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Der Minister und das Mädchen - Kriminalroman

Der Minister und das Mädchen - Kriminalroman

Titel: Der Minister und das Mädchen - Kriminalroman
Autoren: Grafit
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der Blick, mit dem er mich über die aufgeschlagene Zeitschrift musterte, wirkte professionell.
    Ich fuhr zurück ins Büro. Franka kaute an ihren Fingernägeln. Gudrun Benningdorf hatte nicht angerufen.
     
    Am Nachmittag bekamen wir hohen Besuch. Schwarz senior persönlich und Till Geskamp platzten in unser angestrengtes Nachdenken. Schwarz hatte einen knallroten Kopf und war auf hundertachtzig: »Was erlauben Sie sich, Wilsberg? Wie kommen Sie dazu, meinem Sohn einen Mord anzuhängen? Ich warne Sie! Lassen Sie meinen Sohn in Ruhe! Und wagen Sie es nicht, irgendwelche Verdächtigungen auszustreuen! Sonst werden Sie mich kennenlernen.«
    Ich blieb ruhig: »Dann erklären Sie mir, wovor sich Gudrun Benningdorf versteckt!«
    »Meine Kenntnisse der Psyche dieser Frau sind äußerst begrenzt. Es ist mir, offen gesagt, scheißegal, was für ein Problem sie hat. Ich habe nichts damit zu tun, mein Sohn hat nichts damit zu tun, und Sie sollten sich nicht darum kümmern. Sie arbeiten für mich , haben Sie das vergessen?«
    »Du enttäuschst mich wirklich, Georg«, assistierte Geskamp. »Ich habe dir doch klargemacht, dass der Fall Benningdorf erledigt ist. Warum machst du dir nicht Gedanken darüber, was du mit den zehn Riesen anfangen willst, die du von uns kassiert hast?«
    »Weil du mich schon einmal gelinkt hast, Till. Irgendwie fehlt mir der Glaube, dass ich die ganze Wahrheit kenne. Ich frage mich, wie die Benningdorf darauf kommt, dass Prückner ermordet wurde, und wieso sie Angst um ihr Leben hat.« Ich behielt Schwarz im Auge. »Und ich frage mich, was Gudrun Benningdorf über den Mord an Katarina Plistor weiß.«
    Schwarz zeigte keine Reaktion.
    Geskamp übernahm die Antwort: »Nachdem du in Bonn warst, habe ich mich erkundigt. Die Polizei hat keinen Zweifel, dass Prückner durch einen Unfall gestorben ist. Was Gudrun Benningdorf betrifft, vermute ich mal, dass sie mit den Nerven fertig ist. Nach dem, was sie in den letzten Tagen durchgemacht hat, ist das ja nicht verwunderlich. Und was die dritte Sache angeht …«
    »Katarina Plistor«, sagte ich langsam.
    »Ja. Ich weiß, dass kurzfristig gegen Christian ermittelt wurde. Aber der Verdacht hat sich, wie du inzwischen erfahren haben dürftest, in Luft aufgelöst. Alles ist in bester Ordnung.«
    »Dafür habt ihr euch erstaunlich schnell in Bewegung gesetzt. Man sollte doch annehmen, dass es zwei Tage vor der Wahl wichtigere Dinge gibt.«
    Ich hatte ihnen keine Stühle angeboten. Der Bundestagsabgeordnete schob seinen Hintern auf meinen Schreibtisch und schaute von oben auf mich herab.
    »Weil Sie mit Ihrem haltlosen Geschwätz meine Karriere gefährden können. Das lasse ich nicht zu, Herr Wilsberg. Sehen Sie sich also vor!«
    Ich wandte mich direkt an ihn: »Gudrun Benningdorf hat vor einer Woche ein neues Auto gekauft. Woher stammt das Geld, wenn nicht von Ihnen?«
    Schwarz guckte zu Geskamp. Der nickte unmerklich.
    »Okay, damit Sie endlich Ruhe geben: Wir haben der Benningdorf Geld gegeben.«
    »Sie sind auf ihre Erpressung eingegangen, meinen Sie wohl?«
    »Nennen Sie es, wie Sie wollen. Das Ganze ist zu einem ungünstigen Zeitpunkt passiert, so kurz vor der Wahl. Wir konnten kein Risiko eingehen. Wir mussten sichergehen, dass die Benningdorf ihre Anschuldigungen zurücknimmt, bevor es zur Regierungsbildung kommt.«
    Ich ließ mir das durch den Kopf gehen. »Sie hatten Ibrahim Garcia als Entlastungszeugen, Sie haben Gudrun Benningdorf bezahlt, und Sie haben mich engagiert. Ein beachtlicher finanzieller Aufwand, wenn man bedenkt, dass Christian eigentlich unschuldig ist.«
    »Na und? Geld ist nicht mein vordringliches Problem. Ich habe die Summen als Wahlkampfkosten abgehakt. Und wir hatten einen schönen Auftritt vor den Medien. Das Geld ist also nicht zum Fenster rausgeworfen. Wir konnten ja nicht ahnen, dass Sie so tüchtig sind und Prückner dazu bringen, seine erste Aussage zu widerrufen.«
    Ich fasste zusammen: »Sie brauchten keinen Privatdetektiv, sondern einen Idioten, der das herausfindet, was Sie arrangiert haben. Sehr schmeichelhaft, dass Sie dabei auf mich gekommen sind.«
    »Nun nimm’s nicht so persönlich!«, sagte Geskamp. »Wir haben das doch alles schon in Bonn besprochen. Immerhin hast du zehntausend Mark kassiert.«
    Schwarz zeigte sein Politikerlächeln. »Damit wir nicht im Bösen auseinandergehen, lege ich noch was drauf. Hören Sie zu, Wilsberg! Ich gebe Ihnen noch mal Fünftausend, wenn Sie versprechen, dass Sie von jetzt an keinen
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