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Der Minister und das Mädchen - Kriminalroman

Der Minister und das Mädchen - Kriminalroman

Titel: Der Minister und das Mädchen - Kriminalroman
Autoren: Grafit
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fragte mich, ob es nicht doch besser wäre, bis zum nächsten Tag zu warten. Wir fanden das Haus. Im Inneren brannte Licht.
    »Also dann!« Wir stiegen aus.
    Ich holte tief Luft und drückte auf die Klingel.
    Eine Weile tat sich nichts. Dann tappten schwerfällige Schritte zur Tür. Das Außenlicht flammte auf, die Tür öffnete sich, und ein kleiner, etwa fünfzigjähriger Mann wurde sichtbar. Seine kurzen Beine steckten in einer einfachen Stoffhose, das gestreifte Hemd spannte über dem vorquellenden Bauch.
    »Was wollen Sie?«, fragte er aggressiv.
    »Entschuldigen Sie die späte Störung, Herr Plistor. Es geht um den Tod Ihrer Tochter.«
    »Das gemeine Abschlachten meiner Tochter, meinen Sie wohl.« Er klang verbittert. »Sind Sie von der Polizei?«
    »Nein. Wir sind …«
    »Mit Journalistenpack gebe ich mich nicht ab.« Er wollte die Tür schließen.
    »Wir sind keine Journalisten«, rief ich schnell. »Wir sind Privatdetektive. Wir möchten Ihnen helfen.«
    »Sie können mir nicht helfen.« Aber er blieb stehen.
    Ich bluffte: »Wir haben Informationen, die zur Aufklärung des Mordes beitragen können. Und Sie wollen doch, dass der Mord aufgeklärt wird?«
    Frau Plistor tauchte hinter ihrem Mann auf. Sie war ein paar Zentimeter größer als er und wirkte erheblich älter. Aber das konnte ein Effekt der letzten Wochen sein. Auch sie war einfach gekleidet, in karierten Hosen und einem weißen Pullover.
    Ihre Stimme klang rauchig: »Was ist denn, Klaus?«
    Er drehte sich halb um. »Sie sagen, dass sie etwas über den Mord an Kati wissen.«
    Sie schaute von mir zu Franka und wieder zurück. »Waren Sie nicht gestern im Fernsehen?«
    »Ja.«
    »Zusammen mit diesem Schwarz?«
    »Richtig.«
    »Lass sie rein!«
    Das Wohnzimmer sah aus wie zwanzig Millionen andere Wohnzimmer: Polstergarnitur, Schrankwand mit Fernseher. Alles war akkurat und rechtwinklig ausgerichtet. Kein Schmutzfleck würde länger als eine Stunde überleben. Die äußere Ordnung als letzter Halt vor dem inneren Chaos.
    Frau Plistor stellte Salzstangen auf den Tisch und passende Untersetzer zu den Gläsern. Sie behandelte uns, als seien wir entfernte Verwandte, die zu einem Höflichkeitsbesuch vorbeigekommen waren. Dem Fernsehen sei Dank.
    Herrn Plistor schien die Beflissenheit seiner Frau auf den Geist zu gehen. Er saß mit zusammengekniffenen Augen im Sessel und sagte nichts.
    Frau Plistor brachte Wasser und Wein. »Wer ist denn die junge Dame, die Sie mitgebracht haben?«
    »Meine Assistentin, Franka Holtgreve.«
    »Sie sehen hübsch aus, Fräulein Holtgreve.«
    »Danke«, sagte Franka.
    »Nun hör doch auf, Hilde!«, brummte Plistor. »Du benimmst dich, als ob …«
    »Was hast du, Klaus?«
    »Er sagt, er weiß was über den Mord an Kati, verdammt noch mal. Alles andere interessiert mich nicht.«
    »Er wird schon sagen, was er weiß, nicht wahr, Herr Wilsberg?«
    »Ja«, sagte ich. »Und da wir gerade dabei sind.« Ich legte ihnen umständlich den Fall Benningdorf dar. Sozusagen zum Warmlaufen.
    »Was hat das mit meiner Tochter zu tun?«, knurrte Plistor.
    »Nun, aus vertraulicher Quelle weiß ich, dass auch Ihre Tochter vor ihrem Tod gefoltert wurde.«
    Frau Plistor schossen die Tränen aus den Augen.
    »Nicht doch, Hilde!«, sagte Plistor. Zum ersten Mal klang er halbwegs menschlich.
    Ich legte den zweiten Köder aus: »Katarina und Gudrun Benningdorf kannten sich, sie haben beide das selbe Fach studiert.«
    Die Plistors schnappten nach Luft.
    »Damit nicht genug: Gudrun Benningdorfs Zeuge, ein gewisser Prückner, ist tot, angeblich ein Unfall. Die Benningdorf glaubt, dass es Mord war. Seitdem ist sie untergetaucht, sie fürchtet um ihr eigenes Leben. Momentan versuchen wir, sie ausfindig zu machen.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«, fragte Plistor.
    »Kurz gesagt: Ich glaube, dass es eine Verbindung zwischen beiden Fällen gibt, ich glaube, dass Gudrun Benningdorf etwas über den Mord an Ihrer Tochter weiß, vielleicht sogar den Mörder kennt und deshalb Angst hat, ebenfalls ermordet zu werden.«
    Ich hoffte, sie übersahen den schwammigen Grund, auf dem meine Hypothese stand, und redete schnell weiter: »Wir möchten helfen, den Mörder Ihrer Tochter zu überführen. Aber dazu müssen Sie uns mehr über Katarina erzählen. Dann können wir die Benningdorf, sobald wir sie gefunden haben, entsprechend unter Druck setzen.«
    »Was wollen Sie wissen?«, fragte Frau Plistor.
    »Alles, was Ihnen wichtig erscheint.«
    »Sie war doch unser einziges
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