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Der Naechste bitte!

Der Naechste bitte!

Titel: Der Naechste bitte!
Autoren: Alyson Noël
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Wochen sind Sie fünf Minuten zu spät zum Dienst erschienen«, sagte er und ratterte eine Liste meiner neuesten Vergehen herunter. »Vor zwei Wochen haben Sie einen eindeutig schwarzen Pullover getragen, obwohl die Statuten Dunkelblau vorsehen. In Salt Lake City sind Sie mit einer weißen Bluse ohne das vorgeschriebene rotblaue Halstuch und in blickdichten Strümpfen gesehen worden, die nur zu einem Rock getragen werden dürfen. Hinzu kommen verbotene Clogs. Ganz zu schweigen von all den anderen Uniformverstößen der letzten sechs Jahre.« Er löste den Blick vom Monitor, allerdings nur so lange, um mitleidsvoll den Kopf zu schütteln. »Das mit dem griechischen Attest war im Übrigen nicht sonderlich lustig, Ihr Betragen nach dem Tod eines Passagiers bestenfalls akzeptabel. Ganz zu schweigen davon, dass Sie beim Verlassen der Maschine aus London vor wenigen Tagen mit einer Flasche Wasser von Bord gegangen sind. Sie hat aus Ihrem Handgepäck herausgeschaut. Leugnen ist zwecklos, Hailey, weil ich Sie persönlich dabei ertappt habe. Strenggenommen erfüllt das den Tatbestand des Diebstahls, was zu einer fristlosen Kündigung führen kann. Trotzdem habe ich beide Augen zugedrückt, weil ich wusste, dass Sie ohnehin schon in den größten Schwierigkeiten stecken.« Er wandte sich vom Monitor ab, verschränkte die Arme und musterte mich herablassend.
    »Was haben Sie zu Ihrer Verteidigung vorzubringen?«
    Ich nippte an meinem Latte, in der Hoffnung, einen nachdenklichen Eindruck zu vermitteln. Dann stellte ich meine Beine wieder nebeneinander, beugte mich nach vorne, stützte mich mit den Ellbogen auf dem Schreibtisch ab und antwortete: »Hey, Larry. Kannst du dich noch an unsere ersten gemeinsamen Flüge nach Europa erinnern? Und daran, dass du regelmäßig irgendwelche Flaschen hast mitgehen lassen? Und zwar nicht nur Wasserflaschen, sondern vor allem die kleinen Schnapsflaschen? Von den ungeöffneten Weinflaschen, den unangebrochenen Käseund Crackerpackungen und den Pralinen aus der ersten Klasse rede ich erst gar nicht. Weißt du noch, wie du die Beute im Hotelzimmer aufgereiht und alle zu einer kleinen Party bei dir eingeladen hast? Erinnerst du dich? Oder wie wär’s damit: Einmal hattest du einen so heftigen Kater, dass du nicht in der Lage warst, auf dem Rückflug von New Orleans zu arbeiten? Wir haben dich auf einen freien Platz in der Holzklasse gesetzt und dir ein Kissen und eine Decke gegeben, damit du deinen Rausch ausschlafen konntest, während wir für dich mitgearbeitet haben. Kommt dir irgendetwas davon bekannt vor, Larry? Wie war das noch damals, als du gerade mal vierzig Minuten vor dem Mitternachtsflug nach Las Vegas aufgetaucht bist? Du hast die Dispo von deinem Handy aus angerufen und ihnen versichert, du wärst die ganze Zeit vor Ort gewesen und hättest nur vergessen, dich anzumelden. Wer hat dir damals den Rücken freigehalten? Wir? Oder als du dich bei einem Romaufenthalt krankgemeldet hast, weil du diesen Typen kennengelernt hattest, mit dem du unbedingt noch ein wenig Zeit verbringen wolltest? Klingelt’s bei dir, Larry? Du warst einer der Abgezocktesten, damals, als wir dir noch nicht in den Hintern kriechen mussten.« Mit einem breiten Grinsen lehnte ich mich zurück.
    »Ich könnte dich auf der Stelle feuern«, zischte er mit puterrotem Gesicht, zitternden Händen und wütendem Blick.
    »Mach doch.« Ich zuckte mit den Schultern. »Wer weiß, vielleicht animiert mich das zu einem kleinen Abstecher ins Büro der Standortleitung, um ein wenig mit Shannon zu plaudern. Dann können wir gemeinsam zur Verwaltung gehen und unsere Papiere abholen.«
    Die Panik auf seinem Gesicht verlieh meinem Grinsen Flügel.
    »Das wagst du nicht«, fauchte er, allerdings klang es mehr nach einer Frage.
    Ich saß einfach nur da und trank in aller Seelenruhe meinen Kaffee aus. Würde ich das tun? Vermutlich. Aber warum sollte ich mir überhaupt die Mühe machen? Warum sollte ich meine Zeit damit vergeuden, diesen Schwachmaten zu einem Kampf herauszufordern? Schließlich bin ich längst über Atlas im Allgemeinen und Lawrence im Besonderen hinweg. Ist es nicht viel besser, wenn ich mir einen würdevollen Abgang verschaffe? Soll sich das arme Würstchen in den Katakomben des Flughafens doch wie der Big Boss persönlich aufführen, weil man ihn sowieso nicht gerne nach oben lässt.
    Ich zog mir den Dienstausweis über den Kopf und ließ ihn auf den Schreibtisch zwischen uns fallen. Als Lawrence aufblickte, stand
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