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Der Narr und der Tod

Der Narr und der Tod

Titel: Der Narr und der Tod
Autoren: Charlaine Harris
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Eigentumswohnung in Pittsburgh kennengelernt. Wenn man in Corinth, Ohio, lebte, wo Martin und Barby aufgewachsen waren, dann war Pittsburgh die nächste Stadt, die groß genug war, um über einen Flughafen zu verfügen. Barby selbst hatte Corinth schon als Teenager verlassen, aber Regina hatte dort, als sie mit ihrer Mutter bei einer Jugendfreundin von Barby zu Besuch war, ihren zukünftigen Ehemann getroffen und den Jungen – den jungen Mann, will ich natürlich sagen – keine zwei Monate später geheiratet.
    Martin und ich waren zur Hochzeit nach Pittsburgh geflogen. Das mochte jetzt an die sieben Monate her sein. Wir hatten damals den Eindruck gewonnen, dass das junge Paar finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet war und höchstwahrscheinlich sehr bescheiden würde leben müssen. Craig Graham war ein dunkelhaariger, schlaksiger, nicht übermäßig intelligenter junger Mann, für den eigentlich nur eines sprach: Er schien sich ernsthaft etwas aus Regina zu machen. Craig war bei der Hochzeit achtzehn gewesen, Regina einundzwanzig. Barby hatte, was die Kosten für Hochzeit und Feier betraf, den Anteil des Bräutigams mit übernommen, das Ganze aber bewusst nicht an die große Glocke gehängt. Martin und mir war es natürlich aufgefallen, aber Barby hatte uns, oder doch ihrem Bruder, unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass das ihre letzte Hilfsaktion sein würde. Nach der Hochzeit hatte das Paar finanziell auf eigenen Beinen zu stehen, was Barby betraf. Das wusste ich, wie gesagt, von Martin, denn Barby sprach nur selten direkt mit mir. Egal – Barby, die Brautmutter, hatte einige ziemlich unverblümte Variationen des Sprichworts geäußert, demzufolge man lag, wie man sich bettete.
    „Möchtest du etwas zu trinken? Kaffee oder einen heißen Kakao? Obwohl das ja vielleicht nicht gut für das Baby ist.“ Meine Freundin Lizanne stillte und hatte mich, ohne von mir darum gebeten worden zu sein, umfassend über sämtliche damit zusammenhängende Details aufgeklärt. Nachdem ich also von Lizanne bestens mit sämtlichen Vorteilen der Muttermilch bekannt gemacht worden war und wusste, für wie unentbehrlich sie diese hielt, war ich doch ein wenig schockiert, als mir Regina auf meine Frage hin einen verständnislosen Blick zuwarf.
    „Was? Nein, er kriegt die Flasche. Himmel!“ Sie lachte nervös. „Wenn ich stillen würde, wäre ich ja bei jeder Fütterung dran.“
    Ich klebte mir ein Lächeln auf die Lippen. „Dann also einen Kaffee?“
    „Bitte.“ Sie ließ sich in einen Sessel fallen. „Ich bin seit Stunden unterwegs.“
    Dann war sie die Strecke von Ohio bis hierher also wirklich allein gefahren und offenbar auch an einem Stück. Die Sache wurde immer merkwürdiger.
    Trotz Reginas Beteuerungen, Pulverkaffee sei genauso gut – eine schreckliche Vorstellung –, brühte ich eine Kanne Kaffee auf. Nachdem ich uns beiden einen Becher eingeschenkt und den von Martins Nichte mit Zucker und Sahne versehen hatte, hörte ich Regina beim Plaudern zu. Sie plauderte über die lange Autofahrt, das Baby, die Eigentumswohnung ihrer Mutter, ihre Tante Cindy ...
    Letzteres allerdings nur kurz. „Oh, tut mir leid!“, entschuldigte sie sich hastig, kaum war der Name Cindy gefallen. „Das hätte ich nicht sagen sollen, oder?“
    „Tante Cindy“ war Martins erste Frau, die Mutter seines einzigen Kindes Barrett, der wiederum Reginas Vetter war. Ich seufzte im Stillen und ohne dass mein Lächeln auch nur um ein Jota verrutscht wäre, und versicherte Regina, sie brauche sich nun wirklich nicht zu entschuldigen. Wobei mich ein kleines Stimmchen hinten im Kopf drängte, meine Nichte zu fragen, warum sie denn nicht zu Tante Cindy gefahren war statt zu Onkel Martin, wenn Tante Cindy so toll war. Das Stimmchen setzte sich nicht durch – mein Lächeln siegte.
    „Barrett war ja neulich Abend im Fernsehen, habt ihr es euch angesehen?“, plapperte Regina begeistert weiter. „Hat er nicht wunderbar ausgesehen? Ich rufe immer all meine Freunde an, wenn Barrett im Fernsehen ist.“
    Auf diese Art rieb Regina munter Salz in all meine offenen oder doch zumindest empfindlichen Wunden. Barrett war nicht zu Martins und meiner Hochzeit gekommen. Er war für eine große Rolle in die engere Wahl gekommen, wie er seinen Vater hatte wissen lassen – womit Barrett gleich klarstellte, dass eine neue Rolle für ihn allemal wichtiger war als eine neue Frau für seinen Vater.
    Außerdem hatte er Lawrenceton in den über drei Jahren, die
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