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Der Narr und der Tod

Der Narr und der Tod

Titel: Der Narr und der Tod
Autoren: Charlaine Harris
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Wange gedrückt hatte, öffnete den Reißverschluss seiner Hose und setzte sich aufs Bett, um seine Schnürsenkel zu öffnen.
    „Hallo, Matrose! Wie wär’s mit uns beiden?“, erkundigte ich mich im rauchigen Mae-West-Stil.
    Martin grinste mich an, warf dann aber einen Blick auf die Uhr auf seinem Nachtschrank. „Ich fürchte, dazu haben wir keine Zeit“, seufzte er. „Ich muss unbedingt duschen. Beim Treffen heute haben zwei Leute geraucht.“
    Martin hasste den Geruch von Rauch in seinen Haaren und Kleidern.
    „Du hättest sie bitten können, es zu unterlassen.“ Eine Bitte von Martin war so gut wie ein Befehl, schließlich war er der Chef.
    „Beide gehen nächstes Jahr in Rente. Sonst hätte ich sie schon auf den Flur gescheucht. Ab Januar erkläre ich das gesamte Werk zur rauchfreien Zone.“
    Während Martin sich auszog, duschte und sich wieder anzog, sprachen wir über die Anzahl der Raucher bei Pan-Am Agra und streiften danach das eine oder andere nicht besonders wichtige Thema. Martin mochte dreizehn Jahre älter sein als ich, sah aber unbekleidet absolut hinreißend aus. Angezogen übrigens auch. Sein Haar war schneeweiß, aber seine Brauen waren immer noch schwarz und seine Augen hellbraun, ein sehr helles Hellbraun. Er ging regelmäßig zum Krafttraining und wenn er jüngere Mitarbeiter aus der Verwaltung zu einem kleinen Racketball-Match herausforderte, war das für diese der reine Ausdauertest.
    „Sagtest du nicht, du wärst heute Morgen zur jährlichen Routineuntersuchung gegangen?“ Der Anblick von Martins nacktem Körper hatte eine ganz neue Gedankenkette in Gang gesetzt.
    „Ja.“
    Die knappe Antwort ließ mich aufhorchen. Musste ich nachhaken?
    „Na, war alles in Ordnung?“ Martin hatte noch jede Routineuntersuchung mit Glanz und Gloria absolviert und prahlte eigentlich immer gern mit den guten Werten, die er beim betrieblich vorgeschriebenen Gesundheits-Check genannt bekam.
    „Zelman will eine ganze Batterie Tests mit mir machen. Nur weil ich älter werde!“ Mein besorgter Gesichtsausdruck hatte noch nicht ganz Gestalt angenommen, da beeilte sich mein Mann auch schon mit den Beschwichtigungen.
    „Hat er denn etwas entdeckt?“ Mein Tonfall stellte klar, dass Martin die Karten lieber gleich auf den Tisch legen sollte.
    „Er fand mich gestresst. Er will einfach nur weitere Tests machen.“ Martin hatte sich vor seinem Schrank aufgebaut und suchte sich seine Abendgarderobe zusammen. Für ihn war das Thema erst einmal beendet, daran ließ er keinen Zweifel aufkommen.
    „Wir könnten doch gleich Termine ausmachen“, schlug ich vor.
    „Selbstverständlich. Ich sage Mrs. Sands gleich morgen Bescheid, sie erledigt das. Habe ich dir erzählt, dass sie Großmutter wird?“
    „Freut sie sich darauf?“
    „Aber, ja! Sie weiß bereits einen Namen für das Baby, und eine Vorschule hat sie auch schon ausgesucht. Nicht, dass ihre Tochter davon wüsste.“
    Ich kannte meinen Mann, sein Geplapper war reine Hinhaltetaktik. Er wollte über sein Gespräch mit Regina nachdenken.
    „Was hat Regina denn zu dir gesagt?“, fragte ich, während er seinen elektrischen Rasierer nutzte.
    „Nicht viel.“ Martin reckte das Kinn vor, um dessen Unterseite zu bearbeiten, ich hockte auf dem Klodeckel und sah ihm zu. Wie sehr ich es genoss, verheiratet zu sein, dachte ich nicht zum ersten Mal. Wie sehr ich es genoss, bei einem Mann im Badezimmer zu sitzen, während der sich rasierte, und all die anderen kleinen Intimitäten, zu denen das Eheleben einen berechtigte. „Meiner Meinung nach sagt sie uns erst, warum sie hier ist, wenn es ihr in den Kram passt“, fuhr mein Mann fort. „Ich hoffe nur, es hat nichts mit Craig zu tun.“
    „Wenn er einen Autounfall gehabt hätte oder krank geworden wäre, hätte sie uns das doch sicher gesagt“, meinte ich zögernd. Anscheinend dachten Martin und ich gerade nicht auf einer Wellenlänge.
    „Mir war eher in den Sinn gekommen, dass Craig in irgendeinem Schlamassel steckt.“ Martin zog sich ein frisches Hemd über, das er anschließend in die Anzughose stopfte. „Hast du schon Lippenstift aufgetragen?“
    „Nein.“ Die Frage kam überraschend.
    Martin zog mich an sich und gab mir einen von diesen Küssen, die meinen Puls rasen und springen ließen wie einen Wassertropfen im Öl einer heißen Pfanne. Ich erwiderte den Kuss begeistert und schickte meine Finger ein wenig auf die Reise.
    „Holla!“ Martin blieb die Luft weg. Er schob mich sanft beiseite.
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