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Der Minister und das Mädchen - Kriminalroman

Der Minister und das Mädchen - Kriminalroman

Titel: Der Minister und das Mädchen - Kriminalroman
Autoren: Grafit
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viele Jahre wegschließe.
    Erschöpft fiel ich ins Bett zurück.
    Stimmte das wirklich? Oder hatte ich mich als Handlanger von Wolfgang Schwarz nicht schon längst an den Teufel verkauft?
     
    Franka kam vorbei. Sie sah übernächtigt aus, ihre Haarfarben wirkten stumpf.
    Es war noch ziemlich früh am Tag, wir wollten Christian Schwarz erwischen, bevor er das Haus verließ.
    Auf Fahrrädern fuhren wir zur Hörsterstraße. Unsere Taktik war einfach: Christian unter Druck setzen. Was mir Sorge machte, war die Tatsache, dass wir dazu nichts in der Hand hatten.
     
    »Sie haben Glück«, sagte Christian. »Ich wollte gerade gehen.«
    Er grinste Franka an.
    »Meine Mitarbeiterin, Franka Holtgreve«, stellte ich vor.
    Schwarz junior machte einen entspannten und lockeren Eindruck, nicht wie ein Mörder, der das Fallbeil über sich schweben sieht.
    »Ich bin noch nicht dazu gekommen, mich bei Ihnen zu bedanken. Es war wirklich klasse, was Sie in so kurzer Zeit geleistet haben.«
    »Da bin ich nicht so sicher«, sagte ich kalt. »Haben Sie einen Augenblick Zeit?«
    »Eigentlich nicht.« Er schaute auf seine Uhr. »Ich muss zur Uni.«
    »Sagt Ihnen der Name Katarina Plistor etwas?«
    Er griff sich an den Kopf. »Ja. Warten Sie! Ein Polizist war mal hier und hat mich dasselbe gefragt. Sie wurde ermordet, nicht wahr?«
    »Korrekt. Und vorher gefoltert. Kommt Ihnen das irgendwie bekannt vor?«
    »Katarina war eine Freundin von Gudrun Benningdorf«, klopfte Franka auf den Busch.
    »Wir haben Grund zu der Annahme, dass die Benningdorf etwas über den Mord an Katarina Plistor weiß«, setzte ich hinzu. »Und damit kommen Sie wieder ins Spiel.«
    Er starrte uns entgeistert an. »Moment mal! Was wird das? Ein Verhör? Haben Sie mich von dem Vorwurf befreit, ein Schläger zu sein, um mir jetzt einen Mord anzuhängen?«
    Ich sagte ihm, dass Sebastian Prückner tot und Gudrun Benningdorf auf der Flucht sei.
    »Eine schöne Inszenierung, die sich Geskamp und Ihr Vater für mich ausgedacht haben. Die Benningdorf war von vorneherein bereit, die Anschuldigungen gegen Sie zurückzunehmen.«
    »Das ist doch lächerlich.«
    »Geben Sie es zu! Die Benningdorf hat Ihren Vater erpresst, und zwar mit Informationen über den Mord an Katarina Plistor. Ich wette, Ihr Vater hat gezahlt. Der Rest war ein Kinderspiel. Geskamp hat mich als Trottel engagiert, der nur noch der ausgelegten Spur folgen musste.«
    »Alles Quatsch.« Christian rannte zu seinem Schreibtisch. »Wozu hat man Anwälte?« Er wühlte in den Papieren, die auf dem Schreibtisch lagen, und wurde fündig. »Hier! In dem Brief von meinem Anwalt steht: ›Die Ermittlungen gegen Sie im Fall Plistor wurden eingestellt. Es hat sich kein hinreichender Tatverdacht ergeben.‹ Die Polizei hat mein Alibi überprüft, Herr Wilsberg. Zu dem Zeitpunkt, als diese Plistor ermordet wurde, war ich nämlich in Griechenland. Außerdem, auch das schreibt mein Anwalt, hat der Gentest ergeben, dass die Hautfetzen, die man unter den Fingernägeln der Leiche gefunden hat, nicht von mir stammen. Nur für den Fall, dass Sie annehmen, ich wäre mal kurz zurückgejettet, hätte einen Mord begangen und wäre dann wieder nach Griechenland geflogen.«
    »Die Hautpartikel müssen nicht zwangsläufig vom Mörder stammen«, erwiderte ich. Aber ich war mir längst nicht mehr sicher.
    Christian baute sich vor uns auf. »Was Sie meinem Vater und mir vorwerfen, ist vollkommen hirnrissig. Und jetzt verschwinden Sie!«
     
    Wir gingen zu dem Café, in dem ich schon neulich, nach meinem ersten Gespräch mit Christian Schwarz, gesessen hatte. Bei Franka saß der Schock tief. Sie war so bleich, dass ich fürchtete, sie könnte vom Stuhl kippen. Ich versuchte, mir etwas Aufmunterndes einfallen zu lassen. Es blieb bei dem Versuch.
    »Du darfst das nicht so persönlich nehmen«, sagte ich. »Es war eine schöne Idee, nur müssen wir uns leider eingestehen, dass wir falsch gelegen haben. Christian Schwarz wäre ein verdammt guter Schauspieler, wenn er uns reingelegt hätte.«
    »Du hast ja nicht mit Gudrun gesprochen«, blaffte sie zurück. »Die Frau hat Todesangst.«
    »Und ich wüsste zu gern, warum. Es wird uns nichts anderes übrig bleiben, als sie selber zu fragen.«
    »Wie willst du das anstellen?«
    »Ich werde noch mal zum Studentenwohnheim fahren.«
    Franka stöhnte. »Da war ich doch schon zweimal.«
    »Und mit wie vielen von Gudruns Mitbewohnern hast du gesprochen?«
    »Mit dreien.«
    »Siehst du! Auf dem Flur wohnen
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