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Der Naechste bitte!

Der Naechste bitte!

Titel: Der Naechste bitte!
Autoren: Alyson Noël
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weitermachen kann. Also habe ich beschlossen, das Haus zu verkaufen, meine Sachen zu packen, in ein Flugzeug zu steigen und etwas Nützliches zu tun.«
    Ich stand da und ließ ihre Worte sacken. »Ich bin stolz auf dich«, sagte ich nach einer Weile. Tränen stiegen mir in die Augen. Teils, weil sie aus dem Hamsterrad ausbrach und ihr Leben selbst in die Hand nahm, und teils, weil es mir vor Augen führte, wie träge und klein meine eigene Welt geworden war. Irgendwie schien sich alles um mich herum weiterzuentwickeln, während ich seit sechs Jahren auf der Startbahn festhing. »Können wir uns treffen, bevor du fliegst?«, fragte ich.
    »Wie wär’s am Wochenende, passt es dir?«
    »Klingt prima«, antwortete ich. Ich hatte zwar Bereitschaft, hoffte aber, dass ich es irgendwie hinbiegen konnte. Ich fuhr mir mit dem Handrücken über das Gesicht und eilte die Treppe hinunter, weil ich sonst Gefahr lief, U-Bahn und Bus zu verpassen.
    »Ach ja, Hailey, hast du schon gelesen, was Jude Law und …«
    Hoppla, jetzt war sie weg. Ich klappte das Handy zu und stieg in die U-Bahn. Beim Aussteigen hatte ich eine Nachricht auf der Mailbox. Da es vermutlich nur meine Mom war, die mich an ihrer Tiefenanalyse über das Sexleben irgendwelcher Promis teilhaben lassen wollte, entschied ich, die Nachricht später abzurufen. In gewisser Weise war ich sogar erleichtert, dass sie ein Stück weit noch immer die Alte war. Aber das hieß noch lange nicht, dass ich mir ihr taschenpsychologisches Gerede antun wollte.
    In letzter Sekunde stieg ich in den Flughafenbus. Auf dem Weg zur letzten Reihe lächelte ich einer Gruppe Flugbegleiter einer anderen Fluggesellschaft zu. Ich suchte mir ein ruhiges Plätzchen und starrte aus dem Fenster. In meinem Innern kämpfte die Angst über eine trostlose Zukunft gegen den Unmut darüber, dass Lawrence mich zwang, einen freien Tag zu opfern. Bei meiner Ankunft am Flughafen war meine Laune auf dem Tiefpunkt angelangt.
    Als ich vor Lawrence’ Bürotür stand, warf ich einen Blick auf meine Uhr, um mich zu vergewissern, dass ich pünktlich war. Ich atmete noch einmal tief durch, ehe ich klopfte. Es dauerte eine kleine Weile, bis er die Tür öffnete, mich von Kopf bis Fuß musterte und sagte: »Ich bin gerade sehr beschäftigt, bitte kommen Sie in einer Viertelstunde wieder.«
    Mit zusammengekniffenen Augen blickte ich an seiner untersetzten Figur vorbei in sein vollgestelltes Büro. Sein Schreibtisch war blitzblank, und keine der kleinen Lampen am Telefon blinkte. Sein Monitor verriet ihn schließlich. Er steckte mitten in einer wilden Auktion bei eBay.
    Wohl wissend, dass es ihm einen Heidenspaß machte, mich schmoren zu lassen, wo ich doch eigentlich freihatte, konnte ich nichts dagegen tun.
    »Okay«, sagte ich und rang mir ein Lächeln ab. »Dann bis Viertel nach eins.« Ich machte auf dem Absatz kehrt, stolzierte den Flur entlang und schlug mich nach rechts in die Damentoilette, wo ich mich vor ein Waschbecken stellte, die Augen schloss und einige Male tief durchatmete, um mich wieder zu fangen.
    Entspann dich. Er will dich nur aus der Reserve locken. Er sucht förmlich nach einem Grund, dich zu feuern. Geh ihm nicht auf den Leim. Du brauchst diesen Job.
    Ich drehte den Hahn auf und hielt meine Hände unter den kalten Wasserstrahl, ehe ich sie einseifte und zusah, wie sich das Wasser durch den Großstadtdreck und den Ruß der öffentlichen Verkehrsmittel grau färbte. Anschließend begab ich mich in die Lounge, wo ich mir einen schwachen, aber brühheißen Kaffee aus dem Automaten zog und mich die nächste Viertelstunde damit beschäftigte, in den Becher zu pusten und an dem hellbraunen Gebräu zu nippen.
     
    »Herzlich willkommen«, sagte Lawrence, als ich das zweite Mal im Türrahmen stand. »Setzen Sie sich.«
    Ich ließ mich auf seinem Besucherstuhl nieder, schlug in gezierter Manier die Beine übereinander, während er sich mit einem grimmigen Gesichtsausdruck hinter dem Schreibtisch niederließ.
    »Ich weiß, dass es nicht leicht ist, sich den massiven Veränderungen anzupassen, aber wenn ich Sie daran erinnern darf, stehen bereits zwei Abmahnungen in Ihrer Personalakte. Hinzu kommt die renitente und aufmüpfige Haltung, die Sie zuweilen an den Tag legen. Ich will offen mit Ihnen sein, Hailey. Es juckt mir in den Fingern, Ihnen den Todesstoß zu versetzen.« Er lehnte sich genüsslich zurück und bedachte mich mit einem Ich-bin-Ihr-Boss-Blick.
    »Aber, Lawrence …«, setzte ich an, unterbrach
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