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Der Minister und das Mädchen - Kriminalroman

Der Minister und das Mädchen - Kriminalroman

Titel: Der Minister und das Mädchen - Kriminalroman
Autoren: Grafit
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künstlichen Wasserfall und einem Goldfischteich eingenommen wurde. Die Bäume und Sträucher ringsum sahen sehr japanisch aus, ebenso wie die steinerne, knapp vier Meter hohe Säule, die den Teich überragte.
    Till Geskamp stand in einem kleinen Holzpavillon. Er trug einen eleganten dreiteiligen Anzug und eine Designer-Brille. Die Macht und ihre diskrete Garderobe.
    »Lieber trage ich meine alte Jeans und einen Pullover«, sagte Geskamp. »Aber manchmal muss ich mich in Schale werfen.«
    »Als zukünftiger Ministerialdirektor, mit Dienstwagen und Chauffeur.«
    Er drehte nervös an seinem Ehering. »Ich habe mit Linda Terhaar telefoniert.«
    Ich wartete.
    »Ich verstehe, dass du sauer bist. Es war nicht fair von uns. Wir hätten dich einweihen sollen.« Seine Stimme troff vor Schuldbewusstsein.
    »Und warum habt ihr es nicht getan?«
    »So, wie es gelaufen ist, war es doch hyperoptimal. Versteh mich nicht falsch, Georg! Ich kenne deine schauspielerischen Fähigkeiten nicht. Wenn du die ganze Wahrheit gewusst hättest, wärst du wahrscheinlich nicht so überzeugend gewesen.«
    »Ihr habt mich als billigen Mediengag benutzt.«
    »So darfst du das nicht sehen. Okay, vielleicht hätten sich die Vorwürfe gegen Christian auch ohne deine Mitwirkung in Luft aufgelöst. Aber sicher konnten wir nicht sein. Du hast Entscheidendes zur Aufklärung beigetragen. Es war dein Erfolg, Georg, und das, was wir der Öffentlichkeit präsentiert haben, höchstens eine halbe Lüge.« Er schaute mich treuherzig an. »Außerdem sind zehn Riesen kein schlechtes Schmerzensgeld, oder?«
    Da hatte er ausnahmsweise recht.
    »Dann erzähl mir zur Abwechslung mal die Wahrheit!«
    »Garcia ist zu uns gekommen. Er hatte von den Vorwürfen gegen Christian gelesen und wollte ihm helfen. Wolfgang und ich haben überlegt, ob wir aus der Sache etwas herausholen können. So kurz vor der Wahl muss man einfach jede Chance nutzen. Ich bin dann auf die Idee gekommen, den Umweg über einen Privatdetektiv zu nehmen. Privatdetektive kommen in den Medien immer gut, denk nur an die Barschel-Geschichte. Und da ich dich von früher kannte …«
    »Garcia hat also keine Probleme mit seiner Aufenthaltsgenehmigung?«
    »Nein, das war ein zusätzlicher Knochen, den wir dir hingeworfen haben, damit du nicht an ihm kleben bleibst. Wenn du keinen Erfolg gehabt hättest, wäre uns nichts anderes übrig geblieben, als die Notbremse zu ziehen und mit Garcia zur Polizei zu gehen. Den Rest kannst du dir denken.« Er senkte den Blick. »Linda war bereit mitzuspielen, und von einem Mitglied in unserem münsterschen Wahlkampfteam wussten wir, dass die Wohnung in der Coerdestraße zufällig leer stand.«
    »Oliver«, sagte ich.
    »Du kennst Oliver?«
    »Ich habe heute Morgen ein paar Worte mit ihm gewechselt.«
    Geskamp zuckte mit den Schultern. »Das ist die ganze Wahrheit. Schlag mich, Georg! Aber nimm’s Linda nicht so krumm! Sie ist eine gute Seele. Sie sollte dich nur in Stimmung bringen und hat etwas übertrieben.«
    »Stimmt«, sagte ich. »Sie hat sich mächtig ins Zeug gelegt.«
    »Entschuldige, Georg!« Geskamp guckte auf seine Armbanduhr. »Ich muss zurück in die Kommission.«
    »Das ist noch was.« Ich ließ ihn schmoren.
    »Was denn, Georg?«
    »Wieso hatte Sebastian Prückner einen Unfall?«
    »Einen Unfall? Ich weiß nicht, wovon du redest.«
    »Komisch, das sagen heute alle. Prückner ist tot. Gudrun Benningdorf glaubt, dass es Mord war. Und sie hat Angst, dass ihr das gleiche Schicksal droht.«
    »Hast du Kontakt zu ihr?«, fragte Geskamp lauernd.
    Ich schaute ihn ausdruckslos an.
    »Du denkst doch nicht, dass wir …« Er wirkte ernsthaft empört. »Das ist eine Beleidigung, Georg. Traust du mir wirklich zu, an einem Verbrechen beteiligt zu sein?«
    »Ich traue dir alles zu, Till. Und falls es so ist, werde ich es herausfinden.«
    Ich ließ ihn stehen.

XII
     
     
    Franka und ich hielten unseren Krisengipfel in einem vegetarischen Restaurant ab. Eigentlich war mir mehr nach einem Stück totem Tier zumute, doch auf Aasfraß musste ich in Frankas Gegenwart verzichten. Noch vor wenigen Wochen hätte sie mich nicht einmal in dieses Restaurant begleitet, denn auch hier wurden Milchprodukte für die Zubereitung verwendet. Aber zum Glück war sie ja vom strengen Veganertum zum gemäßigten Vegetarismus konvertiert.
    »Ich glaube immer noch, dass etwas anderes dahintersteckt«, sagte Franka. »Gudrun ist nicht wieder aufgetaucht. Ich war heute schon zweimal im
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