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Der Narr und der Tod

Der Narr und der Tod

Titel: Der Narr und der Tod
Autoren: Charlaine Harris
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sie mir vergnügt mit. So sah es auch aus: Sie hatte einen Topf gefunden und Wasser heiß gemacht, und auf der Arbeitsplatte neben der Spüle thronte ein leerer Behälter Milchpulver für Babys. „Es ist viel praktischer, immer gleich ein paar Fläschchen anzurühren, dann braucht man sie hinterher nur noch warm zu machen. Wenn ich sie dann warm mache, muss ich ...“ Es folgten in epischer Breite Ausführungen über alles, was beim Füttern eines Flaschenkindes zu beachten war.
    Währenddessen starrte mich Hayden aus großen, runden Augen unverwandt an. Den Blick kannte ich, viele Babys scheinen ihn drauf zu haben. Er war ein niedlicher kleiner Kerl mit roten Bäckchen und rosa Mündchen, wenn man es genau nahm viel hübscher als seine Mutter, die zwar auch hübsch war, von Barby aber leider die dunkle Haut und die breiten Hüften geerbt hatte. Hayden winkte mit beiden Ärmchen und gab leise, gurgelnde Geräusche von sich, was ihm einen liebevollen, bewundernden Blick seiner Mutter eintrug.
    „Ist er nicht einfach wunderbar?“, wollte sie wissen.
    „So niedlich.“ Ich versuchte, mir meine Sehnsucht nicht anmerken zu lassen.
    „Eigentlich schade, dass Onkel Martin zu alt ist, um noch Kinder zu haben.“ Regina kicherte. Die Vorstellung, ihr alternder Onkel könne sich noch einmal reproduzieren wollen, war wohl zu witzig.
    Bei mir dagegen versteiften sich sämtliche Rückenmuskeln und ich war mir sicher, dass meine Gesichtszüge es ihnen nachtaten.
    „Martin und ich haben über Kinder gesprochen.“ Meine Stimme war das reine Eis. „Aber leider bin ich nicht in der Lage, welche zu bekommen.“ Martin ging rapide auf die fünfzig zu, er hatte sich nie ganz für die Idee erwärmen können, noch einmal eine Familie zu gründen. Ich dagegen war gerade erst sechsunddreißig geworden und hörte meine biologische Uhr ticken. Ziemlich laut sogar.
    Nur tickte sie in einer missgebildeten Gebärmutter, womit Martin aus dem Schneider war. Er brauchte keine Entscheidung zu treffen.
    Um mich zu beruhigen und nicht noch weitere eher feindselige Kommentare abzugeben, machte ich mich ans Ausräumen der Geschirrspülmaschine. Regina hatte mit beachtlicher Taktlosigkeit einen spitzen Keil genau dorthin getrieben, wo es bei mir richtig weh tat. Jetzt starrte sie mich an und bemühte sich um angemessene Bestürzung, aber ich entdeckte in ihrem Blick auch eine gewisse ... ja, was eigentlich? Zufriedenheit? Irgendwie erinnerte mich dieser Blick an den von Madeleine, wenn es ihr wieder einmal gelungen war, schlammige Pfotenspuren auf Martins weißem Kleinod zu hinterlassen. Ich hatte eine Idee.
    „Was hältst du davon, wenn wir Hayden und dich in der Wohnung über der Garage unterbringen?“, fragte ich, ganz die ruhige, freundliche Gastgeberin.
    „Das wäre super! Ich habe mich schon vorhin beim Vorfahren gefragt, ob das da oben wohl eine abgeschlossene Wohnung ist.“ Regina schien ein bisschen enttäuscht über den Themenwechsel, ließ sich das aber kaum anmerken. „Hayden wird nachts immer noch wach. Da oben stören wir euch am wenigsten.“
    „Dann sollten wir gleich eure Sachen nach nebenan bringen.“ Ich holte mir die Wohnungsschlüssel vom Haken bei der Hintertür, nahm die große Windeltasche und Reginas Handtasche und ging meinem Gast voran durch den überdachten Durchgang und die Treppe hinauf, die seitlich an der Garage zur Wohnungstür führte. Ich hatte mir die Windeltasche über die Schulter gehängt, sie war schwer und schlug mir beim Gehen gegen die Hüfte. Die Luft war feucht, aber im Moment regnete es nicht.
    Die Luft in der Garagenwohnung roch abgestanden, aber nicht sehr. Unsere Freunde Shelby und Angel waren erst vor acht Wochen ausgezogen und ich hatte die Heizung hier oben auf niedriger Stufe laufen lassen, damit nichts verschimmelte oder einfror. Jetzt drehte ich die Heizung ganz auf und sah mich um, während ich hören konnte, wie Regina unten den Kofferraumdeckel ihres Wagens öffnete.
    Die Wohnung über der Garage neben unserem Haus bestand aus einem einzigen großen Raum, bei dem eine Ecke abgetrennt worden war, um Platz für ein Bad mit angrenzendem Kleiderschrank zu schaffen. An Möbeln gab es ein französisches Bett, einen Stuhl, ein zweisitziges Sofa mit Beistelltisch und im Küchenbereich einen kleinen Tisch für zwei Personen. Die Wohnung war so bequem und gemütlich ausgestattet, wie es auf so engem Raum überhaupt möglich ist.
    Regina schien erfreut.
    „Ach, Tante Roe, ist das nett!“ Sie
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