einem ärmellosen Jeanskleid, aber angesichts Martins Entschlossenheit schien es mir kleinlich, meine unangemessene Kleidung als Ausrede für Müßiggang zu nutzen. Also suchte ich nach meinen eigenen Arbeitshandschuhen und ging meinem Mann zur Hand. Während wir unseren Garten aufräumten, spekulierten wir über den bizarren Vorfall: Hatte Darius, der ja offensichtlich nicht bei Sinnen gewesen war, eigentlich ernsthaft gegen Gesetze verstoßen, als er nackt vor meinem Küchenfenster herumtanzte?
    „Wie lief es heute in der Bücherei?“, wollte Martin wissen, nachdem der letzte Holzscheit sauber auf dem Stapel lag. Ich trat zurück, um meinem Mann zuzulächeln. Auf meiner Stirn hatte sich Schweiß gebildet, obwohl die Luft immer noch empfindlich kühl war. Er wusste, dass ich glücklicher war, seit ich wieder ein paar Stunden am Tag in der öffentlichen Bücherei von Lawrenceton arbeitete.
    „Sam hatte eine neue Idee. Seiner Meinung nach geben säumige Kunden ihre überfälligen Bücher eher zurück, wenn man sie anruft, statt ihnen eine Postkarte zu schicken. Die Idee stammt wahrscheinlich aus irgendeiner seiner Zeitschriften. Du darfst also dreimal raten, wer heute Vormittag ungefähr fünfzig Telefonate führen musste. Dem Himmel sei Dank für Anrufbeantworter! Eine Nachricht zu hinterlassen ist auch telefonieren, ich finde nicht, dass ich geschummelt habe.“ Ich sah zu, wie Martin die dicken Handschuhe auszog. „Wie war es bei dir?“
    „Bei mir war der jährliche Gesundheits-Check fällig und danach saß ich den Rest des Morgens
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